Prediger 3, 19. Bamberger Elegien (109). Aus der zweiten Elegie in der Vierten Fassung (4).

Wie kam das denn? Was läßt uns spotten,
wenn einer die Sonne nicht chemophysisch und nicht
Mond | rein für ein nutzbares Lager von Rohstoffen nimmt,
die ihren Abbau erwarten – und glaubt noch dem Mondschein, dem Scheinen?
Scheint er denn nicht? Bluten nicht Frauen noch immer nach seinem
Schlangengeheimnis, dem frosch- und wolfsbesungenen Silber,
das man beflüsterte unter dem Mondhof, geschürt aus den Küssen
heimlicher Treffen mit Wölfen (und scheute vor Achtung)?
Das ist vorbei? Ist es das wirklich? Das Wunder entheiligt,
Nutzzweck ein jedes, das staunte? Gehalt ward Gehälter, und Form,
vormals das Bild einer schönen transzendentalen Erscheinung,
wurde Design. Ergriffensein i s t nicht, kaum Rührung. Es stimmen
Abstimmberechtigte über Natur ab, als wär sie von ihnen
endlich gehäutet, und sie wären nicht vegetativer
Stoffwechsel selbst. Wurzellos wird, und verfügbar, ein jeder,
der seine Herkunft nicht wahrhat: beliebig zu samplen, ein Patchwork
unübersichtlich bewirkter Int’ressen. Denn es bestimmt u n s,
ob es von Trieben bewirkt, ob von Bedürfnissen ist,
die was uns lehrte, als unsre zu fühlen wie Autonomie.
Merkt man Synapsen? Wir nennen Verschiebung Emanzipation,
seit sich die Menschen Natur in die Götter erhöhten und sich
selbst in den Gott. Daraus entsprang was. Geblendet
senkten die Engel den Kopf, und sie schlugen, die Wache versäumend,
schützend die Flügel darüber, so daß auch die Götter nichts sahen,
sondern sie schrumpften zu dürren Metaphern
ein,
und alles ward S a c h e, was wir berühren:
Dinge wie Tiere, denn wie dem Menschen
gehet’s dem Tier: es lebt, wie er stirbt.

>>>> BE 110
BE 108 <<<<

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .