Das Arbeits- und Reisejojurnal des Montags, dem 27. September 2010. Berlin und Frankfurtmain. Die Leopardenfrau, nach Jahren. Aus einem Dornbusch, der nicht mehr brennt. Erfüllt indes von den Meistersingern von Nürnberg in Berlin.

4.44 Uhr:
[Arbeitswohnung. Wagner, Meistersinger.]
Ein >>>> DTs müßte heute früh zu vage ausfallen; es ist jetzt auch nicht die Zeit, mir die Planung zu überlegen. Um fünf nach sechs Uhr muß ich spätestens zur S-Bahn los, um den frühen ICE zu bekommen. Ich habe aber noch gar nichts gepackt. Das ist freilich nicht viel, aber für die Arbeit muß überlegt werden. Wiederum kann ich bei B., die ich, euphemistisch gesagt, nicht nur >>>> einige Jahre nicht mehr gesehen habe, die mich aber wegen eines Projektes anief, was mich überraschte, glauben Sie mir… also ich kann ihretwegen schlecht auf einem Tagesplan beharren. Oder vielleicht doch. Doch, kann ich. Aber ich will mich doch vorher noch rasieren. Und duschen. Kleiden. Also das gehört jetzt alles in die Früharbeitszeit. Doch wenigstens ein paar Sätze tippen, vorher, dies hier. B. war damals das – den Begriff kenne ich seit dem Prozeß gegen mein dann erst mal >>>> verbotenes Buch– „Urbild” der Leopardenfrau, von der >>>> Dr. No schrieb.

Ich denke, die Links geben Ihnen genügend Morgenlesestoff, so daß ich mich an das, was ansteht, jetzt auch begeben kann. Das DTs skizziere ich dann im ICE, wo ich auch die Kritik zu >>>> gestern abend schreiben werde: gerne schreiben. Guten Morgen.

5.54 Uhr:
Geputzt. Den Laptop runterfahren und ihn und das letzte Zeug zusammennehmen und ab. Zu B., der Leopardenfrau, eventuell nachher aus dem Zug. Auch zu B., der Betty, ist mir unter der Dusche noch was eingefallen, und auch das erst, >>>> Frau Betty, erzähle ich nachher. Also, mein Äffchen, bleiben Sie dran!

*******

7.02 Uhr:
[Ice Berlin-FFM. Wagner, Meistersinger.]<
So, im ausgesprochen gefüllten Zug. Klar, Montagmorgen. Jetzt eben das DTs skizzieren. Dann die Kritik. Wegen der Leopardenfrau müssen Sie sich gedulden, bis ich meinen MeisterSingertext fertig haben werde.

12.20 Uhr:
[Dornbusch, Wintergarten.]Das nenne ich jetzt mal einen Arbeitsplatz. Ich war ziemlich verdattert, als ich ankam. B., die ich zuletzt – meine Güte, das ist 29 Jahre her! – 1981 sah, begrüßte mich mit den Worten: „Ich weiß, du willst arbeiten. Aber Hallo sagen wirst du doch?” Ich scheine ihr weniger fremd zu sein, als sie mir ist. Was an Der Dschungel liegt; sie lese, erzählte sie, seit langem mit. Zu ihr selbst aber erst später mehr, zu ihr und uns, heißt das. Ich will über die Meistersinger zuendeschreiben, das soll unbedingt heute noch ins Netz. Jedenfalls, nach dem Kaffee zeigte mir B. erst das Zimmer, worin ich schlafen dürfe, dann führte sie mich gleich in diesen Wintergarten. „Breite dich aus, wie du willst. Brauchst du den Code für Wlan?”
Ich fühle mich aber nur halbwohl. Es ist ein bißchen wie vor ein oder zwei Jahren, als mich meine erste große Liebe wieder angeschrieben hatte, ob wir uns nicht treffen wollten, sie sei in Berlin… und dann saß ich ihr, der völlig Fremdgewordenen, nach 33 Jahren im Pratergarten gegenüber und hatte ihr überhaupt nichts zu sagen, und sie nicht mir, imgrunde. Aber nein! Ich will arbeiten. B. sagt, es gebe um halb zwei Mittagessen. Nein, der Dornbusch brennt nicht mehr.

…. aber mußte doch noch mal unterbrechen, >>>> Phyllis Kiehls wegen, bei der ich offensichtlich für ein Rendesvous >>>> mit Schaf- und Schäferinnengedichten vorausbezahlen muß. Aber bekanntlich liebe ich Idyllen. Nur woher weiß sie das?

: 12.51 Uhr.

19.58 Uhr:
Jetzt habe ich doch den ganzen Tag >>>> an dieser Meistersinger-Kritik geschrieben; so lang zu schreiben, hatte ich gar nicht vor. Aber ich denke, das steht jetzt so sehr richtig. Bin gespannt, ob Sie etwas und was zu dem Text sagen werden. Ich mag es gerne, wenn Kritiken Diskussionen sind, schon als solche, aber dann auch in den Kommentaren.

Es ist dunkel geworden hinter den Scheiben; manchmal sehe ich die U-Bahn, die hier überirdisch auf Straßenhöhe fährt, als stumme Lichterraupe vorübergleiten, denn die Scheiben lassen gar keine Geräusche herein. Und eben wurde, ein drittes Mal, zum Abendessen gerufen. „Einen Moment bitte noch”, habe ich wahrscheinlich schon mehrfach zurückgezischt. Ich muß mich jetzt wirklich um B. kümmern. Später also, oder erst morgen, mehr.

8 thoughts on “Das Arbeits- und Reisejojurnal des Montags, dem 27. September 2010. Berlin und Frankfurtmain. Die Leopardenfrau, nach Jahren. Aus einem Dornbusch, der nicht mehr brennt. Erfüllt indes von den Meistersingern von Nürnberg in Berlin.

  1. Idyllen, lieber ANH, sind trügerisch: ebenso wie das scheinbar harmlose Format des Schafgedichts.
    Vorauszahlung, solch ein Wort hätte ich nie in den Mund genommen. Ich wollte Sie nur, streng literarisch natürlich, zu etwas Unfug verführen. Was zu meiner Überraschung ziemlich leicht war : )

    1. @phyllis. Ich l i e b e Unfug; er paßt nur leider seltenst in Die Dschungel. Um so dankbarer bin ich, wenn mir das Netz anderweitig den ganzen Arm herüberstreckt, damit ich ihn als Brücke nutze.

      War >>>> das jetzt genügend Vorspiel für Kaffee? Geben Sie bitte kurz unter fiktionaere at gmx Pünktchen de bescheid. Grazie, Signora.

  2. Liebe phyllis, tut mir leid, dass ich nicht weiss wofür Sie bitten. Ich vermute für das tote Mondschaf. So tot, schon verwest und die Asche vom Wind zerstreut, dass bei Ringelnatz nichts mehr davon zu finden ist. Suchen Sie unter dem Galgen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .