In Daniela Danzens Land. Reichenbachsche Beruhigung. Arbeitsjournal. Donnerstag, der 8. April 2010. Sowie übers Jäten und die Königin der jungen deutschen Literatur. Sowie Schlupfwespenlarven.

6.06 Uhr:
[Arbeitswohnung. Othmar Schoeck, Erwin & Elmire.]
Schöner Abend. (Danke).
Und gut, >>>> mein Danz-Hörstück wiedergehört zu haben, gut für das Projekt, das ich da in Kopf&Tiefer habe, zumal meine eigene Kritik daran härter ausfällt als die einer, die das Ding zum ersten Mal hört: ich will das mal eine Binnenkritik nennen. Sie sieht, was n o c h möglich gewesen wäre, aber unterlassen wurde; was da ist, ist ja gut, keine Frage. Autoren, die eigene Arbeiten wiederlesen und -hören, kritisieren am möglich-Imaginären. Das geht so weit, reicht so – deshalb schrieb ich das &Paar – tief, daß es selbst Kollegen, die man ernstnimmt, nicht unmittelbar einsichtig ist, vielleicht auch nie einsichtig w i r d. Wobei mir immer wieder auffällt, daß ich selbst distanzierter und genauer höre, wenn ich nicht alleinhöre, sondern jemand anderes mithört; es ist, als ginge von dem (von der) dann etwas auf mich über. Spannender Prozeß. (Der Vorteil, nebenbei bemerkt, an der Hörkunst ist, daß man Sperrungen nicht merkt, weil das Ohr den Akzent w i l l, das Auge ihn aber, bei Texten, erst durch die Filter der on-ne-fait-pas’ laufen läßt (seltsam, wie oft ich in letzter Zeit mein seit Jahrzehnten vergrabenes Französisch auszubuddeln versuch, auch wenn mir völlig klar ist, daß ich ich mir an Steingräber die Fingerspitzen blutigkratz)). Seltsame Oper, ich hatte sie ganz vergessen. Ein bißchen zu geziert, denk ich gerade, jedenfalls n i c h t s von den großen Würfen Pethesilea und Massimila Doni. Sondern die Tonalität trägt Sockenhalter. Sowas. Aber vielleicht muß ich mich erst einhören. (Nichts von der Magie der Lieder, ihrer späten Brüchigkeit, ihres frühen Herzensdrangs). Latte macchiato. Pfeife. (Tatsächlich keine Zigarette mehr seit vorgestern. Ich spüre direkt, wie gut das meinem Körper tut. Nicht das Nikotin, das die Sucht verursacht, ist ja das Gefährliche: Nikotin läuft einfach durch, dockt nirgendwo an; sondern es sind die Begleitstoffe mies).

Nun wirklich an >>>> den Berlintext heute. Gleich. Nachdem gestern >>>> die Lektorate alle erledigt worden sind. Danach an den fünften Zwischenbefund der >>>> Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens, der ebenfalls liegengelassen wurde. Zwischendurch Post. Und das Cello, zweite Wiederaufnahme. Bevor ich gestern abend zur Familie hinüberfuhr, von der ich dann ziemlich geschwind wieder hierher zurückradeln mußte, hatte ich endlich, endlich, endlich >>>> Reichenbach wieder erreicht, der seit drei Monaten schweigt; es w a r Grund zur Sorge, tatsächlich; mehrfach hatte ich ihm Mails geschrieben, die ignoriert wurden, mehrmals bei ihm angerufen, aber sein Mobilchen war und blieb ausgestellt; dann besorgte ich mir seine private Festnetznummer, sprach auf Band – und endlich, endlich ging er gestern dran…. ging nicht dran, nein, zuerst sprach ich abermals auf Band… da rief er zurück… – Er sagt, er werde das Tagebuch ab nächster Woche wieder aufnehmen; er wird s e l b e r erzählen wollen, deshalb gebe ich von seinen Gründen hier nichts preis, will Ihnen nur etwas von der Beruhigung hinüberreichen, die mir zuteil wurde.

Abends werd ich wieder Kinder„dienst” Am Terrarium haben; लक möchte in die Nacht. Allerdings muß ich morgen früh spätestens um Viertel vor acht wieder hiersein, weil der DSL-Anschluß nun tatsächlich realisiert werden soll; der >>>> Termin am 29.3. war ja gründlich danebengegangen. Erstmal aber guck ich jetzt durch die Kommentare, ob und was so alles gelöscht werden kann. [Doch lese ich gerade, 6.58 Uhr, daß Cellini bereits forstpflegerisch tätig war].

(Übrigens wird >>>> Die Banater Emmauelle in einem Buch erscheinen; es war am Ende gar nicht mehr schwer, >>>> die „Königin der jungen deutschen Literatur” (so nennt sie >>>> dort, ganz unten, der checker) dafür zu gewinnen; immerhin kommt ihre eigene Erzählung der Nacht mit hinein.)

10.01 Uhr:
Den >>>> elften Brief an Melusine geschrieben. Wieso, nach dieser Nacht der Oberarme, träumte mir ausgerechnet von ihr?

14.41 Uhr:
Espresso nach dem Mittagsschlaf. Davor an dem Berlintext gewesen. Zäh. Aber er beginnt zu tanzen. Vielleicht stelle ich nachher noch eine Probe davon ein, Entwurfsprobe, selbstverständlich. Eigentlich bastele ich immer noch an der ersten >>>> Zeile des Gepardengedichtes herum… und h a b e es… endlich! im Moment, da ich dieses hier schrieb.

20.27 Uhr:
[Am Terrarium.]
Noch sind alle auf, der Junge sowieso, aber die Zwillingskindlein müssen gleich unbedingt ins Bett. Nachmittags kam eine Nachricht vom Verlag *** zu den Bamberger Elegien: „Jetzt habe ich mich durch die viele Post durchgearbeitet und Ihre vorzüglichen Elegien sind zum Vorschein gekommen. Die sehe ich mir jetzt gleich genauer an, aber schon die ersten Zeilen sind faszinierend. Ich glaube, das könnte doch was für *** sein …” Jetzt sind es, nachdem Luchterhand wegen der eingestellten Reihe absprang, also wieder zwei. Ich werde demjenigen den Zuschlag geben, der zuerst ohne Einschränkung Ja sagt. Möglicherweise werden die Elegien dann endlich, und vielleicht bereits im Herbst zur Frankfurter Messe, heraussen sein. Außerdem Mail vom WDR wegen der Hörstücke: Bitte um Kopien von Aragon und Lezama Lima; der >>>> Verbeen sei an Einwänden gegen die Dokumentation gescheitert. Ich hab nur lakonisch zurückgeschrieben, man möge den Herrschaften doch mal leise den Namen Orson Welles’ ins Ohr füstern. Aber ich weiß ja: diese Zeiten sind vorbei, man möchte korrekte Hypothekenzahlung leisten oder Cognac für 80 Euro trinken; ich war beeindruckt. Um so wichtiger ist, >>>> darauf zu beharren. Ich werde dazu aber eigens noch etwas formulieren. Schon absurd, daß ausgerechnet ich den SchickimickiSchröderLinken ihren Verrat vorhalten muß. Weil es kein andrer mehr tut. Der Pop hat jegliches Widerstandspotential von innen aufgegessen. Wie es die Larven der Schlupfwespe mit ihren Wirtskörpern tun.

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