Aus der Serengeti zu den Rechten der Gäste und ihren Pflichten, sowie der Gastgeber. Donnerstag, der 10. Februar 2011. Schließlich noch für Jean Giono.

8.48 Uhr:
[Nyali Beach. Hindemith: „Für die, die wir lieben”, Requiem.]Es ist ganz wunderbar, daß es um diese Zeit schon lange hell ist; warm ist es ja ohnedies. Als ich aufwachte, war ich darüber verwundert, aber langsam verstand ich, daß es zu Deutschland eine Zeitverschiebung gibt; zwei Stunden sind es. Ifönchen und Armbanduhr hatten sie nicht registriert. Da bin ich mit dem Laptop und einem Pott voll Nescafé auf der Löwin und meine kleine Terrasse hinaus, denn die Serengeti, diesmal, liegt am Meer wie ganz Böhmen. Sie ist hier voller Palmen. Denn meinen Lesern wird längst klar sein, daß eine Serengeti nicht immer eine sein muß; ihre Beharrungskraft wird allerdings von bisweiligen Besuchen des Mutterlandes ernährt – ohne sie müßte sie auch unserm Innern ersterben.
Viereinhalb Stunden habe ich wieder geschlafen, eben die Zeit, die mir erlaubt ist; daran ändert auch Afrika nichts; aber ich habe den Sonnenaufgang verpaßt, der hier über dem Indischen Ozean angebetet werden kann; dennoch hat es, das Meer, mich geradezu mit einem irren Glänzen begrüßt und weiterhin jubelt es mir zu. Mein Sohn ist zurückgekommen, möchte das, fühle ich, sagen. Und die Löwin wird, stell ich mir vor, vom Wogen im Weiterschlafen gehoben, gesenkt und weitergehoben, indes ich, die Kopfhörer im Ohr, nun tippe – um erst einmal >>>> zu gestern zu schreiben. Ich hab mich nachts dann doch noch detaillierter informiert.

Folgendes möchte ich dazu doch sagen (>>>> meine eigene Darstellung des Abends lasen Sie sicher):
Jemand, der einer Einladung auf ein Fest folgt, hat sich zu benehmen und nicht nachher irgend einem der anderen Gäste in den Rücken zu fallen. Das gebietet der Anstand ebenso, wie daß der Gastgeber eine Schutzpflicht gegenüber seinen Gästen hat; er muß sie in jedem Fall vor Unbill schützen, wenn er das Ansehen seines Hauses nicht schänden will. Nun kann es freilich geschehen, daß sich seine Gäste in die Haare kriegen; dann muß er schlichten. Er hat darauf ebenso zu achten, wie, daß seine Gäste versorgt und umkümmert sind. Letzteres war vorgestern nacht der Fall: Aléa Torik war in ständigem Gespräch mit zumindest >>>> Schlinkert; sie wirkte durchaus nicht verweist.
Nach den nunmehr hier wie bei Aléa geführten Diskussionen, bei denen mich vorm Schlafengehen besonders aufregte, daß Aléa so öffentlich wie schamlos behauptet, sie sei in ihrer Darstellung „nur ehrlich” gewesen, ist einiges geradezurücken.

