Arbeitsjournal. Donnerstag, der 18. Oktober 2007.

6.33 Uhr:
Hab mal ausgeschlafen nach diesem Ausfall gestern… „Ausfälle“, so hab ich die einzelnen >>>> Arndt-Novellen genannt, Erster Ausfall, Zweiter Ausfall… Sie kriegen das Buch derzeit extrem billig im Ramsch. Wenn ich dran denke, daß ich einige meine ersten eigenen großen Lese-Erfahrungen (Bulatovic, Die Daumenlosen; Aragon, Teatre/Roman; Uwe Dick, Sauwaldprosa) aus dem Ramsch bezog, bin ich deshalb gar nicht unglücklich damit. Allerdings können Sie die Arndt-Novellen, indem Sie >>>> das Kontaktformular benutzen, auch teurer bei mir kaufen, sagen wir für 10 Euro, incl. Signatur; ich hab noch einige Exemplare.
Jedenfalls, auch der Profi, spätabends am Telefon sagte: „Schlaf mal acht Stunden, schlaf einmal aus!“ – Das nun liegt mir nicht, aber von halb zwölf bis Viertel nach sechs bin ich immerhin heute liegengeblieben. Dabei drängt die Arbeit. Irgendwie müßte ich da wieder Sport hineinkriegen, um den Körper zu stabilisieren.
Ich bin mit der AOLIA jetzt wirklich glücklich; dieses Ergebnis von vorgestern und gestern hat sich, fühl ich, glaub ich, gelohnt. Weniger lohnend ist dafür, daß >>>> die Auseinandersetzung mit dem Opernnetz offenbar immer noch nicht beigelegt ist. Der neue Redakteur hält nun aus Eingeschnapptheit meine Beiträge zurück, e i n e n Beitrag jedenfalls, vorerst; darüber gab es gestern ein längeres Telefonat mit Stefan Ulrich, einem der beiden Herausgeber, der das alles auch nicht mehr versteht. Ich hab mich enorm geärgert über solch mangelnde Professionalität; wenn der Herr… ich nenne ihn einstweilen weiter >>>> mit dem erfundenen Namen… also: wenn der Herr Heebsteven persönliche Konstitutionen nicht von beruflichen trennen kann, ist er meiner Meinung nach an solch einer Stelle falsch; das schrieb ich dann noch nachts dem anderen Herausgeber, Franz R. Stuke, mit dem ich mich vor Herrn Heebstevens Zeit bestens verstanden habe, einen geharnischten Brief. Sollte sich die kindische Angelegenheit nicht endlich beilegen lassen, werd ich den gesamten Briefwechsel mit Herrn Heebsteven, aber dann mit Klarnamen, in Die Dschungel einstellen und mich vor allem bei den Berliner Opernhäusern für Herrn Heebstevens Unprofessionalität schriftlich entschuldigen.
Herrn Heebsteven scheinen meine folgenden beiden polemischen Repliken so sehr getroffen zu haben, daß man allmählich die Frage stellen müßte, welche amoklaufenden Traumata er denn da mit sich herumschleppt:

(…) Im übrigen schrieb ich Ihnen von meiner Begeisterung für szenische Aufführungen; daß Sie darauf mit einem auf eine Weise getönten Contra reagieren, die annehmen läßt, Sie hätten Angst, man bemerke Ihren offenen Hosenstall, ist vollkommen absurd. (…) Nur hatte Herr Dittmann offenbar nicht nur eine bessere Kinderstube als Sie, sondern er verstand auch schneller, worum es ging. (…)
Der offene Hosenstall soll, hörte ich, ein g a n z besonderer Stein des Anstoß(!)es für Herrn Heebsteven sein. Was eine Alberei! (Allerdings habe ich nach wie vor das deutliche Gefühl, daß es Herrn Heebsteven eigentlich und von allem Anfang an darum getan ist, meine Mitarbeit beim Opernnetz zu beenden – und weil er (noch) entsprechende Kompetenzen nicht hat, schickte er mir den meiner zitierten Replik vorangegangenen unverschämten Brief, so daß er davon ausgehen konnte, jemand wie ich würde entsprechend scharf reagieren.)

Ich werd jetzt an die achte Scelsi-Variation gehen und dann zur Familie zum Frühstücken fahren, weil ich meinen Jungen heute wieder zum Judo-Training bringe. Danach setz ich mich über mein Marianne-Fritz-Hörstück, lese es noch einmal, recherchier ein wenig im Netz und beginne dann, meinen Marianne-Fritz-Nachruf für >>>> Volltext zu schreiben. 7000 Zeichen dürfen es sein.

17.52 Uhr:
Eben mal wieder ein Anruf vom >>>> Opernnetz: Die Angelegenheit sei jetzt endgültig beigelegt. Ich hoff’s.
Gedichte geschrieben, Sie sehen es auf der Hauptseite Der Dschungel; drei weitere Gedichte skizziert; bei den >>>> Scelsi-Variationen, die ich jetzt untereinander verlinkt habe (was ich so halten werde, bis alle 24 beisammensind), kommt es mir darauf an, möglichst viele verschiedene Lyrik-Stilarten zu verwenden, ganz ähnlich eben, wie eine musikalische Variationenreihe das tut. Dadurch werde ich mir – neben dem Versuch, Scelsis Musik nahezukommen – einige lyrische Ausdrucksformen erarbeiten, die ich bislang ganz bewußt gemieden habe, etwa den Haiku, aber auch die Permutation, mit der ich bereits >>>> hier probehalber etwas herumspiele; allerdings habe ich schnell gemerkt, wie sehr mir das strikt-Mathematische, Technische, daran mißhagt. Deshalb die Drehung am Ende des Gedichtes.
Auf >>>> das wiederum brachte mich eine >>>> von Claus Spahn für die ZEIT geschriebene Kritik über Christoph Marthalers Scelsi-Projekt, die so sehr zwischen einerseits Achtung vor Scelsi, andererseits aber vor ironischer Abwehr und damit Begeisterung für Marthalers profanierenden Ansatz hin- und herschwank, das mir das über den Tag nicht mehr aus dem Sinn ging. Ähnlich, aber wichtiger, >>>> Reichenbachs heutiges Tagebuch, insoweit es Biologik und >>>> Reiner Maria Matysik anbelangt. Darüber muß sehr und ausführlich nachgedacht und gesprochen werden; ich h a b e eine Art Haltung dazu, ähnlich ambivalent wie Reichenbachs, nur aus anderer Grund-Perspektive geschaut. Um dem Beitrag auch äußerlich die Bedeutung zu geben, die er in sich hat, hab ich an Reichenbach gemailt und seinen Contributor-Status ausgeweitet. Noch liegt allerdings keine Antwort vor; doch kann es von nun an geschehen, daß Reichenbach auch außerhalb der Tagebuch-Rubrik Beiträge für Die Dschungel verfassen wird.

Bevor ich mich jetzt an der Neunten Scelsi-Variation weiterhin festbeiße, mach ich mal Schluß für heute und radle in den Familienabend. An den Marianne-Fritz-Text bin ich, anders als vorgehabt, noch nicht gekommen. Das Drehteam von >>>> ttt wird morgen mittag hier anrollen.

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