Arbeitsjournal. Montag, der 20. September 2010. Wieder DTs. Mittags Dieter Ilg, sowie zu Steinhoff, den man sich aus Gründen des guten Geschmackes nicht antut.

7.29 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
>>>> zu gestern sagen die Bilder genug. Jetzt muß ich dringend den Leukert-Text fertigstellen, der immer noch stockt, und muß vormittags für meinen Jungen einiges besorgen. Auch Geldkram ist liegengeblieben.
Ich fange mal an. Prima le parole. (Und mal sehen, ob sich >>>> daraus eine Diskussion ergibt.)

(Wenn es nun darauf ankommt, die Arbeit meines Sohnes, also seinen Unterricht, ihn sich strukturieren zu lassen, ja wenn das unmgänglich ist, muß ich auch mich selbst endlich wieder strukturieren.

Also: >>>> „den Tag strukturieren” (DTs).

Nach 20.30 Uhr: Offen. Aber nicht nach 24 Uhr zu Bett, damit ich wieder in die Frühmorgens-Arbeitszeiten finde.)

Ich habe meine Strukturen über die Familie verloren; hab eben mal herumgescrollt in Der Dschungel; es läßt sich ganz gut nachvollziehen, werden DTs und Arbeitsjournal verglichen.Dann kam eie Phase, in der ich es für gut & menschlich hielt, mich nicht mehr so in die Arbeit zu korsettieren; das Ergebnis ist aber, daß etwa >>>> ARGO liegengeblieben ist, daß >>>> DLZI liegengeblieben ist, daß auch >>>> Melusine Walser immer noch liegt. Zwar sagte die Löwin gestern nacht am Telefon, wenn man meine Arbeitsdurchhänger mit denen anderer Leute, auch Künstler, vergleiche, komme doch immer noch ziemlich viel dabei raus. Stimmt auch. Nur sind meine Bezugssysteme anders. Nicht besser, nein, aber anders.

Latte macchiato. Morgencigarillo. Und eben die Löwin mit meinem Anrufen wecken.

9.11 Uhr:
[Vivaldi: In furore, Laudate Pueri e concerti sacri. >>>> Sandrine Piau!!!]

”Das Unternehmen, in die Musik erfahrene Töne der Welt hineinzunehmen, ist alt; lange wurde dies mimetisch betrieben: nachgestellt, ob die Vögel des Janequins, ob das Gewitter bei Beethoven. Es ging um den Ausdruck aus dem Geist der musikalischen Idee. Mit der Romantik, vor allem Spätromantik, werden dann erstmals Geräusche in die Musik integriert, zu denken an Tschaikowskis Solonelle 1812, zu denken an Berlioz und schließlich an >>>> die Kuhglocken Mahlers. Immer war da der Drang, in Töne zu fassen, was uns umgibt, und diese Töne der Welt immer weiter anzunähern, sie in den Sinn aufzunehmen, dem das sich stetig perfektionierende Modell der musikalischen Harmonie, das aus der gedachten Harmonie einer göttlichen Ordnung kam, die großen Kunstwerke schuf. Als aber die als gegeben gedachte und so sicher auch empfundene Ordnung Risse bekam und schließlich sprang, wurde nach neuen Sinnzusammenhängen gesucht, einer anderen Harmonie. Sie nahm in der jungen Moderne stark rationale Formen an, etwa in der sog. Zwölftonmusik. Doch mit dem Radio und den ersten technischen Aufnahmemöglichkeiten ging ein Blick zurück auch wieder in den „Natur”-Klang, der unterdessen, im Gefolge der Verstädterung, Klang der entfremdeten Lebenserfahrung wurde.”

H a t was, über Leukerts kompositorische Arbeit bei Vivaldi zu schreiben; insgesamt ist es bezeichnend, wie sammelnd, nach wie vor, geistliche Musiken sind. Man kann die andere Musik in ihnen einbetten, sie in ihnen wenden und anschaun. Was ich also soeben tu.

9.52 Uhr:
[Couperin, Leçons de ténèbres.]
So, der Entwurf meines Leukert-Artikels steht; nur bin ich mit 5500 Zeichen fast doppelt so lang, wie beauftragt ist. Ich muß aber etwas ausholen, musikgeschichtlich, damit die Leser der Zeitung Leukerts Kompositionen auch einordnen können und überhaupt diese Richtung musikalischen Denkens und Fühlens wieder ins Bewußtsein jenseits ihrer kleinen Szenen kommt. Also werde ich a) gegenüber Büning argumentieren müssen und b) muß mein Text geradezu schlagend gefaßt und enggebaut sein.
Dem >>>> DTs folgend („Wie fang‘ ich nach der Regel an?”/„Du stellst sie selbst und folgst ihr dann”), geht’s jetzt erstmal an anderes. Nachmittags hör ich dann die Leukert-Kompositionen noch einmal auf sinnliche Momente an, die sich sprachlich vermitteln lassen, und ergänze meinen Entwurf, den ich morgen zum Druck-Artikel zusammenziehen werde.

12.05 Uhr:
Die „Wege” erledigt, zwischendurch noch wegen einer Pressekarte zu Garbareks Berliner Konzert mit dem Hilliad-Ensemble beim Berliner Dom angefragt; der bescheidet abschlägig. Also gleich an >>>> ECM geschrieben. Parallel ging die Bestätigung der Pressekarte für >>>> Homokis Neu-Inszenierung der Meistersinger an der Komischen Oper Berlin ein, über die ich am Montag berichten werde. Jetzt rasieren, duschen, Mittagsschlaf; dann das Essen vorbereiten und Sohneszeit. Alles strikt im Plan des DTs’; – fein. (Dieses heutige Arbeitsjournal habe ich aus strategischen Gründen kurz von der Hauptsite genommen).

14.30 Uhr:
[Couperin, Leçons de ténèbres. (ff).]
Nun auch >>>> meine am vergangenen Donnerstag in der FAZ erschienene Besprechung der Otello-Bearbeitung des Jazzmusikers Dieter Ilg, – hier in der unveränderten Version, so, wie ich den Text abgegeben habe und ohne die dusselige Überschrift, von der ich um 13.29 Uhr >>>> dort geschrieben habe. Nachdem das eingestellt war, schlief ich tief und ungestört. Jetzt wird bereits der Blumenkohl-Auflauf erhitzt fürs Mittagesse, auch eine süße Quarkspeise ist für das Dessert schon fertig. Mein Junge wird jeden Moment die Tür aufschließen. Außer >>>> Sibylle Lewitscharoff gibt’s heute nichts beim >>>>ilb, das mich lockte; aber >>>> der Steinhoff hält mich davon ab, zu ihr zu gehen; ich mag mich nicht schon wieder schaudern, – schon gar nicht, wenn mich den ganzen Tag über die Musik ermildet hat. Frau Lewitscharoff, verzeihn Sie bitte. Den Steinhoff tut sich wirklich niemand an, der geraden Sinnes und Characters ist.

17.24 Uhr:
[Leukert, >>>> Wildwechsel.]
Die >>>> angefallenen Lektorate im Virtuellen Seminar erledigt. Mein Junge ist zum Cello-Unterricht weg, in Latein ging mal wieder was schief. Aber das kriegen wir hin. Jetzt erneut am Leukert-Text: das mir wichtigste Stück >>>> der Doppel-CD, „Wildwechsel” anhören und zeitgleich Notate dazu schreiben. Beeindruckend ist es.

20.13 Uhr:
Der Leukert-Artikel ist fertig. Er muß allerdings überarbeitet, vor allem gekürzt werden. Dafür will ich morgen die wieder einzuführende Früharbeit nutzen. Jetzt mach ich mich bereit für die Bar.

Versucht, die Löwin zu erreichen, aber es nimmt niemand ab.

23.49 Uhr:Etwa, >>>> bei Lentz, „mit terpenem Geruch”. Oder das:


verkorkst ist die liebe die wir pflegen
dein ausdruck wie nachtschatten stumpf deine griffige
münze und täglich wechselt
die währung was wir liebe nannten

hat nirgendwo und nie bestand
jetzt sind wir wieder aufs offene feuer
gestellt
doch da ist keine stelle die dich
nicht liebt du mußt die liebe ändern


Jetzt wieder in der Arbeitswohnung. Noch schnell ein Butterbrot. Und die Löwin anrufen. Dann ins Bett. Ich will morgen wieder einmal früh hoch.

22 thoughts on “Arbeitsjournal. Montag, der 20. September 2010. Wieder DTs. Mittags Dieter Ilg, sowie zu Steinhoff, den man sich aus Gründen des guten Geschmackes nicht antut.

  1. verbandeln Lieber ANH!

    Nunmehr schon seit 3 Jahren verfolge ich Ihren Blog auch auf Litblogs.net, wo wir beide gelistet sind. Ich würd mich freuen, wenn wir engeren Kontakt hätten, könnte uns beiden eventuell Anregung geben. Was meinen Sie? Sollten wir uns als Dichter enger verbandeln? Ich würde mich freuen.

    Ihr (oder dürfen wir zum kongenialen Du wechseln?) Jörg Meyer / ögyr. Sie finden mich in Litblogs oder unter http://www.schwungkunst.de/wordpress

    1. @oegyr. Engerer Kontakt: gerne. Wie Sie aber gerade heute lesen können (mein Sie ist nicht unfreundlich, ich halte aufs Sie nur sehr: gerade auch Achtung), versuche ich soeben, mich wieder zu (kon)zentrieren – mich „zusammenzureißen“, hätte meine hochstrukturierte Mutter gesagt, wenn sie denn noch lebte. Sowie meine Zeit es zuläßt, lese ich bei Ihnen, und dann sehen wir weiter. Einverstanden?

    1. Ein Blick in den Spiegel macht mich unsicher. Sollte ich nicht aus ganz anderen Gründen, als Sie, der Kaschierung halber, dazu übergehen, Herrenkorsetts zu tragen. Mein Lebensmittelgeschwür in der ungefähren Mitte meines Körpers, wäre damit gut zu tarnen.

    1. Völlig einverstanden? Daß er Ihren Blog ignorieren,
      daß er Sie hier als Stichwortgeber miß(ge)brauchen,
      daß er hier Ihre Beiträge schurigeln wird.
      „Sie“ also auch?
      Mensch, dann schreiben Sie wenigsten Ihre eyer groß!

    2. Verehrte Frau B., wenn ich Sie so lese, verspüre ich eine mehr als vermehrte Neigung zum Gerundiv, dem Verlorenen: „der nicht zu ignoierende Blog“, „das nicht zu beantwortende Stichwort“, „der nicht zu schurigelnde Beitrag“. Das tätige Nichtwerden ist doch die unmittelbare soziale Filiation des Antwortenden, der nur vergessen machen will oder einfach nicht mehr wußte, was Metempsychose ist. Einverstanden? Dann werde ich Du zu Ihnen sagen, vor Glück.

    3. @ögyr: BettyB. ist. Das wäre an sich schon eine Aussage. Sie läßt sich aber fast beliebig erweitern, etwa um ihren „Ort“ in Der Dschungel: …. ist ihr, Der Dschungel, Igelin, die immer noch meint, die Hasen zu täuschen, die sich seit zweihundert Jahren indes ihre und ihres Vorfahren Geschick erzählen, – nicht ohne Schadenfreude, was hier zugegeben werden muß, so aus der Rammlerperspektive.

    4. In die Jahre gekommene Herren beschwören immer wieder die Rammlerperspektive, mangelt es ihnen doch altersbedingt an notwendiger Standhaftigkeit, auch ist das Ergebnis ihrer ungelenken Bemühungen schon lange nicht mehr der Rede wert. Während die Subjekte ihrer Anstrengungen, ungerührt vom Tod, zu abschließenden Verrichtungen übergehen, sind sie es, die die leeren Momente schönschreiben, sind sie es, die zunehmend den gerundiven Überblick verlieren. So verkommt das Schurigeln zur Märchenstunde, nach der sich Igel und Hase gute Nacht sagen.

  2. Die Kuhglocken Mahlers Outch…a lapdog called bissig Betty around
    des Meisters Hals
    a weng paraneu & prejudizierend
    Her be St. Corsa Opel?

    1. sorry, oegyr (m)ein knurrender faux pas – es sollte nicht sein ( muss wohl wieder Pillen schlucken, um mich selbst vom Schub zu schuhriegeln…)

    2. why denn englisH nu? Und Selbstdisziplin, warum,wozu? Ein WErk geschieht sowieso. Erinner‘ dich an dich selbst, bettY Besen !

    3. @Betty B. Ein Mann aus Hdb., der desöfteren seine Käseplatte mit mir teilt, hätte Sie jetzt als Perlhuhn ausgeschrieen. Perle-an-Perle-Ketten trägt man nicht. Für mein Dafürhalten auch nicht justiziable. Waagschaliges interessiert mich nicht. Betty, Sie wissen ganz genau wieso ich jetzt auf Perlen komme, die fand ich hinter dem Wasserfall.

    4. Gute Frau, es reicht schon, wenn Sie den Käse mit ihm teilen, die Platte würde ich ihm ungeteilt belassen, gegebenenfalls und vertraulich über die Anschaffung eines Toupets diskutieren. Und was das beschwerliche Tragen von Ketten angeht, fragen Sie Frau Häusler, deren trostspendende Tagebuchbeiträge ich schmerzlich vermisse.

    5. Es bleibt dabei. Betty B. wird noch als Fünfzigjährige das Stroh der Groupis zu Gold spinnen wollen, ohne daß sie doch ein Kind hätte, das sie schützen müßte, nicht einmal könnte. Soviel zu ihrer Tragik, die keinerlei Ketten bedarf. Deshalb, um meinerseits s i e zu schützen, werde ich wohl weitere Betty-Kommentare wieder lustvoll löschen – schon, um meinen Leserinnen die weitere Zumutung durch permanente Wiederholungen zu ersparen.

    6. Es bleibt dabei. Bitte, wie Sie meinen.

      Erläuterung:

      Perlhühner sind Anwältinnen.
      Und der Käseverteiler braucht kein Toupet, da er Kopfhaar hat. Ist Mr. W.

      Betty, fragen Sie Anna Häusler, ich werde es für Sie nicht tun. Und hör´n Sie auf andauernd ANH zu spiegeln, ich hoffe es gibt hier noch andere mit denen ich sprechen kann. Sonst nehme ich den Luftweg und fliege weiter nach Gut-Dünken. Dabei wollte ich doch nach…
      Landen.

      Put, put, put. Ja, da fragt sich einer selbst…
      Aufsagen von engl. Verbformen oder ist jetzt Anfütterungszeit?
      Ein Gedicht von Ihr gefiel mir sehr…

    7. Der Bettyexorzismus. Ein Ladenhüter ist Betty ja nicht gerade.

      Wer A sagt muss auch B sagen.
      Ich wollte das Alphabet aufsagen.
      -Nein, es bleibt dabei! Cucina, basta!

      Geh nach Haus, zieh dich um, läufst rum wie eine Betty, wird so gemacht wie ich es sage!

      Noch heute kann man sich in Rom zum Exorzisten ausbilden lassen. Satan boomt!

      Bin ja A, nicht B.

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