[Arbeitswohnung.]
Das >>>> heutige DTs, zu gestern, trägt eine so poetische, finde ich, Handschrift, daß es auf die Hauptsite gehört. Als Ergebnis eines Aufräumtages ist das nicht wenig.
Weitere Credos Der Dschungel waren bislang, vom ältesten bis jetzt:
- >>>> Eros & Wille (nach Schoeck)
- >>>> Intensität (2004)
- >>>> Verbeen (2006)
- >>>> Selbstakzeptanz & ihre Öffentlichkeit (2006)
- >>>> Freiheit & Spieltrieb (2006)
- >>>> Abermals Hingabe (Reichenbach 2007)
- >>>> Wissen aus der Fremdheit (Jünger 2007)
- >>>> Kritik als Liebesakt (2010)
- >>>> Abermals Offenheit (2013)
Ich bin den Suchergebnissen nachgegangen und schaue, ob sich Ballungen finden. Jedenfalls rechtfertigt das DTs, heute ihm mehr als dem Arbeitsjournal die Hauptsite einzuräumen.
Es geht weiter mit der Räumerei, heute unterbrochen vom Besuch bei meiner Fußpflegerin. (Ist das eigentlich ein neurotischer Befund, daß ich zunehmend zu Letterdrehungen neige? Wirklich auffällig, wie oft ich in den letzten Monaten sowas wie „Fußfplegerin“, „Motnag“, „Abreitsjournal“ tippe, als wären solche Dreher bereits als Instinkt in die Fingerspitzen geraten, also Auswikrungen („Auswikrungen“, ecco!, schon wieder) der Automation.) – Jedenfalls ist jetzt das Regal mit den Opern- und Konzertprogrammheften und -büchern dran; danach wird der zweite schmale Arbeitstisch, dann der Mitteltisch hergerichtet werden; dann wird der Schreibtisch geputzt und seine Oberfläche neu geordnet; dann wird aufgesaugt und gewischt. Sò. Und dann geh ich an UFs Lektorat des Epilogs; vielleicht kommt bis dahin auch noch vom Profi Kritik, und auch >>>> Parallalie schaut nun über den Text.
Bekam Abrechnungen über Buchverkäufe. Verheerend, besonders für die >>>> Elegien. Verheerend und nicht zu verstehen bei jemandem, der derartig viele Zugriffe auf sein Weblog hat. Zwischen dessen Leser:inne:n und Buchkäufer:inne:n scheint es so gut wie gar keine Verbindung zu geben. Was das Feuilleton nicht anpreist, was nicht durch die Maschinerie der konservativen Betriebs-PR läuft – es gab für die Elegien außerhalb des Netzes nicht eine einzige Kritik – , wird nicht gekauft. Für den „klassischen“ Buchmarkt und seine Kunden ist das Netz nach wie vor inexistent. Man kann dagegen mit Lesungen angehen, das schon; es macht das Ergebnis aber nicht besser, wenn signifikant mehr Bücher auf Veranstaltungen als über den Buchhandel abgesetzt werden. Sämtliche Verkäufe auf meinen letzten Lesungen waren ausgezeichnet, bezeichnend ist, daß bei diesen Lesungen höchst selten noch ein Buchhändler den Büchertisch übernahm.
Nach wie vor gut verkaufen tut sich >>>> „Meere“; die Menschen reagieren auf Skandale. Unterdessen, so sehr ihm das vorher geschadet hat, hilft ihm das. Aber es ist nicht ohne Belastung, mit dem Wissen um diese Zusammenhänge in das Argo-Abenteuer zu gehen.
Egal. Ich schreibe sowieso für die Zukünftigen, die dann Bücher noch lesen werden – belletristische; für Sachbücher liegen die Dinge noch anders.
Guten Morgen und ran ans Ordnen. Viel viel Staub wird das wieder.
Zuvor aber noch die Löwin wecken.