  • Aléa ist erst einmal grund-unehrlich, was den Kommentaren eine Richtung gibt, deren Irrtümlichkeit ihre Autoren nicht vertreten müssen; daß sie m i c h angreifen, ist ihnen deshalb in gewisser Weise nachzusehen. Nun ist „Ehrlichkeit” von einer Dichterin so wenig zu erwarten wie von einem Dichter; sie darf und muß sogar Wirklichkeit erlügen und umlügen, das ist ihr Metier, und je besser ihr das gelingt, um so schöner wird der Text. >>>> Sowieso hat es geschrieben: Ein Jahr später etwa wäre Aléas Beschreibung ganz problemlos gewesen; oder sie hätte für das, was sie ausdrücken wollte, die Wirklichkeit eben einfach umerfunden: von einem ganz anderen Beisammensein erzählt, auf einer Versammlung der, sagen wir, Akademie der Schönen Künste. Doch ist sie, Aléa, auch im speziellen unehrlich, nämlich in der scheinbaren Dokumentation. Genau das das verändert >>>> das Mentir vraie entscheidend, das doch eine „wirkliche Wahrheit” erlangen möchte: Denn keineswegs war sie mir „nur in die Arme gelaufen”, und ebenso wenig hatte sie sich „eigentlich” nicht in den Kreis der Feiernden hineinziehen lassen wollen, ebenso wenig, wie dieser Keis nur aus solchen bestand, die mit Literatur zu tun haben; es waren, >>>> ich dichtete das gestern selbstverständlich um, bewahrlog es, Bundeswehrer da und Papierfabrikanten, Philosophen und Rechtsanwälte, Architekten und Computerspezialisten, sowie, ja, tatsächlich auch Künstler. Vielmehr war Aléa meiner schriftlichen Einladung gefolgt, und als sie >>>> die Bar betrat, tat sie das ganz im Gegenteil ausschließlich, um sich in den Kreis ziehen zu lassen. Sie selber suchte ihn auf. Und ich stellte sie den da schon Versammelten vor. Woraufhin sie sich sofort zu Schlinkert setzte; einige Zeit saß auch >>>> BRSMA dabei. Ich mußte nicht den Eindruck haben, daß sich Aléa aus einem anderen Grund unwohl fühlte, als vielleicht einem einzigen, der aber von mir hätte nicht aus der Welt geschafft werden können, weil er allein in einer Diskrepanz zwischen Aléas weiblichem Wesen einerseits und ihrer körperlichen Erscheinung liegt; dieses unter Zeugen zu besprechen, hätte mir nicht zugestanden und steht mir – eigentlich – auch jetzt nicht zu.

  • Nun ist es allerdings richtig, daß Aléa mich, wie sie auch schreibt, nachdem sie ihren Text bei sich veröffentlicht hatte, gefragt hat, ob er mich verletze und sie ihn deshalb wieder herausnehmen solle. Dies Frage wurde mir aber eben gestellt, nachdem der Text schon veröffentlicht war. Ich bin nicht der Mann, einen Text zu verbieten; dazu habe ich selbst genügend bittre Erfahrung; immerhin habe ich MEERE damals dem späteren Kläger fast ein ein dreiviertel Jahr v o r seiner Veröffentlichung zur Kenntnis gebracht, und dennoch wurde der Roman erstmal gerichtlich verboten. Doch hierum geht es gar nicht, sondern Aléas Fragestellung war schon falsch: Nicht mich verletzt er, sondern das Ansehen einer Gästin, die mir überdies sehr wert ist; indem Aléa sie meine „Geliebte” nennt, hätte ihr genau das klarsein müssen, ebenso wie, daß mich eine solche grobe Veröffentlichung in Loyalitätskonflikte bringen mußte, zumindest bringen hätte können. Etwa hat Aléa in keiner Weise an die Löwin gedacht, während ihr, was die Samarkandin empfinden müsse, schon ganz am dessen unerachtet schönen Arsch vorbeiging. Es hätte ein Herausnehmen des Textes aber sowieso wenig gebracht, da Google nichts vergißt und sehr vieles cachet.
    Also sagte ich ihr: Nein, laß es drin, aber ich werde reagieren. Worauf erst einmal Telefonate zu führen waren, um den entstandenen Schaden abzuschätzen und meinerseits um Verzeihung dafür zu bitten, daß ich einen Gast falsch eingeschätzt hatte, weil ich in meiner Naivetät immer noch einen Begriff von Ehre beibehalten habe und, diese Naivetät nun im Auge, noch mit Nachdruck beibehalten werde. Ich bin sehr dankbar dafür, daß Frau v. Samarkand das Geschehen mit Ruhe aufgenommen hat, ja sogar ein wenig belustigt über diese junge Rumäniendeutsche, die, obwohl auch jene noch jung ist, nicht ein Drittel so viel hat durchmachen müssen wie sie, das wirkliche Leben also imgrunde noch gar nicht kennt. Dennoch bleibt der Grundgeschmack einer kaum begreiflichen Selbstüberhebung. Vielleicht aber hätte Aléa selbst gern im Zentrum männlicher Aufmerksamkeiten gesessen; ihre kokette Art, mit der sie auf ihren Sites die Männer lockt, spricht eigentlich dafür. Um es einmal s o zu formulieren: Vielleicht wäre sie wirklich gerne einmal Frau gewesen und ist nun doch nicht als ein Mädchen geblieben, sofern die Betrachter sie weiterhin freundlich betrachten. Als dieses Mädchen aber weiß sie noch nicht, was eine Frau ist; das macht sich dann in allerlei moralischen Ansichten kundig, die die einen tief erschauern lassen, aber all jene um sich locken, die es auch noch nicht zur Frau gebracht haben. Das ist aber nur eine Wähnung; wirklich kann ich das nicht beurteilen, da ja ich, anders als Aléa ist, ein Mann bin. Und es mit Leidenschaft gerne bin. Die Löwin, heute nacht noch, zeigte mir einmal wieder, weshalb.

  • In den geführten Diskussionen wurde aber klar, wie tief noch immer die Sexualangst liegt, nämlich vor Frauen, die fordern. Mag sein, daß dies ein Ergebnis der Frauenbewegungen ist, die ich deshalb nicht etwa kritisiere; im Gegenteil: ich kritisiere vielmehr die Kleinheit der Männer. Ich kritisiere ihre Verunsicherung, die, indem sie sie zugelassen haben, auf die Frauen wieder zurückschlägt und ihnen tiefe Orgasmen versagt. Das hat alles mit Gleichberechtigung, derselben Höhe an Entlohnung für Arbeit, derselben Valenz des Argumentes usw. gar nichts zu tun, sondern das sind von den Frauenbewegungen mit absolutem Recht erstrittene, teils aber, skandalöserweise, noch immer nicht wirklich durchgesetzte Forderungen. Ich werde da mit den Frauen kämpfen, ohne Abzug, werde aber nicht meinen männlichen Blick mir dafür abziehen lassen; im Gegenteil glaube ich, daß er sogar eine Voraussetzung dafür ist, vieles von Frauen Geforderte gesellschaftliche Realität werden zu lassen: indem sie etwa auch merken, daß der männersexualisierte Blick sie nicht reduziert, wie auch Männer nicht von frauensexualisierten Blicken, etwa dem der Samarkandin, reduziert werden. Es sind hier schlichtweg verschiedene Dynmiken imgange, die wir zu vereinen lernen müssen, anstatt auch nur eine von ihnen wegzuzensieren. Die kluge >>>> June schrieb mir einmal: „Sexuelle Machtspiele gehören ins Bett, nicht in den Arbeitsalltag.” Das ist von tiefer Wahrheit. Aber June ist auch Frau, Aléa mag die Gelegenheit noch nicht gefunden haben, dort hinzureifen. (Freilich bin ich mir sicher, daß Aléa in ihrer Fraulichkeit auf ihren Sites nunmehr wieder bestärkt werden wird, etwa >>>> von MelusineB, für die Wahrhaftigkeit meines Wissens ein sehr hoher Wert ist.)

  • Da nun die Samarkandin die Angelegenheit mit dem weiblichen Pragmatismus auf die Seite zu legen verstand und wiederum die Löwin mir nicht mehr grollt, meine ich, daß sich Aléas Mißschrieb recht einfach aus der Welt schaffen läßt. Es braucht dazu nur Worte. Auf die, allerdings, und daß es sie braucht, muß sie ganz selber kommen. Gelänge ihr das, wäre sie einen Riesenschritt weiter in ihrer Entwicklung auch zu einer Dichterin, die es lohnt.

Und nun wecke ich die Löwin, dann schlendern wir ans Meer, bevor wir den Speisesaal besuchen.

13.14 Uhr:
Eine Freundin mailte mir gerade, man müsse bei der ganzen Diskussion auch mitbedenken, wer von den Frauen denn spreche: ob es sich um eine Frau handle, die allgemein als schön gesehen und auch so behandelt werde, der das Erleben, schön zu sein, schon seit jeher zuteil war, oder ob es solch eine sei, die eine solche Erfahrung gar nicht kenne, vielleicht sogar eine des Gegenteils.
Darüber, glaube ich, muß man nachdenken, weil, wenn der Gedanke richtig ist, er enorme Auwirkungen in jede Denkrichtung und Positionierung hat – das rührt an die Frage, sagen wir einmal:, natürlicher Privilegien – die selbstverständlich auch nicht-natürliche, will sagen gesellschaftliche sein können, etwa, ob jemand als Kind ökonomisch völlig sicher aufwuchs, so daß ihm eine Grundsicherheit vermittelt wurde, die ein aus elenden Verhältnissen erwachsener Mensch nur unter großen Schwierigkeiten zu erringen vermag, wenn überhaupt; ob jemand aus einer Familie stammt, in der geprügelt wurde, welche Erziehung er genoß oder nicht usw. usf. Solche Fragen nicht nur nach persönlich-unmittelbarer Herkunft zu stellen, sondern eben auch nach Schönheit, ist in einer Gesellschaft selbstverständlich tabuisiert, die, völlig zu recht, gleiches Recht für alle fordert. Schon der Säugling, haben Untersuchungen erbracht – ich habe dem eine Passage in den Bamberger Elegien gewidmet –, wenden ihr Gesicht signifikant öfter nicht dem freundlichen, sondern eben dem schönen Gesicht zu; das ist eine ebensolche, aber gegebene, natürliche Ungerechtigkeit, wie, daß Frauen jenseits der Fünfzig in aller Regel keine Kinder mehr bekommen können, indes ein Mann, der auf seinen Körper achtgab, sehr wohl noch mit Achtzig Vater werden kann. Dies etwa, >>>> Sowieso, ist ein Unterschied zwischen Männern und Frauen. Und niemand kann mir erfolgreich erzählen, ob jemand einmal im Monat blute oder ob er das nicht tut, habe keinen Einfluß auf ihr und sein Sein.

