Mit Wiebke Porombka in der FAZ und Urs Engelers richtiger Richtigstellung. Das Arbeitsjournal des Mittwochs, dem 15. Juni 2011: Schneidetag.

8.42 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
>>>> Diese Diskussion ist wesentlich, auch für meine Romane, ja vielleicht gerade für sie. Klangbildung im Text: So richtig kann ich meinen Lesern fast nur dadurch klarmachen, was ich meine, wenn ich ihnen vortrage, wobei dann aber immer wieder herauskommt: „Ihre Texte werden ganz anders, wenn Sie sie vorlesen”, aber nicht „dann versteht man sie erst wirklich”, sondern eben ein mich nervend-unterschwelliges „Man kann sie gar nicht verstehen, wenn Sie sie nicht vortragen” oder, denn auch das kam vor, „Du kannst einem auch das Telefonbuch vorlesen, und man vergeht vor Spannung”. Die Fähigkeit scheint abhanden gekommen zu sein, sinnlich zu lesen, also mit allen Sinnen. Die Wörter bleiben Wörter, allenfalls nehmen sie Bedeutung an, nicht aber mehr ist >>>> ihr Name zu hören, das, was genannt wird, d.h. ausgesprochen. Gelesen wird auf einen Plot hin, nämlich auf definierte (definierbare) Handlung – man kann auch sagen, ja m u ß sagen: funktional -, nicht aber mehr auf >>>> Höfe. Mit Lesungen läßt sich dem ein wenig entgegenwirken. Daß sich freilich, wie ich ich gestern erfuhr, ein wirklich großer Lyriker von meiner Frankfurter Elegienlesung beeindruckt gezeigt hat (aber nicht mir gegenüber; da schwieg er), bestätigt mich auch in der Schriftform. Dagegen >>>> „die Szene” ignoriert mich weiter und hat ja auch recht: Ich passe nicht dazu. So etwas wie die Elegien lägen ihr zu schwer im Magen. Wenn ich aber >>>> in Urs Engelers kluger „Richtigstellung” lese, daß für einen Lyrikband eine Auflage von 200 Exemplaren „bereits anständig” sei, muß ich mich allerdings nicht beklagen: das haben die Elegien in drei Monaten „eingefahren” (>>>> der FAZ-Artikel, lieber Herr Engeler, war in der Tat von schon kulinarischer Dummheit); und nach wie vor will ich am Ende des Jahres >>>> mit diesem Buch in die zweite Auflage gehen. Helfen Sie, Leser, dabei. Allein schon handwerklich sind die Elegien ein herrliches Buch (über das andere soll man sich streiten); bestellen können Sie über den Link.

>>>> Schneidetag also heute; ich werde noch getrennt drüber schreiben. Und mußwill mich sputen: Die Löwin kündigte gestern nacht für bald ihren Besuch bei mir an. Es wär deshalb gut, würde ich in – von heute an gerechnet – zwölf Tagen fertigwerden und hätte dann nur noch hier und da etwas zu modifizieren. Der Funk rechnet ohnedies nur fünf Tage ab; das ist freilich ganz unrealistisch, jedenfalls bei meiner Art, solche Stücke zu inszenieren. Zur jetzigen Produktion siehe auch >>>> diesen Nachtrag.
Und: Ich komme um Nachtarbeit nicht herum, auch wenn sie mir nicht liegt – wie ich gestern wieder merkte. Beziehungsweise muß ich mal wieder auf 4.30 Uhr morgens zurück; das schleift momentan. Ärgerlicherweise.

Ah ja, der Prospekt und sogar ein Band mit Leseproben des Kinderbuchverlages kam an, worin meines Pseudonymes Jungenroman sehr schön präsentiert ist, der nun auch bald dasein wird. Und >>>> Abendschein hat sein Lektorat der Kleinen Blog-Theorie geschickt, an das ich mich sofort nach dem Hörstück setzen muß – ebenso wie an >>>> die Essays, die mit ihr zeitgleich im Herbst erscheinen werden.

21.29 Uhr:
Soeben >>>> mit den Schnitten fertiggeworden; nur mittags für eine Dreiviertelstunde Schlafs eine Pause gemacht – und abends gekocht: auf Wunsch meines Jungen Sauerkraut; dazu gab es Hirschmedaillons aus der Pfanne. Beim Sauerkraut etwas gespielt und probiert: Aus Zwiebeln und Kirschtomaten ein wenig Sugo hergestellt, darein Wacholderbeeren, sehr grob gemörserte Pfefferkörner, Lorbeerblätter, zwei Nelken; dann das Sauerkraut darauf und mit knapp einer ganzen Flasche Weißwein abgelöscht. Eine Stunde köcheln lassen, der Rest der Flasche Weißweins darauf und zwei händevoll Aprikosen geachtelt und dazugegeben. Noch eine halbe Stunde schmoren lassen. Dann mit einer Prise Zucker abgeschmeckt. Salz braucht das alles nicht. Es wurde das bester Kraut meines bisherigen Lebens. Pur die Medaillons dazu. Festessen. Dazu reines kühles aufgesprudeltes Wasser als Getränk. Mehr braucht’s nicht. Zum Nachtisch zwei Löffel Vanilleeis für den Buben, dreierlei Käse für mich.
Da war es Zeit für den Jungen, die Zähne zu putzen. Vorm Abendessen saß er am Cello und bekommt jetzt mitunter einen ganz erstaunlichen Ton. – Bis gegen neun Uhr Kiplings Zweites Dschungelbuch weitergelesen. Jetzt, wo mein Sohn jeden Abend hier ist, kommen wir richtig gut voran. Er mag gar nicht aufhören zuzuhören.

Jetzt schläft er offenbar. Ich habe die letzten drei Takes aus der gestrigen Aufnahme herausgelöst; an die einhundert/einhundertzehn solcher Takes habe ich heute hergestellt und bearbeitet. Morgen muß mich mit den flirrenden Aufnahmen weitermachen, Feld„forschung”also. Zum Sport habe ich es heute nicht geschafft. Was folgt daraus? Mein Standardhunger auf Schokolade.

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