Postscriptum nach dem Telefonat mit der Löwin:
Bezeichnend dabei, wie weit auseinander Einschätzungen des Feuilletons und der Literaturwissenschaften fallen. Meine Arbeit wird von diesen immer wieder in den Focus genommen, analysiert und interpretiert; im Feuilleton kommt das nicht an, wird wahrscheinlich genau so wenig wie die Bücher selbst wahrgenommen, weil es ihm auf den aktuellen Absatz ankommt, also auf Markt, nicht auf Wahrheit, bzw. Wahrheitsfindung oder gar tatsächlich auf eine „Ästhetik“ als künstlerische Besorgung. Das hielte, weil es der Genauigkeit im Hinsehn erfordert, von der nächsten Aktualität zu sehr ab, die bedient werden muß, will man nicht selbst Einbußen an Aufmerksamkeit erleiden. Der Markt dreht, und man dreht mit, so, wie die Käufer:inne:n sich mitdrehen lassen selbst dann, wenn sie an sich kritischen Geistes sind. Es ist dies genau das, was ich unter Pop verstehe, und zwar auch dann, wenn er Ausdruck ursprünglich von Widerstand war, denen man gegens Reaktionäre lostrat. Um sich als Widerstand behaupten zu können, ist er auf die Strukturen dessen angewiesen, gegen was er angeht, und bedient sie deshalb. Man sitzt in der Falle. Besonders perfide daran ist, daß diejenigen, die dem jeweils Aktuellen nachlaufen, das, mit Karl Kraus gesprochen, doch immer zugleich schon von gestern ist, – daß diese also dem Netz, ausgerechnet, eine Oberflächlichkeit vorwerfen, die die tatsächlich einzige Maxime ihrer eigene Position ist, wenn sie wirken, d.h. Marktmacht ausüben wollen, ja, sie müssen sich schon in den Themen beschneiden, denen ihr öffentliches Interesse gilt, und an denen messen sie die Bücher, für die sie’s erreichen, daß man sie kauft.
9.04 Uhr:
Ich fand es soeben wichtig, noch einmal etwas zur „Causa Torik“ zu sagen, >>>> dort. Jetzt aber wirklich an die Räumerei.
Buchverkäufe Es ist so einfach dem Betrieb die Schuld zu geben Fakt ist aber, es geht auch ohne ‚den Betrieb‘.
Inzwischen gibt es eine große Zahl sogn. Selfpublisher, die sehr großen Erfolg haben mit etwas dass wir wohl „Heftchenromane“ nennen müssen. In einigen Fällen sind die großen Verlage erst hinterher auf den Zug gesprungen und haben das was als e-book schon erfolgreich war noch auf Papier heraus gebracht.
Namen?
Nika Lubisch alias Monika von Ramin
Carina Bartsch
Nicht dass ich der Meinung währe es sei auch nur im Ansatz lesbar oder verdiene gar Literatur genannt zu werden, aber Erfolg haben die Damen, mit der Selbstvermarktung.
Es reicht eben nicht die Leser mit einem Blog zu bedienen, mir scheint außerdem hier wird ganz gezielt zwischen dem Bloger und dessen Literatur unterschieden. Man liest den Blog und unterhält sich damit wie mit einer Soap, welchen Skandal gibt es heute in Die Dschungel und nur wenige kommen der Literatur wegen.
@doll. und nur wenige kommen der Literatur wegen
Das ist durchaus möglich, sogar sehr wahrscheinlich und war auch der Kern meiner „Klage“.
Was die Selbstvermarktung anbelangt: selbstverständlich geht das. Es verschließt aber wichtige andere Wege, etwa die der Übersetzungen; vor allem jedoch ist sie sehr zeitaufwendig. Ich habe bisweilen mit dem Gedanken gespielt, >>>> das da geht ja in die Richtung, aber um das wirklich voranzutreiben, bedarf es eines anderen Wesens als dem meinen. Ich bin (dafür) zu viel in meine tatsächlich poetischen Projekte eingesponnen, deretwegen ich diesen Beruf ja überhaupt habe. Immerhin kann ich – unterdessen; es war lange Zeit anders – als Schriftsteller von meiner Arbeit leben; das können nicht sehr viele meiner Kolleg:innen sagen – darunter auch durchaus berühmte. Man braucht Zähigkeit, eine ganze Portion Größenwahn, Leidenschaft und sehr viel Arbeitskraft, um es hinzubekommen. Gesundheit, vor allem; ich bin mit ihr wirklich gesegnet. Und, in meinem Fall, Frauen. Ohne die wäre ich, wie ausgerechnet Paulus, dieser Machtmann, schrieb, nichts als ein tönend Erz.