irgend etwas tritt aus mir heraus…

….. und zwar schon, bevor ich den ersten ton höre. es ist wie eine fast unmerkliche erweiterung meiner sinne. sowie der erste ton erklingt, bilden diese erweiterungen punkte außerhalb meines körpers um mich herum, verbinden sich in ihren schwingungen miteinander, vergrößern so meinen eigenen raum, der ankommende ton erreicht mich auf eine art und weise, die so sonst nicht möglich wäre. gestern abend war ich ein einziger resonanzkörper. ich will dann auch nicht zugequatscht (geflüstert) werden, während des konzerts schon garnicht, will auch hinterher die sprache nicht. auch aufstehen und gehen mag ich nicht immer sofort, weil ich in diesem meinen eigenen raum bleiben will, schon das erheben der menschen und der losbrechende beifall (der ja oft seine berechtigung hat), stören mich gewaltig, weil das alles bricht. meine freundin ist so, wie sie ist. musik und literatur betreffend haben wir unterschiedliche interessen, aber auch empfinden. hinzu kommt meine einschätzung einer schweren depression bei ihr. sie schläft kaum noch, malt alles dunkelschwarz, lebt nur in der vergangenheit, ist unfähig, von sich aus in jeglicher form aktiv zu werden. als ich gestern bei ihr ankam, sah ihre wohnung wie ein saustall aus. „ich kann einfach nichts tun, verharre unbeweglich stundenlang auf dem sofa.“ die zwischen uns geführten dialoge sind seit wochen keine, ich erreiche sie nicht. sie hängt so an den materiellen dingen, die sie mal hatte. „guck mal, das war auch mal meins…, das hatte ich auch mal gekauft, es hat so…. und so viel euro gekostet, meine terrassenmöbel vermisse ich so, ich werde sie mir nie wieder leisten können.“ als wir gestern in ihrer küche standen, sie kochte, bat sie mich, den käse zu reiben, gab mir eine winzig kleine reibe dafür. „hast du keine vernünftige reibe?, da reib ich mich ja zu tode.“ „in meine küche kommt nur rösle, oder garnichts…“ ich komm damit einfach nicht klar, daß ein mensch so an materiellen dingen hängen kann. dachte, jetzt nach dem tod der mutter würde sich das ändern. sie wird immer dicker, futtert immer weiter, steht dann vor dem spiegel und bedauert sich in ihrem elend noch mehr. „du brauchst hilfe.“ „ich weiß, aber ich kann nichts tun, mich nicht aufraffen.“ da kann ich noch so oft versuchen, sie aufzumuntern… sie versinkt immer wieder in der schwarzen galle. immer wieder legt sie ihren kopf an meine schulter: „wenn du nicht in meinem leben wärst.“ so langsam aber sicher überfordert mich das aber, weil ich mich nicht in dieser verantwortung sehe. sie muß selbst handeln. das immer wieder mit ihr reden bringt sie nicht weiter. eigentlich müsste sie zur kur, drei monate raus aus allem, mit entsprechender betreuung, hinterher eine anschließende regelmäßige therapie. ich schlug ihr gestern vor, erst einmal zu einem arzt zu gehen, und sich ein antidepressivum verschreiben zu lassen. „du mußt aus diesem kreislauf raus, und vor allen dingen erstmal wieder schlafen können.“ ob sie es tatsächlich macht?, ich weiß es nicht.
mein tag ist heute so ziemlich durchgeplant. ich muß einkaufen, brauch noch dinge für die klinik, aber auch noch lebensmittel und getränke auf vorrat, für die zeit gleich nach der klinik, damit ich nicht gleich wieder schleppen muß. das auto muß gewaschen werden, mein fahrrad, welches schon wieder zur reparatur war, will abgeholt werden. nach ahrensburg fahr ich auch noch mal, die gläser für die andere brille ausmessen lassen, der garten hat zu viel grün, welches da nicht wachsen soll. morgen bekomme ich drei ableger pampasgras, die ich auch noch einpflanzen will. dann noch zur nachbarin, ihr den zweitschlüssel der wohnung geben, sie wird den briefkasten leeren und die blumen gießen. friseur, hand- und fußflege sind auch noch dran, achja… bargeld muß ich mir noch holen, ich werde in der klinik welches brauchen. am dienstag werde ich nicht viel zeit haben, noch irgend etwas erledigen zu wollen. muß früh im büro sein, der abend wird spät werden. es ist alles aufgeräumt, die unterlagen für die kollegin liegen auf ihrem schreibtisch. irgend etwas fühlt sich nicht richtig an, bin sehr im innen. letzte woche mußte ich noch einmal in die klinik, weil das langzeit-ekg nicht ganz in ordnung war. „sie haben phasenweise einen av2-block.“ „ich weiß, den habe ich seit meiner kindheit, mein zwillingsbruder auch, aber wir können damit leben.“ „ist das untersucht worden?“ „ja, aber man fand keine organische ursache.“ „machen sie regelmäßig sport?“ „ja.“ „bekommen sie danach probleme?“ „wie meinen sie das?“ „tritt das nach dem sport auf?“ „ja, manchmal, aber es beruhigt sich wieder.“ „gleich nach dem sport, oder später.“ „später.“ sie werden mir elektroden an den rücken und auf die brust kleben, damit sie, falls das bei der op auftritt, meinen herzschlag mittels elektrischer stimmulation wieder eintakten können. hmm….