23.18 Uhr:
Mond und das Meer; wir lesen, die Löwin und ich, auf der Terrasse, und wir rauchen. Welch eine Wärme, und welch ein Luxus, gerade hier das zu tun: zu lesen. Sie liest das Typoskript der Fenster von Sainte Chapelle und verbessert bisweilen mein Französisch; ich lese einen französischen Dichter, und, Leser, >>>> was für einen! Ich bin hin und weg vor Glück.

15 thoughts on “Aus der Serengeti zu den Rechten der Gäste und ihren Pflichten, sowie der Gastgeber. Donnerstag, der 10. Februar 2011. Schließlich noch für Jean Giono.

  1. Bitte noch kurz nachliefern, was eine Frau ist und was ein Mann. Danke. Schöner Strand. Hier ist es auch warm, ziemlich, sauwarm. In ihrer Weltsicht ist alles so schön geordnet, da schlafen Frauen mit Männern und Mädchen mit Jungs, da gibts den puren Sex und die CDs verräumt man mit System, dann gibts da die, die was durchmachen mussten und darum nun gereift und wissend und weise sind und so Nasen wie müsch, Deleuze wills ja nicht wissen und auch x nüch und ich habs ja auch in keinen Roman gepackt, nicht mal in ein Gedicht, aber weinen musst ich auch schon, bitterlich, sogar mit xfach guten Gründen, beim Lesen gerade dachte ich, oh, die Sorge des Hausvaters, und, er darf nicht kleiner Junge sein, wird sich verboten und mit ich lebe jetzt befreit wie ein Mann irgendwie auch kaschiert, dass das vielleicht auch bloß ein Kleinjungenargument ist und manchmal auch etwas trist, so ein befreites Männerleben, aber nur in meinen Augen und ja auch nur manchmal, denn bei Kühlschrank kaufen sind Sie ja irgendwie schon auch wie mit Carrerabahn, jott sei Dank, Jöttinnen mit Bart kannsch mir nicht so jut vorstellen. Und alle anderen im Gulag ihrer blindmachenden Prägungen, schönen Gruß von den Falschmünzern. Früher wurden Kinder wie Erwachsene gekleidet und heut haben wir es exakt raus, was ein Mann und was ein Junge ist, zack bumm, irgendwann jibbet ne 70 Stunden Woche und je nachdem, wie die bezahlt wird, kommt dann en Junge oder en Mann, en Mädchen, oder ne Maus raus, würd ich mal sagen. Ein Freund steckt gerade in einer Psychoanalyse, ob der wohl als Mann da wieder rauskommt, frag ich mich, was ich mir gar nicht vorstellen kann, der ist eigentlich eher son Jungstyp, das kann man, glaub ich, nicht weganalysieren. Der lebt übrigens auch als Junge ganz befreit und promiskuitiv. Ich find auch Frau Torik ist kein Fall und hier ist nicht Gericht oder so. Und Herrndorf, der schreibt eigentlich auch so Jungssachen, der hat bestimmt auch nur so Jungssex, wenngleich Passig dem BDSM vorsteht oder so, die ist bestimmt ne echte Frau dadurch, weil, muss ja. Sie bringen so schön Ordnung ins Chaos der ganzen Geschlechterverwicklungen, da weiß man, was man hat und wo man steht und was man als nächstes tun muss mit wem und wie rum und wie oft, weil, son Trieb, der schnürt ja wie am Klappchen, dem kimmt ja nix dazwischen, der fordert sein Recht und wenn der arme Mensch recht weichgeklopft isch zur analysierten Stund, oder nach eines harten Tages Arbeit, was ja aufs gleiche rauskommt, dann rückt der das Triebrecht schon raus, unter der totalen Erschöpfung und zum Dank macht ihn dann der Trieb wieder vital, ein ewiger Kreislauf, wie bei ner Dampfmaschin, so gesehen kann man alles gut erklären: http://www.youtube.com/watch?v=JKY-3qUioPc
    Da stellen wa uns mal janz dumm und, dat andere Loch, dat kriejen wa später, na gut, Sie hatten das schon, ich lern halt noch, zusammen mit Frau Torik. Physik war nie so meine Stärke. Schöhönen Urlaub, aber echt jezze, ohne Scheiß.

    1. @Sowieso. Schöne Texte – auch dieses von Ihnen ist wieder ein solcher – bleiben ebenso subjektiv, wie der meine. Es sind halt – schöne Texte. Es gibt keine bessere Art, sich zu verstecken, als so hübsch poetisch zu tänzeln und zu verrührn.
      Daß ich – das ist persönlich – Geschlechterverwischungen nicht mag, ist bekannt. Ich würde aber deshalb einen Hermaphroditen, oder eine solche, nicht attackieren, denn sie und er hat das Recht, zu sein, wie sie und er ist. Dieses Recht habe ich für eine meiner Gäste eingefordert. Daß auch Sie das nicht sehen wollen, verdeutlicht die Angelegenheit nur. Schlinkert gestern brachte es auf den Punkt: Aléa mußte nicht jeder meiner Gäste gefallen, aber sie mußte einen Gästin, die ihr mißgefiel, deshalb nicht unentwegt anstarren und dann daheim ein Urteil fällen. Sie hätte ja wegschauen können. Oder sie hätte sie literarisch verarbeiten und dann ihre pubertätsjungenhafte Sicht auf Sexualität als das Mädchen, das sie – so und so – offenbar ist, an den Mann zu bringen versuchen können. Was geschehen ist, aber, ist schlicht und ergreifend ein mißbräuchlicher Übergriff an einer Frau. Es ist für mich von irrer Bizarrerie, daß ausgerechnet Frauen das nun verteidigen. Ein bißchen denk ich mir jetzt: Guck an, diese Frauen wollen das selbst. Alle Rede von ihrer Freiheit ist bei manchen nur ein Vorschub.

    2. Ja, mir leuchtet es ein, ich war nicht da, ich seh nur Text, Sie müssen zwangsläufig einen Angriff sehen auf eine reale Person. So wie hier ja auch permanent reale Personen angegriffen und beurteilt werden, aus Betrieb und Umtrieb, was ja auch wohl so soll. Ich kenne Männer mit PMS und Frauen mit Testosteron, jeder Urologe weist sie darauf hin, dass Spermien mit dem Alter auch nicht besser werden und Frauen fallen nach der Menopause nicht tot um, einige kriegen mit 54 noch ein Kind, ich nehme mal an, von einem weniger alten Spermium mitgezeugt und keins von Philip Roth, Nannini steht sicher eher auf jüngere, und alle murmeln irgendwie mit, hatten wir alles schon in allen Varianten, murmelmurmelmurmel, my Hood, mein Revier, mein Audo, icke hier und du da da. Grobi, tell me, wo stehst denn du, da oder hier, hübsch oder hässlich, blutend oder nich, wenn man die Pille durchnimmt, blutet man gar nicht mehr, übrigens, natürlich macht das was aus, wenn man einmal im Monat den Sportunterricht schwänzen kann, hat Vorteile, wenn man nicht so auf Sportunterricht steht, wenn man Peniswarzen kriegt macht das ja auch was aus, schmerzt, Prostataleiden, Vaginalherpes, Impotenz, macht alles was aus, nur, was man es ausmachen lässt, spielt eben auch eine Rolle. Gibt Leude, die können janz jut damit leben, wenn das Haupthaar weicht und andere leiden unsäglich drunter zb. Darwin zeigt weniger mit dem Finger drauf als Sie, der Sie gleich einen evolutiven Vorteil aus allem für sich schinden wollen, scheint mir, Darwin sagt Zufall, zu einer gegeben Zeit an einem gegebene Ort ist es Zufall, was sich als das den Umständen am besten angepasste durchsetzt, sie sagen in absoluter Versteinerung eines durch und durch zementierten Weltentwurfs, das muss so sein, das war schon immer so und das wird so bleiben, so wie es die Psychoanalyse ja auch schon immer gab und das Dosenbier. Man kommt irgendwie nicht weiter, man landet immer wieder vor dieser Wand – und ich dachte, könnte vielleicht auch nen Weg zum Strand sein, ein geheimer – und dann denkt man, da muss es ne geheime Tür geben, kann ja gar nicht, da kann nicht schon Schluss sein, auf Fernando bin ich durch 15 Meter steile Wand gekraxelt und am Ende, wow, Paradies, das unterstellt man dann irgendwie aus einem Wunschdenken heraus, dass da nicht einfach Schluss sein kann, und vielleicht sogare, wer weiß, Traumstrand mit Fischschwärmen, die reinste Schnorcheltherapie, wohlmöglich, bis man dann denkt, ok, raus aus der Wand, die Höhle hat vielleicht doch nur einen Eingang, der eben auch gleichzeitig der Ausgang ist. Man weiß es nicht, ich bin auf Expedition, ich brech nix voreilig ab, aber ich meide letztlich Orte, die mich drohen zu verschütten, das schon auch.

