PP3, 29. September 2013: Sonntag. (Keine Hoden & Poetik: Das Sentimentale und die ästhetische Anorexie).

Die Anonymen >>> versuchten es wieder. Dieses hiermit Verlinkte hab ich stehen lassen, anderes gelöscht. Traurig für ihre Partnerinnen: Sie haben einfach keine Hoden.

Nachts >>>> über Sibelius’ Siebte geschrieben; ich will die Arbeit an solchen Texten intensivieren. „Poetik zur Musik“ wäre ein Buch, das ich sehr gerne einmal publizierte. Selbstverständlich ist schon der Titel ein Reflex auf Adornos „Noten zur Literatur“; in vielem halte ich längst andere Positionen, als er sie hatte, dennoch kann ich weder, noch wollte ich’s, meine Prägung verleugnen. Sibelius war für ihn eine Haßnummer, Adornos Ungerechtigkeit konnte gnadenlos sein. In anderem, etwa der Wirkungsweisen der Kulturindustrie, sah er die Dynamiken unkorrumpierbar scharf. Nur kennt die Negative Dialektik kein Erbarmen. Wahrscheinlich hat das mich von ihr abgekehrt. Das Sentimentale aus der Kunst zu nehmen, bedeutet, sie anorektisch zu machen. Das gilt besonders für das Pathos, eine erhebende Sonderform des Sentimentalen. Ich darf nicht vergessen, meinen kleinen Text dazu zu verfassen, den ich >>>> bereits gestern angekündigt habe. Dann hielt mich aber >>>> dieser Gedichtversuch von ihm ab, bis mich… ja, eigentlich hat mich Sibelius wieder hingeleitet. Also werde ich sie, die kleine Überlegung, heute morgen auch ausführen.
Danach muß ich ans Europaprojekt, um für das Telefonat morgen früh etwas vielleicht schon, sagt der Jurist:, „Substantiiertes“ auf der Hand zu haben.

Laufwetter ist. Sonne in einem klaren blauen Himmel. Mittags also in den Park.

(8.17 Uhr.
6 °C.
Noch einmal Madetoja.)

***



Geschrieben und >>>> eingestellt: Ergreifungen oder Der Kitsch.
***

Schnellschuß: >>>>> Paralipomenon 546, „Aufgabe“.

Gelaufen, knappe vierzehn Kilometer, später aber erst, als ich wollte. Dann, genau als ich heimkam, passierte etwas, das mich vom Schreibtisch erstmal fernhielt. Aber jetzt arbeite ich wieder.

Eine poetologische, vielleicht erhellende Diskussion hat sich >>>> in den Kommentaren dort aufgetan. Schon jetzt ist zu beobachten, wie die Herausnahme des Persönlichen und Privaten aus diesen Protokollen auch die Diskussionen versachlicht. Ob es sie dadurch „wahrer“ macht, ist abzuwarten. Jedenfalls entzündet es enorm meine poetische Produktion; dafür bleiben Pflichtarbeiten etwas auf der Strecke.

(18.44 Uhr.
Stenhammar, Zweites Streichquartett.)

***



4 thoughts on “PP3, 29. September 2013: Sonntag. (Keine Hoden & Poetik: Das Sentimentale und die ästhetische Anorexie).

  1. Pathos “Pathos, eine erhebende Sonderform des Sentimentalen” – sehr schön.
    Ist das von Ihnen?
    Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass Pathos heutzutage (und zumal in der Lyrik) leicht despektierlich behandelt wird. Nicht grundsätzlich zu Recht, wie ich finde, auch wenn ich mir der geschichtlichen Belastungen bewusst sind. Wie stehen Sie dazu? Darf, nein besser: soll man pathetische Gedichte schreiben? Immerhin entwickelte sich seit der Frühen Neuzeit auch das Ideal der authentischen Dichtung. Vielleicht braucht es also auch Mut, sich zum Pathos zu bekennen, gerade weil es nicht “en Vogue” ist …
    Ich habe zudem bisweilen das Gefühl, dass das, was man für früher vielleicht einen bevorzugten “lyrischen Modus” nennen könnte, eine Art Sprechweise oder -haltung, sich vom Sentimentalen/Pathetischen hin zum Distanzierten oder Kommentierenden, ja womöglich auch in Richtung der Ironie bewegt. Was ich persönlich für eine sehr bequeme Haltung halte, da man dabei immer auf Abstand hält …

    1. @Metzn. Ja, die Formulierung ist von mir.

      Zum Pathos ist in Der Dschungel schon oft geschrieben worden; auch >>>> mein heutiger Beitrag zum Kitsch bezieht sich darauf. Spätestens mit Beginn meiner Arbeit an den >>>> Bamberger Elegien habe ich auch über Pathos immer wieder nachgedacht und mich öffentlich zu ihm bekannt. Der Einwand, man müsse sich von ihm distanzieren, weil “wir” uns mit Pathos historisch schuldig gemacht hätten (was “wir” haben), führt, konsequent verfolgt, zum Verstummen oder aber dazu, alles ins Uneigentliche zu verschieben – eine Art von Abwehr selbst.
      In dem Zusammenhang steht auch mein >>>> Notat zu Sibelius’ Siebter.

      Wir können auch nicht, schrieb ich in anderem Zusammenhang, ironisch lieben, weil Liebe eben, zumindest in den Zeiten ihrer Climax, die Trennung gerade aufheben will. Was ihr in einigen Sekunden auch gelingt. Das entspricht Walter Benjamins “Aufschießen von Wahrheit”.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .