schwingt das für mich immer mit, daß das was unheimlich Zerstörerisches ist,
aber das ist nicht das Schreiben selbst.”
Und gleichzeitig ist es n i c h t der Tod und das Sterben. Das ist nur das, wie wir das nennen.”
Das Literarische Weblog, gegründet 2003/04 von den Fiktionären.<BR>Für Adrian Ranjit Singh v. Ribbentrop.
schwingt das für mich immer mit, daß das was unheimlich Zerstörerisches ist,
aber das ist nicht das Schreiben selbst.”
Vom Tod reden ist, wie ihm fast davon zu kommen.
Reden macht uns beinahe stark, und Empfinden fast schwach.
Nichts aber gelingt ganz.
Nennen, ein so schwaches Wort, umfaßt aber so viel. Vielleicht sind wir alle nur Nennende. Und im Nennen nennen wir das Namenlose – um ein Haar.
Mit Ihrem ‘Leben als Weitersterben’ (samt Inversionen) bin ich gar nicht einverstanden. Es hört sich zwar gut an (was mir immer gefällt) ist aber substanzlos, wie Träumen als Handeln und all dieser Quatsch.
Und wieso holen sie den Herrn Beckett hinein? Sagt er Ihnen wahr, weis, kund? Der Mann war so erbärmlich wie andere auch. Wären sein Worte mir Wohlklang, liebte ich sie. Das, was Sie anführen klingt aber kaum wohler als irgend ein Klappentext bei Thalia am Grabbeltisch, oder Erbauliches aus der Schlachterzeitung.
Das Wort würgt, womöglich, ziehe ich allein daraus. Aber das ahnte ich schon, und das Label ‘der Herr Beckett sprach es’, als wäre er der Herr Zebaot, macht es nicht besser noch wahrer.
Wer spricht, gilt nicht als tot – aber auch nicht, wer lallt, wer stöhnt, grunzt, röchelt oder seufzt. Was aber dann mit den Worten, den sinnhaften Lauten, Sie Sensualist?
Prima. Nur warum widersprechen Sie sich in einem Satz (sic: niemals die Worte eines… genial genannten … zu schleudern) derart eklatant? Fanden Sie keinen (genialen, womöglich), ihn zu zitieren, um Ihr Meinen (geschleudert, nach Kräften, obzwar nur geliehen) zu adeln?
Ich arbeite gerade an einem Streuselkuchen. Kneten, rühren, Ofen vorheizen und so weiter. Würde ich das nicht tun, würde ich gar nicht im Web herum stöbern und eigene Aussagen anstelle von Zitaten benutzen, was nicht hieße, daß ich nicht gerne Streuselkuchen äße, um trockene Essays zumindest als sättigend zu empfinden.
Backend zitiere ich übrigens Frau Davidis-Holle, die es (reduzieren wir ihre Mengenangaben an Fett und Eiern ein wenig) absolut wert ist, auch heute noch zitiert zu werden, backender- oder bratenderweise.
Zu den Löschungen heute nacht
siehe >>>> Arbeitsjournal um 10.28 Uhr.
ANH
Sämtliche Kommentare (außer des ersten) von mir können oben gerne gelöscht werden, da ihr Berzug in der Tat nicht mehr ersichtlich und ihr Inhalt nun vollends lapidar ist und auch die komplette Diskussion wohl kaum etwas Nennenswertes erhellen konnte. Nur, daß das Kochbuch der Frau Davidis sich manchmal wie ein Gruselroman liest und einem ihrer Rezepte sklavisch genau zu folgen den Essern ein wahres Abenteuer der Verdauung verspricht.
@sumuze Weshalb löschen Sie Beiträge denn nicht selbständig, Sie sind doch registriert.
Weil ich einmal hinterlegte Kommentare für einen Teil der Geschichte eines Blogs halte (sie sind ja passiert, auch wenn ich als die Autorin hinterher womöglich etwas dumm da stehe) und höchstens demjenigen, dem diese Geschichte ins Stammbuch geschrieben werden kann, eine nachträgliche Veränderung (und das nur sehr ungern) zubillige.
Ich mag Geheimgesellschaften und Mauscheleien im Hintergrund nicht. Wenn Leute meinen, sie müßten rund um einen öffentlichen Blog heimlich Nachrichten und Wünsche tauschen, was ihre Präsenz darauf betrifft, halte ich das weder für mit meiner Idee eines Blogs vereinbar noch für allzu mutig oder frei, sondern für das genaue Gegenteil. Allerdings schreibe ich niemandem vor, einen Blog so zu sehen, wie ich das tue.
@Sumuze. Das ist eine sehr gute Erklärung, die klar positioniert. Danke.
@Sumuze Sie haben offen ersichtlich eine ganz eigene Weltsicht, die naives Tun und Lassen umständelos ermöglicht. Das ist eine Gegenposition zu all den Eitelkeiten in der Blogwelt, macht aber viel weniger Arbeit. Im richtigen Leben kämen Sie damit nicht weit, vor allendingen nicht in der Arbeitswelt. Sicherlich haben Sie mehrere Rollen. Sehr bequem.
@Ombudsfrau Falls Sie bereit wären, ‘richtiges Leben’ und ‘weit kommen’ ein klein wenig genauer zu spezifizieren und unter Arbeitswelt nicht ‘irgendwas mit neuen Medien’ verstehen, wäre ich gerne bereit, auf Ihren Kommentar (vor allem das mich leicht ärgernde ‘bequem’) zu antworten.
@sumuze Ich hatte den Eindruck gewonnen, dass Sie ohne irgendeinen Anlass mit Häme, die verletzen sollte, auf einen Beitrag reagiert haben. Da kam es dann zu LÖschungen, die sicher für die meisten nachvollziehbar sind, denn niemand will sich auf so ein Niveau runterziehen lassen. Im Berufsleben, im direkten Kontakt mit richtigen Menschen, werden Sie ihre unreif anmutenden Überreaktionen sicher unterdrücken, um keinen Schaden zu erleiden. Dort werden Übergriffe geahndet, oder es sollte so sein. Das ist dann wohl die eine Rolle, die Sie spielen müssen, um dabei zu sein, um Geld zu verdienen, die andere ist die im Netz, wo Sie die Sau rauslassen, wie es eben so passt. Das finde ich bequem.
solche übergriffe kommen hier viel häufiger vor als in anderen blogs, weil der herr herbst so etwas gerne auch mal selbst tut, genau in der weise oder doch ähnlich wie dieser sumuze. Saurauslassen ist dafür die richtige bezeichnung, frau ombudsfrau. Das wiederholt sich seit jahren nach den immer gleichen mustern, so wie auf dem schulhof schon immer die gleichen dinge getan wurden. ich finde das auch unreif, ich such mir jetzt einen anderen jungle.
@Eckensteher. weil der herr herbst so etwas gerne auch mal selbst tut, genau in der weise oder doch ähnlich wie dieser sumuze.Wo denn?Das wiederholt sich seit jahren nach den immer gleichen mustern,so daß Sie ganz offenbar seit Jahren hier lesen, was dann – wenn das stimmte, was Sie aus Ihrer anonymen Ecke heraus mir gerne übel nachreden möchte – ein interessantes Bild Ihres eigenen Characters würfe.
Allerdings, wenn es so ist,wie auf dem schulhof schon immer die gleichen dinge getan wurdendann kommt aus den Schulhöfen mächtig was raus. Da hätt ich den allgemeinen Bildungsstandard dann glatt unterschätzt.
ich such mir jetzt einen anderen jungle. Ja, bitte tun Sie das, ich habe Ihnen dazu schon einmal gütig zugesprochen. Sie sind hier wirklich entbehrlich. Eindrucksvoller aber wäre, anstelle ihn zu suchen, daß Sie sich selbst einen pflanzen.
NOTA. Die einzige, die sich in diesem Kommentarbaum auf das, worum es geht, nämlich die Arbeit Ricarda Junges, eingelassen hat, ist Sumuze. Darum aber grad geht es und nicht etwa um mich und/oder um was ich tue und nicht lasse oder was irgend ein anderer, irgend eine andere tut.
Was gedeiht denn hier? Und das alles nur aus dem winzigen Samenkörnchen einer Mißstimmung, für die ich im Grunde keine Erklärung habe, aus der heraus ich aber meine Beiträge zurückgezogen habe, was trotz der Auswirkungen einer solchen Löschung ja mein gutes Recht ist. [Vielleicht stelle ich sie mit dem gleichen Recht ja wieder ein, sozusagen vom Ende her.]
SAMUEL BECKETT, dessen Texte sich (auch) sehr häufig mit dem Sterben als eines Weiterlebens beschäftigen, taucht sprachlich geradezu ein in den ewigen Zyklus der Werdens und Vergehens. Molloy (Protagonist bzw. Ich-Erzähler im gleichnamigen Roman, erster Teil) etwa glaubt auf seine Weise an die ewige Wiederkehr des Immergleichen, verbunden mit der hier keineswegs christlich konnotierten Überzeugung, es gehe nach dem Grab weiter. Dies wird nicht nur deutlich durch die Verwendung des von ihm so genannten mythologischen Präsenz’, mit dem er praktisch in der Sollbruchstelle, in der Kerbe steckt, die der Mensch in diesem ewigen Kreislauf ist oder darstellt in seinem gegenwärtigen Denken und Sein, sondern vor allem auch durch die vom Ich-Erzähler geäußerte Einsicht, er habe quasi wieder einmal die Empfindung des vorletzten Mals, was zwar ein letztes Mal (ein wirkliches Sterben) vorausahnen läßt, dies allerdings verknüpft mit der Möglichkeit, dann das Geschehen wieder und wieder als ein vorletztes Mal zu empfinden. Auch spricht er davon, dies hier (seine jetzige, prekäre und von körperlicher Deformation geprägte Lage) sei ja nicht der letzte Abschied, und welcher Zauber gehe nicht von den dunklen Dingen aus, von denen man noch bei ihrer nächsten Wiederkehr Abschied nehmen könne. Hier zeigt sich, daß Molloy, wie alles Leben, ganz selbstverständlich im Sein verharren will, das menschliche in jedem Fall durch bewußtes Weiterdenken und Weitersprechen, durch ein Bennenen mittels der Worte, durch ständiges Rekapitulieren und Erfinden. Es dürfte nicht abwegig sein, hier einen textimmanenten Bezug zu Spinozas ‘Ethica’ zu erkennen, mit der Beckett sich auseinandersetzte. Als Leitsatz der Trilogie (Molloy, Malone stirbt, Der Namenlose) könnte demnach der Lehrsatz Spinozas herhalten, der da lautet: „Der Geist strebt, sowohl insofern er klare und bestimmte als auch insofern er verworrene Ideen hat, in seinem Sein auf unbestimmte Dauer zu verharren, und er ist sich dieses seines Strebens bewußt.“ (III, Lehrs. 9.) Anders formuliert kann gesagt werden, das Bewußtsein flieht mittels der Ideen den Tod, das Ende. Insofern ist das Empfinden des vorletzten Mals eine Folge davon, die Idee des letzten Mals nicht wirklich haben zu können und sich dessen auch bewußt zu sein, so daß das Leben sich als eine Flucht vor dem Tod darstellt, während es sich zugleich direkt darauf zubewegt.
[Wer das hier in den falschen Hals bekommt: durch die Nase atmen und kräftig husten, dann ausspucken. Ist alles nur Literatur und nur für die gedacht, die es interessiert. Und: nichts für ungut!]
@Norbert W. Schlinkert Eine “ewige Wiederkehr des Immergleichen“ hat mich aus den Ausgangssätzen der Frau Junge weniger angesprochen denn jenes “Das ist nur das, wie wir das nennen“ – und speziell darin die Vorstellung, nennend bannen zu können.
Ihre nachhinnigen Ausführungen entlang oder anläßlich oder getreu des Herrn Beckett (deren gelöschte Version mich anfangs zu dem von Ihnen vielleicht als despektierlich empfundenen Zeilen anregten) nehmen das nunmehr in einer für mich zwar eher verständlichen („das Geschehen wieder und wieder als ein vorletztes Mal zu empfinden“), jedoch immer noch mich in dem Zusammenhang des Ausganges nicht recht ansprechenden Weise auf. Durch einen Oktroy einer Abzählbarkeit (vor-letztes Mal, was die Abfolge jener im letzten endenden Ereignisse zu einer notwendigerweise endlichen Teilmenge eines abzählbaren Zahlenstranges macht) kommt sicherlich ebenfalls das Moment der Beherrschbarkeit ins Spiel, doch in jener den Zahlen eigenen Art der Gleichgültigkeit gegenüber dem Gezählten.
Benennen aber ist dem Benannten gegenüber für mich niemals gleichgültig. Es ist ein sich Nähern und doch fern Bleiben, ein Spiel mit Rändern, Umgebungen, vielleicht anschaulicher vergleichbar dem Anfassen einer heißen Backform, die frisch dem Ofen entnommen durch die Topflappen hindurch ihre Hitze schmerzhaft in die Hände schickt, welche sie dennoch fassen und begreifen wollen und müssen, was oft in einen raschen Wechsel von immer anderen Griffen und Weisen des Haltens mündet.
Zahlen jedoch (die Ganzen zumindest, damit Reihenfolge und Abzählbarkeit als ihnen zugeschriebene Eigenschaften überhaupt sinnvoll sind) leben von der Wiederholbarkeit eines als gleich Erkennbaren und damit allererst Zählbaren, wie Sie (oder meinetwegen der Herr Beckett) richtig betonen. Tod (der eigene!) als das Ereignis scheint mir nun allerdings kaum wiederholbar. Wohl aber wird oft wiederholt, ihn zu benennen. Und das wiederholte Benennen des Todes nimmt, wo es mit Ernst erfolgt, häufig immer neue Formen an, wie auch uns tröstende Bilder, unsere Angst lindernde Vorstellungen und unsere Furcht bannende Erläuterungen.
Und macht ihn damit – jedoch bestenfalls nur um ein Haar – zum nicht Tod.
@sumuze Ich gehe durchaus von den Zeilen Ricarda Junges aus und setze es in den Zusammenhang, der mir im Moment am ehesten präsent ist, ganz und gar im Sinne fröhlicher Wissenschaft, einfach nur, damit man alles so offen wie möglich betrachten kann. Und da ich mich wegen einer Einladung zu einem Vortrag im Moment wieder mit Beckett beschäftige (dessen Texte ich sehr schätze, selbstverständlich ohne den Urheber zu vergötzen, nur um das nochmals klarzustellen), ist das eine einmalige Gelegenheit, Texte nebeneinander zu stellen und zu schauen, wie das Thema angegangen wird. Wenn Becketts Ich-Erzähler (und nicht Beckett selbst) den Tod mit Worten zu bannen meint, indem er von einem vorletzten Mal spricht, so hält er ihn sprechend, denkend, erfindend auf Abstand, läßt ihn nicht an sich ran, bannt ihn mit Ideen, die er nun einmal hat in seiner offensichtlichen Einfältigkeit. Er benennt somit eine Vorstufe, das Immer-noch-Leben, um sich seines Daseins zu versichern. Das ist eine Strategie mit Ideen und Worten, die niemals gleichgültig gegenüber dem Benannten sein kann, selbst wenn es nicht deutlich benannt wird. Denken Sie an die Zukunftswelt in Franz Werfels Roman ‘Stern der Ungeborenen’, wo fast vergeistigte Menschen das Wort Tod nicht einmal mehr aussprechen können, da alles Negative sprachlich eingehüllt werden muß, damit das Grausame nicht erscheine. Diese Menschen bannen dann alles Negative mit lieblichen und verharmlosenden Worten. Letztlich aber ist alles ja ein Spiel um das Nichtwissen, denn niemand weiß wirklich, wie es “dann” weitergeht, es ist ein Spiel, das die Literatur spielt, nicht mit Logik oder mathematischer Richtigkeit, sondern mit einer Form von Wahrhaftigkeit, wie sie nur der Kunst eigen sein kann. Die Wiederkehr des Immergleichen als Denkspiel, die eine immerwährende, ganz bewußt erlebte Gegenwart ist, ist nicht nur bei Nietzsche deutlich ausgeformt, sondern spielt in vielen Texten implizit oder explizit eine große Rolle, etwa auch in Kierkegaards Erzähltext “Die Wiederholung”, selbst wenn dort der Tod weit entfernt scheint. Das Bannen dessen, was nach der Erleidung nicht mehr im Bewußtsein sein wird (?), findet jedenfalls in Worten und Bildern statt, es ist ein wesentlicher Teil unserer “Hoch-” wie Alltagskultur.
Nun haben Sie das Zählen, welches in der Redeweise des ‘Vor-Letzten’ Ihnen (und vermutlich auch den von Ihnen Zitierten) noch so sehr bedeutsam erschien, am Ende verschämt unter den Tisch fallen lassen.
“Die Wiederkehr des Immergleichen als Denkspiel” enthält nicht mehr notwendig ein Ende, von dem aus eine dieser Wiederkünfte als die ‘vor-letzte’ ausgezeichnet werden müßte oder könnte. Jede von ihnen ist gleich gut (oder schlecht) geeignet, und sie gegeneinander zu gewichten (letzte, vorletzte, vorvorletzte usw.) bräuchte ihrer Funktion als Bannende doch wohl äußere Zwecke als Grund der Gewichtung.
Ich betrachte die dauernde Betonung des Vorletzten nicht als Vorgang des Zählens, sondern als ein Beharren, als den Versuch des sprechenden, schreibenden Ich, fortzubestehen. Letztlich ist das Sprechen dieses Ich und vieler anderer (eigenständiger, poetischer) Ichs in den Texten Becketts als eine Selbstvergewisserung angesichts des drohenden Endes zu sehen. Besonders zu beachten ist dabei meiner Ansicht nach, daß im Roman ‘Molloy’ beide Teile Berichtscharakter haben und nicht eigentlich enden, sondern wieder auf den Anfang verweisen. Genial ist das Münden des Endes in den Beginn auch in James Joyce’ ‘Finnegans Wake’, wo es sehr lyrisch am “Ende” heißt: “A way a lone a loved a long the”, während der Text “beginnt” mit: “riverrun, past Eve an Adam’s, from swerve of shore to bend of bay, brings us by a commodius vicus of recirculation back to Howth Castle and Environs.” Auch hier findet sich die Betonung der ewigen Wiederkehr des Immergleichen (Bezug zu Giambattista Vicos Philosophie und zum Fluß Liffey, der nicht nur ganz in der Nähe seiner Quelle im Meer mündet, sondern dort als Fluß mit seinem Flußwasser im Meer einen Kreisel beschreibt) als eine Art Überblendung des subjektiven Endes, gleichsam als eine Erlösung in der Kunst.
Vom Tod reden heißt nicht über Tote schwadronieren. Was immer auch Junge sagen mag, hier wird es nur zum Anlaß genommen, Beckett, Joyce und Consorten ins Blog zu knallen. Irgenwie komisch, was die Menschen dazu bringt, sich dabei auch noch wohlzufühlen. Ich mag den Tod, das Sterben. Und Beerdigungen, aber ich kann sie nicht genießen, wenn ich in einer Kapelle voller Menschen sitze. Deshalb bevorzuge ich eher private Veranstaltungen, kleine Familienkreise und so. Im Theater stören mich Menschenmassen nicht. Ich liebe Premieren. Die Stimmung, wissen Sie? Und an Sonntagen gehe ich in meine kleine Kirche gleich um die Ecke. Zur Beichte bin ich schon eine ganze Weile nicht mehr gewesen. Ich habe einfach nichts zu beichten.
Wird hier denn nicht eher nur dargestellt, wie mit dem Thema künstlerisch-literarisch umgegangen wird? Ich jedenfalls bin immer sehr dankbar, Anregungen aus dem Literaturbereich zu bekommen, die mich zum eigenen Nachdenken animieren. Mich stört auch nicht, dass mit Texten berühmter Literaten gearbeitet wird, die wohl zu Recht nicht vergessen sind. Feindseligkeit ist mir da ganz fremd, ich bin immer neugierig, was Menschen tun.
Der persönliche Umgang mit der Thematik ist dann aber ein ganz anderes Thema, wo die Literatur nicht den eigenen Zugang verstellen sollte. Das sollte beachtet und also voneinander getrennt werden, bevor hier Streitigkeiten auftauchen.
Daß die arme Sumuze hier eine schlechte “Presse” hat, kann ich nicht verstehen. Mir gefällt das, aber sie ist tief verletzt. Nur deshalb mache ich Witze darüber, um den Schmerz zu lindern. Nett nicht? Wäre ich mir selbst überlassen, auf mich ganz allein gestellt, ich würde weder in eine Buchhandlung hinein- noch wieder herauskommen. Ich neige dazu, mir mehr Gedanken darüber zumachen, wie ich an ein nettes Freiexemplar von Junge herankommen kommen. Wenn es allerdings in meinem Leben etwas gibt, was ich nicht leiden kann, dann sind es Streitigkeiten. Streitigkeiten bieten eh nur Beschäftigungsmöglichkeiten für die Ombudsbranche, die das Ganze am Ende immer wieder entwirren muß.
Die arme Sumuze wird es wohl überstehen, selbst wenn Witze zur Linderung gemacht werden. Aber warum Sie in keine Buchhandlung hineinkämen, ist mir schleierhaft. Vielleicht sind Sie ja schon drin und kommen nicht hinaus. Lesen Sie sich doch einfach quer durch die Regale, da wird dann ein Buch Junges schon dabei sein.
Über den Tod zu schwadronieren … bedeutet letztendlich nichts anderes als selbst tot z u s e i n wie ein Hamster im Laufrad und nichts anderes; und MP ist übrigens nicht die Abkürzung für Militärpolizei, sondern für Maximale Verunsicherung in Pompösen Zeiten (!?), und nicht zu verwechseln mit M.Perkampus
@Norbert W. Schlinkert Sie sagen: „Ich betrachte die dauernde Betonung des Vorletzten nicht als Vorgang des Zählens, sondern als ein Beharren, als den Versuch des sprechenden, schreibenden Ich, fortzubestehen.“
Wenn Sie das tun, verstehe ich erste recht nicht, warum Sie anfangs auf der Wortkombination eines ‘Vor-Letzten’ so heftig beharrten und sie am Ende so schmählich im Stich ließen. Denn inzwischen gefällt sie mir sogar etwas. Ich habe mich gefragt, was es mir bedeuten würde, etwas als ein Vor-Letztes zu empfinden oder bezeichnen zu wollen. Und dachte natürlich sofort daran, daß ich damit vor allem auf das Letzte verweisen würde, welches das Vor-Letzte irgendwie vollendete, aufhöbe, erlöste oder negierte oder atomisierte. Wie auch immer, ein Vor-Letztes wäre schon etwas entsetzlich Un-Eigenständiges, das ohne seinen Nachfolger, eben jenem kommenden Letzten, nichts wäre.
Es erinnerte mich (um nun auch mal jemand Prominentes auf das Spielfeld zu holen) an Johannes, den Täufer. Überhaupt an die vielen Propheten und ihr sehr angespanntes Verhältnis zum von ihnen Prophezeiten, sobald dieses frech und handfest Wirklichkeit, Eintreten beansprucht.
Und an ein Gefühl, das ich sehr liebe, nämlich jenes des Rastens auf der Schwelle. Die zitternde Erwartung eines Kommenden, welches ersehnt und vielleicht auch gefürchtet wird. Jener Rand zwischen bänglicher Vorwegnahme und prallem Erleben, zwischen geruhsamen Dasein und bangender Hoffnung, wie ich es zumindest benennen würde.
Auf den Tod bezogen entdecke ich dabei durchaus solche Empfindungen in mir: Ablehnung und Faszination, etwas als mein Jetzt zum Vor-Letzten (und damit eben noch nicht Letzten) zu machen, was das Letzte (meinen Tod) zugleich von mir weg hält und (in seiner quasi virtuellen Vorwegnahme) mir nah bringt. Ich hatte das oben mit dem Bild einer heißen Kuchenform versucht zu berühren, die ich anfassen muß und will und die anzufassen doch meine Haut zu verbrennen droht. Vielleicht ein zu alltägliches Bild, um Gnade vor den Augen von Menschen zu finden, die mit Spinoza unter dem Hut durch die Weltgeschichte laufen.
Jedenfalls denke ich inzwischen etwas milder über Ihre mir zu ungelenk erscheinende Argumentation und hoffe, Ihnen den einen oder anderen Tipp an die Hand gegeben zu haben, das zu vorschnell aufgegebene Zählen doch noch als fruchtbares Bild in ihren Gedanken beibehalten zu können.
Zum Threat hier noch kurz Folgendes:
Die letztlich unter dem Gast-Namen ‘Susanne’ eingetragenen Kommentare sind im Gegensatz zum ersten, unter dem gleichen Namen firmierenden Kommentar nicht von mir. Den hatte ich, ohne mich korrekt als SuMuze anzumelden, unter meinem realen Vornamen hinterlegt.
Inzwischen wurden in den Kommentaren diese ‘Berühmtheiten’ (in alphabetischer Reihenfolge, in Klammern jeweils, von wem das geschah) bemüht:
– Samuel Beckett (Norbert W. Schlinkert)
– Henriette Davidis (ich)
– Luise Holle (ich, kommt noch weiter unten)
– James Joyce (Norbert W. Schlinkert)
– Søren Kierkegaard (Norbert W. Schlinkert)
– Baruch de Spinoza (Norbert W. Schlinkert)
– Giambattista Vicos (Norbert W. Schlinkert)
– Franz Werfel (Norbert W. Schlinkert)
Somit steht es 6:2 für (Herrn?) Norbert W. Schlinkert, welcher sich zugleich als Essayist oder zumindest als jemand, welcher zum Vortragen auf nach solchen berühmten Namen verlangenden Veranstaltungen eingeladen wird, zu erkennen gab. Ich dagegen verriet lediglich, daß ich einen Streuselkuchen buk (nach Frau Henriette Davidis oder Frau Luise Holle, die ich hiermit nunmehr im Kreis der illustren Geister recht herzlich begrüßen möchte). Festzuhalten bleibt, daß wir doch einen ausgesprochen breit gefächerten Kreis bilden, und wer so etwas dringend braucht, sich davon gerne gebauchpinselt fühlen mag. Ich z.B. habe den Streuselkuchen mit etwas zerlassener Butter bepinselt, was seinem Wohlgeschmack gut tat und seine ernährende Wucht sicherlich steigerte. Letzteres wurde leider von einigen Essern sehr negativ bewertet.
Es wurden des Weiteren auch verschiedene Vermutungen über den geistigen Reifegrad, den aktuellen Hormonpegel und die moralische Bewertung der Motive und Handlungen der Beteiligten angestellt, bei denen ich, soweit ich mich an die entsprechenden Zeilen erinnere, welche ich selten mehr als flüchtig lese, sehr schlecht weg kam. Auch über das Arbeitsleben, zumindest meiner Person, wurden Hypothesen formuliert, die sich nicht unbedingt als schmeichelhaft lasen. Darauf näher einzugehen, widerstrebt mir.
Was mir allerdings sehr fehlt, sind Sätze, die sich interessiert, kritisch und aufgeschlossen an die Sätze der von Herrn Herbst zitierten Frau Junge hängten, und was mir allein als ein Umgang mit Worten vorschwebt, der sich literarisch, von mir aus auch literarisch-künstlerisch, nennen darf, weil er sich mehr mit Worten verheddert als mit den Gestalten der eigene Psyche.
Mir, gestehe ich offen, hat der Satz Frau Junges, wegen dessen ich meinen ersten Kommentar einstellte, sehr gefallen und mich schlicht und einfach zum darüber Herum-Spinnen (und das auf meine Weise, die ich niemandem als Norm anbiete) angeregt. Gern hätte ich die eigenen Gedanken anderer Menschen dazu gelesen. Mich jäh mit einer Phalanx großer Geister und ihren aus zweiter Hand heran gekarrten Worten konfrontiert zu sehen, hat mich ärgerlich gemacht und zu durchaus polemischen Worten gereizt. Was ich zwar im Nachhinein ein wenig bedaure, aber immerhin zu einer recht lebendigen Schlammschlacht geführt hat, die mir erheblich lebendiger vorkommt als die Grabesstille vieler anderer, sich literarisch oder künstlerisch (oder beides zugleich) schimpfender Veranstaltungen.
In den falschen Hals, um dieses Bild am Ende noch aufzunehmen, bekomme ich, soweit ich meine eigenen Gefühle einigermaßen sachlich beurteilen kann, Anwürfe, die meine Arbeit, meinen Alltag und meine Psyche betreffen. Derartigen Unsinn im Threat eines öffentlichen Blogs über eine Unbekannte zu äußern, halte ich für keinesfalls zulässig und darüber hinaus als lediglich auf die Autoren zurück fallende Entblößungen mangelhaften Anstandes und fehlender Kinderstube.
@sumuze Das ist doch ein sehr schöner und dazu noch langer Abschluß dieser kleinen Auseinandersetzung, in der grundverschiedene Annahmen von den Absichten des je anderen aufeinanderprallten. Nach wie vor verstehe ich nicht, warum Sie die Gedanken der von Ihnen so genannten großen Geister nicht ebenso akzeptieren wie diejenigen “kleiner” Zeitgenossen, denn wo läge da der Unterschied, außer in der Tatsache, daß uns diese zur Verfügung stehen und jene nicht? Insofern sind die Worte nicht aus zweiter sondern aus erster Hand, denn wozu diente sonst Literatur, wenn nicht dazu, sie als aktuelle Gedankenäußerung unvoreingenommen zu lesen? Musik nimmt man ja auch von großen Komponisten ganz gegenwärtig entgegen. Ich hatte übrigens nicht vor, meine persönlichen Ansichten zu der Thematik hier zu äußern, sondern wollte anhand exemplarischer Texte eine Diskussion über die “Sache” führen, was im Netz so schwierig ist wie im richtigen Leben.
Entscheidung, nicht eher getroffen, oder vielmehr viel später als, wie es sagen? Wie, um hiermit endlich zu enden, es ein letztes Mal schlecht sagen? Als widerrufen. Nein, aber langsam schwindet ein wenig, sehr wenig, dahin, wie ein letzter Streifen Tageslicht, wenn der Vorhang sich wieder schließt. Sich ganz langsam, ganz von selbst, oder von einer Phantomhand gezogen, Milimeter um Milimeter wieder schließt. Adieu den Adieus.
(Samuel Beckett)
ist immer besser, die besseren zu lesen
Die Gedanken ‘großer Geister’ kann ich allenthalben nachlesen, dazu brauche ich weder Diskussionen mit noch Monologe von sich als ‘kleiner’ ausgebenden Geistern.
Ich bin da ‘anarchistisch’ in einem chaotischen Sinn – Bomben fragen für mich nicht nach der Hand, aus der sie geworfen wurden, und Bosheit nicht nach dem sich mittels ihrer über sie erheben Wollenden.
Daß Sie nicht vor hatten, Ihre persönlichen Ansichten zu äußern, als wären diese ‘der Sache’ schädlich, befremdet mich. Denn dann könnte ich mir Sie allenfalls als einen mit missionarischem Eifer Bücher oder Schriften ‘größerer Geister’ unters Volk Werfenden vorstellen – ein Bild, das ich aus ganzem Herzen verachte, weil ich jedwede ‘selbst verschuldete Unmündigkeit’ als beleidigend empfinde und autoritätsgläubige Aufklärer für mindestens so schädlich halte wie heilsversprechend säuselnde Erlöser.
Ein Gefühl, das sicherlich oft über sein Ziel hinaus schießt, wie ich wohl weiß, weswegen ich meistens versuche, meinem Abscheu den Mantel kritischer Rationalität zu leihen. Auch etwas, an dem ich oft scheitere, leider. Mea culpa. Aber – was soll’s?
Sie mißverstehen mich, wo Sie nur können, Sie interpretieren in meine Texte etwas hinein, das Sie dann als das von mir Gemeinte kritisieren – so ist natürlich keine Diskussion möglich, allenfalls eine über rhetorische Mittel. Bleiben Sie also in Ihrer Welt, ich in meiner.
Adieu.
Wie sollte ich denn nun ausgerechnet Sie mißverstehen können, hatten Sie doch “nicht vor, .. [ihre, S.S.] persönlichen Ansichten zu der Thematik hier zu äußern, sondern … [wollten, S.S.] anhand exemplarischer Texte eine Diskussion über die ‘Sache’ führen.”.
Allenfalls konnte ich demnach wohl nur die ‘exemplarischen Texte’, welche Sie anführten, mißverstehen, da ‘Ihre Texte’, Ihrem eigenen Programm folgend, hier gar nicht vorkamen.
Falls Sie eine Diskussion wünschen, müßten Sie sich schon mit sich selbst einig werden, was Sie anderen Teilnehmern derselben nun eigentich anbieten wollen: eigene Gedanken oder bloß geliehene. Denn sonst bliebe jedem, außer Ihnen selbst, kaum ersichtlich, was denn nun das jeweils Gemeinte wäre und woran sich kritisch zu halten wäre.
Mit einem bloßen Steigbügelhalter jedoch würde ich nicht mal den Sitz im Sattel, dem er sich eilfertig andienern möchte, diskutieren wollen. Insoweit also stimmt Ihr Fazit.
Durch die Regale lesen, heißt in den Regalen sterben. Nein, ich glaube nicht, daß ein Goldenes Zeitalter ausbricht. Aber ich glaube, daß auch wir aufwachen müssen, um endlich der morbiden Selbsteinschließung in der Feindseligkeit jeweiliger “Steigbügelhalter” zu entkommen und beherzt die Chance zu ergreifen, die sich uns bieten und wer weiß, wie lange. Und ich bin nicht naiv genug, zu glauben, daß der literarische Scheuklappen-Jargon und die fadenscheinigen Antagonismen einer versinkenden Ära die richtigen Parolen abgeben, uns in eine offene Zukunft zu führen.
@sumuze DAS HIER IST EIN LITERATURBLOG! Da geht es um Literatur. Für andere Bereiche gibt es andere Blogs. Und nun Schluß damit.
@Norbert W. Schlinkert Aber das entbindet Sie doch nicht von der Formulierung eigener Gedanken. Was wir hier erleben (müssen), ist ein reproduktiver Moment, nicht dauerhafter vielleicht als das Blinken eines Sterns, in dem, wer Realist sein will, auch Idealist sein muß, in dem das Unwahrscheinliche sich jeden Tag ereignet und das Unmögliche jede Woche, und in dem uns die literarische Vorstellungskraft, die menschliche Wortgewalt, wenn sie rechtzeitig entfesselt werden, uns noch immer über jene Öde der reproduktiven Hoffnungslosigkeit hinwegheben können, in der wir viel zu lange haben leben müssen. Also, geben Sie sich einen Ruck: formulieren Sie (nur einmal) ohne Rückgriff auf große TOTE.
Es handelt sich ausschließlich um meine eigenen Gedanken zu einem Thema, das zuvor bereits von Schriftstellern aufgegriffen worden ist. Mit eben diesen Gedanken aus der Literatur arbeite ich. Das dürfte doch wohl nicht so schwer zu verstehen sein, und wenn doch, dann glauben Sie’s einfach!
Schlinkert, es ist nichts weiter als eine Einladung zum Diskurs, so wie ich ihn kannte (Hin und Her). Mehr nicht. Nehmen sie es an. Es performt (modern) die sehr interessante Diskussion zwischen den Generationen! Beteiligen Sie sich bitte weiter. Wir, die Lesenden, spannen.
Das sind aber doch klar durchdachte Beiträge, die der Herr Schlinkert hier bringt, das ist ganz klar ersichtlich. Schließlich geht es hier doch meist um die Literatur des Herrn Herbst, da finde ich so etwas auch mal ganz gut und auch lehrreich. Zu einem wirklichen Diskurs, Wolfino, ist es aber wohl doch nicht gekommen, finde ich. Schade, dass sich kein Herr Gogolin oder sowieso beteiligt, aber das ist eben manchmal so. Ich als Lesender spanne weiter, gelegentlich jedenfalls.
Es gibt eine Lesart des Denunziatorischen.