    3. Ausserdem reden die Menschen da draußen nicht mir, die sagen nur immer, lass mal telefonieren und verwechseln dann jemandem nahe sein mit ihn erst mal runterputzen, die fragen auch nicht, wie geht es dir, oder sagen mal, das tut mir alles so leid, die brauchen ihre ganze Energie für Empathieverweigerung, das ist ein strammes Programm, das muss durchgezogen werden, von der Wiege bis zur Bare, weil, das nennt sich Befreiung aus der fremdverschuldeten Unmündigkeit, die melden sich auch nicht an Geburtstagen und Verlustangst haben die auch nicht, weil, na ja, kann man sich ja denken, wer ständig seine Schlüssel verliert, sollte sich auch nicht zu viel aus Schlüsseln machen, Schlüsselreize hingegen. Man weiß es nicht und niemand ist gemeint, my head goes right round, baby right round, like a record baby, mal Pladde wechseln hilft. Wenn ich eins gut verstehen kann, dann ist das Aléa Toriks Würgreiz, mir ist auch dermaßen zum brechen gerade, aber dem ichs vor die Füße kotzen könnte, mit dem kann man ja mal telefonieren, und der existiert nur als meine virtuelle Voodoopuppe. So muss man das sehen, das hat doch gar nichts mit dem Gast zu tun und mit Frauenfeindlichkeit und Corsagen, dass issen Reizreaktionsschema, wie mit Sex, nur Frauen haben halt mal schnell nen nervösen Magen, da setzt der Kotzreiz schneller ein.

  2. Wie schön Heine es auf den Punkt bringt Die Welt ist dumm, die Welt ist blind,
    Wird täglich abgeschmackter!
    Sie spricht von dir, mein schönes Kind,
    Du hast keinen guten Charakter.

    Die Welt ist dumm, die Welt ist blind,
    Und dich wird sie immer verkennen;
    Sie weiß nicht, wie süß deine Küsse sind,
    Und wie sie beseligend brennen.

    Schauen wir halt mit etwas Nachsicht auf die Welt, die immer das schmäht, was sie nicht hat.
    Genießen Sie Afrika. PHG

  3. Das Fräulein wird die Frau um Verzeihung bitten müssen, scheint mir. Weil die Frau offenbar keine Person des öffentlichen Lebens ist, mit der man Satire treiben kann und Karikatur. Vielleicht wäre aber auch weniger fiebernden Naturen unter dem Bild Maos die Feder entglitten. Immerhin bewegte man sich halbwegs in einem Umfeld, das der Welt selbst eidesstattliche Versicherungen nicht immer vorenthalten mag. Aber man bewegte sich eben nur halbwegs in diesem Umfeld.

    1. @chSchlesinger Halt, Stop, bitte! Meine kleine Zeichnung richtet sich nicht im mindesten gegen die Frau. Im Gegenteil, ich habe >>>hier vor zwei Tagen versucht, mich in ihre Lage zu versetzen. Was, ohne die Dame zu kennen und ohne dabei gewesen zu sein, sowieso schwierig genug ist. Sodass man als Außenstehene eigentlich nur über das Prinzip der Gastfreundschaft und der geschützten Räume nachdenken kann.
      Ich hab’ mir eigentlich nur ein Augenzwinkern gewünscht in dieser verfahrenen Auseinandersetzung – doch Ihre Reaktion zeigt mir, wie schwierig es ist, in einer solchen Situation nicht missverstanden zu werden.

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