Arbeitsjournal. Mittwoch, der 23. September 2009. Herbstanfang „ist durch“.

7.42 Uhr:
Schönes Wort, >>>> das mir heut früh eingefallen ist: „derzulande“; auf sowas bin ich immer etwas stolz, jedenfalls 1) hab ich mein Vergnügen daran, Hinsichten ineinanderzuschieben. Jedenfalls 2) hab ich die Konzertkritik fertig. Ich möchte gerne wieder dazu übergehen, in Kritiken für das, was ich gehört habe, Worte zu finden, möglichst unabstrakt und nicht-deskriptiv zu… eben: erzählen. „Musik erzählen“, das wäre etwas. Ein wenig davon leuchtete bisher immer mal wieder >>>> bei diadorim auf, vielleicht mehr als bei mir; es bleiben aber selbstverständlich Versuche der Unzulänglichkeit, wie bei jeder Übersetzungsvornahme aus einem Medium in ein anderes. Wie jede Übersetzung. Es gilt ja schon für Sprachen untereinander, „Sprache“ jetzt n i c h t in metaphorischem Sinn (Mathematik ist eine Sprache, Musik ist eine Sprache usw.).

In der Nacht mit einer Netzmagd gespielt; ein christreligiöses Szenario ausgereizt. Außerdem erreichte mich >>>> zum letzten und vorletzten Satz meines gestrigen Arbeitsjournals eine Mail, die durch die Ohren, in ihnen, r a u s c ht:Hätte ich das Zeug zur Mäzenin, oder die Mittel, ich würde es zur Bedingung machen, dass man mich betrügt.Das rauschte dann den ganzen Tag. Diese Art umgekehrte Moral. Es gibt Übertretungen der inneren Werte – weil sie vielleicht Spiegelungen internalisierter Sozialwerte sind, also Fesselungen -, die per se erotisch wirken, wenn nicht sogar krud sexuell. Auch Αναδυομένηs Satz: „Es ist so wundervoll verdorben“. Übertretungen machen süchtig, es sind Rauschgifte; man muß sie nur erst mal nehmen.

(Meine guten Mikros haben eine Macke; ich merkte es beim Abhören des Mitschnitts. Sie müssen repariert werden, sonst kann ich auch das Danz-Hörstück nicht produzieren. Aber wie sie reparieren lassen ohne Geld? Schon die 50 Euro für die kleine Klassenfahrt meines Jungen, die er nächste Woche kurzfristig antritt, muß ich mir zusammenpumpen.)

20.58 Uhr:
[Am Terrarium.]
Ich hüte die Zwillingskindlein, mein Junge ist zum Behütetwerden unterdessen zu groß. >>>> Da hab ich mal ordentlich den Kommentarbaum ausgejätet; Frau >>>> Bürger hat ja recht. Ich freilich habe es auch. Lena trägt einen gerade verblassenden Flecken am Hals; ich sah das beinah rührlos an, wie egal. Abgesehen davon hab ich auch so einen, so nimmt sich das nichts. Die Kleinen links und rechts an meiner Brust, des Mädchens „Papa, bist du wieder da?“ kann einen schnüren. Aber ich habe meine Entscheidung gefällt, für die Kleinen, seither geht es mir imgrunde prima, nur noch die Mäzenin fehlt; ich würde unterdessen sogar einen Mäzen akzeptieren, rein der Finanzen halber. Nur fürcht ich, schon dieser mein Galgenspott macht mir die Leute wenig bereit.

Die vierte Elegie fertigbekommen, eigentlich wollte ich jetzt gleich an die fünfte. Die Abende aber, für Arbeit, waren nie meine Zeit. Zumal ich Federweißen trinke, roten Rauscher, roten Weißen, „Reißer“ (Rießer) sagt man in Baden dazu. Vielleicht radle ich heute nacht wieder heim, vielleicht bleib ich hier, „hängt davon ab“, wovon , das sag ich nicht. Nee, nicht, was S i e wieder denken. Ich bin hier ein Neutrum… na gut: ein neutraler Mann. Durch und durch demokratisch und korrekt; nur daß ich von Zeit zu Zeit noch mal rauche, auf dem Balkon, das paßt nicht in meinen inneren Hugh Grant.

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