Fünf Tage vor Rom: Das Arbeitsjournal des 23. Julis 2010, einem Freitag. Neuerlich „Qui m’aime me suive”.

8.44 Uhr:
[Arbeitswohnung. Etta Scollo, Casa.]
Manches im Verlagswesen faßt man nicht, faßt es manchmal aber doch noch, wenn einem die Hintergründe bekanntwerden; jedenfalls: nachdem mich der große Kinderbuchverlag wegen des im Dezember abgegebenen Teils des Jugendromans erst hängen ließ, dann auf der Messe Leipzig den Abschluß mit Handschlag firmte, mich aber dann bis gestern nacht abermals hängenließ, nicht nur mich, auch >>>> Barbara Stang, erreicht mich eben gesten nacht (!) per Absendedatum 0.06 Uhr eine Email des Lektors, selbstverständlich sei das Buch bestellt, selbstverständlich werde es 2011 erscheinen, und wir müßten jetzt dringend den Vertrag machen… – was mich aber völlig aus meiner anderen Arbeit heraushaut, weil ich das Buch im April/Mai fertigschreiben wollte; so war der per Handschlag besiegelte Plan. Dann kam dieses Schweigen – keine Reaktion auf Anrufe, keine auf Emails, dasselbe bei Stang -, und jetzt will man den Roman am besten gleich noch vorgestern fertighaben. So daß ich direkt nach Italien d a r an gehen muß, es geht ja immerhin auch um Geld; d a r a n gehen neben der Arbeit an der Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens für >>> etk-books, neben der Überarbeitung >>>> Der Fenster von Sainte Chapelle, neben der Durchsicht und folgenden Fahnenkorrektur der BAMBERGER ELEGIEN, und vor allem: obwohl ich doch endlich die überarbeitende Fertigstellung von >>>> ARGO angehen muß und wollte, also ANDERSWELT III, dessen Erscheinen für den Herbst 2012 geplant ist: bei einem 1300-Seiten-Buch ein recht enger Zeithorizont.

Wieder einmal kommt eine Buchbestellung herein; es scheint sich herumzusprechen, daß Dielmann quasi nie ausliefert oder nur, wenn ihm grad der Sinn danach steht. Aber d i e s e Angelegenheit wird ja nun geregelt.

Mein Junge ist noch hier; meine Güte: wie braun er geworden ist! Er schlief wieder auf seinem Vulkanlager, er hat den neuen Schlafsack eingeweiht. Wir sahen einen Film gestern abend und gingen spät nachts noch ein Eis essen. Wunderschön. Als wir, v o r dem Film, beim Thai saßen, spazierte seine Klassenlehrerin vorbei. „Mögen Sie einen Wein mit uns trinken?” Sie zauderte kurz, fragte: „Versöhnungswein?” Ich wußte erst gar nicht, was sie meinte. Es ist mir eigentümlich, Unstimmigkeiten, wenn man sie geklärt hat, immer sofort wieder zu vergessen. Sie sind dann wie nie gewesen. Weshalb es mich sehr anstrengt, mir klarzumachen, daß andere Menschen in diesen Belangen völlig anders „ticken”. Sie merken sich so etwas offenbar. Wozu ich gar keinen inneren Raum habe; es steht eh schon alles viel zu voll; ich behalte, was poetischen Sinn hat, worauf ich etwas schaffen kann oder was mich anderweitig weiterbringt, alles übrige rutscht einfach durch die Maschen, und für immer, hinweg. Es sei denn, man erinnert mich.

„Papa, spielen wir eine Runde Schach?”
„Au ja.”

18.30 Uhr:
Der Tag bislang verging mit Besorgungen und in der Gegenwart meines Jungen, der nun wieder zu seiner Mama fort ist; morgen sehen wir uns wieder. Die Besorgungen standen im Zeichen der kommenden Reise. Ich bin mir sehr unsicher, ob ich den Laptop mitnehmen soll… ja will; eigentlich mag ich mit meinem Buben ja nicht, um zu arbeiten, verreisen. Andererseits ist jetzt derart viel zu tun. Zumindest während der ersten Woche, auf Eigners Olivberg, wo es eine Dichterklause gibt, könnte ich frühmorgens bis frühmittags einiges tun; sowieso werden wir, wenn wir am Grillfeuer beisammensitzen, die Kinderroman-Erzählung für uns durchfantasieren; aber dazu braucht es nicht eigentlich den Laptop. Und ins Netz, per Roaming, geh ich sowieso nicht, sondern werde abends in Internet-Cafés hineinschaen, sofern es welche gibt. Weiters: Wenn wir dann mit dem Zelt weiterreisen, ohne je recht zu wissen, wo wir landen werden, birgt der Laptop Risiken. Klaut man ihn, geh ich die Zeltwände hoch; an einen Strand aber nehm ich ihn sicher nicht mit… abgesehen vom Gewicht schon wegen des Sandes, der schließlich überall drinsitzen wird. Und sowieso, ich wär auf ständigen Stromanschluß angewiesen. Oder ich geb ihn morgens im Café ab und bitte, ein Auge draufzuhaben bis zum Abend. Hm.
Ich denke auch über eine Dschungelpause nach – jedenfalls für m e i n e Beiträge; die der anderen können selbstverständlich weitererscheinen; meine Administratorinnen werden gewiß ihr Auge streng auf die Kommentare haben; vielleicht bitte ich die Löwin außerdem, wachsam zu sein; dann wären es d r e i, die die Geschehen moderieren, und keine hätte zu viel zu tun damit. Hm. Nochmals Hm. Hm. Drei Wochen Ruhe vor Herbst – das hat’s in den ganzen sieben Jahren Dschungel noch nicht gegeben. Ich weiß nicht mal, ob ich selbst das aushalten würde. Andererseits: es hat auch etwas von Freiheit, einer, die man sich wiedernimmt. Da soll mir keine meiner Leserinnen klagen! Denn zu lesen gibt’s in Der Dschungel genug… man könnte in den drei Wochen ja mal die einzelnen Rubriken hinabsteigen, das muß nicht immer dieses Arbeitsjournal sein.

Und soeben kommt neue Post wegen des Kinderromans. Und ich muß >>>> Elfenbein schreiben. Und die Fahnen von „Azreds Buch” ausdrucken, die parallel UF korrekturliest. Und um 20 Uhr treffe ich den Profi in der Bar. Außerdem hat sich die Dottoressa >>>> wegen Ayana gemeldet: irgend etwas s e i mit ihr. Da hat sie recht. Und konnte es nicht wissen. Sie wußte auch >>>> von dem Kästchen nichts. Nämlich: Ayana hat es mitgebracht.

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