PP11, 7. Oktober 2013: Montag. Vor dem Aufbruch. Neapel-Aufnahmen schneiden. Texte sichern. Und nochmal zur „Kritik“.

Ricarda Junge schickte mir gestern, von der ganz ganz kleinen Friederikes Tauffeier, ein derart glückvolles Bild, das ich der Versuchung nicht wiederstehen konnte, es doch wenigstens >>>> im Tagebuch einzustellen, in welchem ich mir zumindest ein b i ß c h e n Privates insofern weitererlaube. Es ist aber eben nicht nur privat, denn Vaterschaft ist einer der umfassendsten Anteile meines Autorenbewußtseins geworden und bestimmt deshalb meine Arbeit immer mit; ohne das halte ich sie unterdessen für unvorstellbar. Und gerne, sehr gerne hätte ich der Mutter, nachdem Freunde für sie gesungen und gespielt hatten, das kleine Gedicht vorgelesen, das ich nach ihrer Geburt „meinen“ Zwillingen geschrieben habe. Aber ich kann meine Texte nicht auswenig oder nur immer bruchstückhaft; deshalb hole ich es nun dort nach: >>>> Säuglinge.

Sehr straffer Tag, sehr straffe Woche; daß ich heute zum Training komme, ist unwahrscheinlich: wahrscheinlich schaffe ich es in den nächsten Tagen überhaupt nicht; allein schon die Vorstellung nervt, macht mir sogar ein Unbehagen, das an ein kleines schlechtes Gewissen erinnert. Aber die Sprecheraufnahmen, daß sie geschnitten werden müssen, gehen unbedingt vor, weil bereits am kommenden Montag die Produktion des „eigentlichen“ Stücks beginnen wird. Da werde ich mit Thomas Zenke hier am Schreibtisch sitzen und nichts anderes tun von morgens bis in die Nächte. Vorher aber, ab dem Mittwoch, die Frankfurter Buchmesse mit der >>>> Zweiten Argo-Präsentation im Literaturforum im Mousonturm, doch schon morgen bereits eine erste Lesung in Hanau, allerdings der >>>> Vergana, mit Schüler:innen-Diskussion, dann, ab Freitag, Seminar in Neuss. Am Sonntag abend werde ich zurück sein. Bevor ich heute – ich weiß noch nicht, wann – abreisen werde, müssen Dateien gesichert worden sein, von denen einige überhaupt erst zu speichern sind; an das Europaprojekt muß ich außerdem noch: da ist vor allem wieder ein Brief zu schreiben, so daß ich die Schnitte >>>> der Tonaufnahmen von gestern vermutlich noch während der Zugfahrt fortsetzen werde. Aber ich habe noch nicht einmal eine Fahrkarte; gepackt werden muß; ich muß den Ofen vorbereiten für meine Rückkehr, damit Zenke hier nicht im Kalten sitzt; auch aufgesaugt, wenigstens, muß werden. Dann hab ich, am späten Mittag, noch einen Fußpflegetermin. Ich werde aufatmen, wenn ich erst mal im Zug sitze.

Um Viertel vor sechs bin ich hoch; sofort die Aufnahmen von gestern im Laptop und auf der Sicherungsplatte gesichert, die ich nicht vergessen darf mitzunehmen. Die „Originale“ bleiben indes auf dem Stick: für absolute Notfälle. Immerhin bleiben sie auch beim DeutschlandRadio im Funkhaus gesichert; das nimmt etwas Druck aus der Nervosität.

Lange Diskussion noch zu meiner „Eitelkeit“ gestern im Netz, aber auch, in Form privater Anwürfe, als FB-Nchrichten, und zwar quasi dauernd. Die Löwin dazu: „Es scheint bei uns Menschen so zu sein, daß, wähnt man jemanden verwundet, besonders gerne mitgetreten wird. Wir haben offenbar keine Beißhemmung.“ Aber ich bin, in dieser Angelegenheit, nicht verwundet, nur verärgert und ein bißchen geekelt. Selbstverständlich wurde mir, nachdem ich den privaten Brief zwar anonymisiert, aber eben doch >>>> öffentlich gemacht hatte, wieder einmal vorgeworfen, ich vertrüge keine Kritik; es ist rein erstaunlich, welches „Kritik“verständnis vorherrscht, für das allein schon die Idee, sie, deine Kritik, habe etwas mit Argumenten zu tun, nahezu restlos fehlt. Sagt man das, kommt pünktlich ein „Nur der getroffene Hund bellt“. Manche Leute wollen gar nicht argumentieren, sondern ihre Meinung bestätigt bekommen jenseits der sachlichen Gründe.
Auch über die Bemerkung habe ich noch nachgedacht, ich müsse es ebenfalls aufgeben, meinen „Körper zu dominieren“. Was heißt das denn? Doch wohl, daß man sich gehen lassen solle und ergeben annehmen, was die Physis mit einem macht. Hier wird ein Primat der Bequemlichkeit eingefordert, der mangelnden Anspannung, der Anstrengungslosigkeit als einvermeintliches menschliches Ziel. Es herrscht da ein ungeheures Mißtrauen gegen alles und jeden, die und der sich selbst ermächtigen; auf diese Weise wird Leistung diffamiert, wahrscheinlich weil es die Menschen von ihrer eigenen, einer Verpflichtung, entbindet. Interessanterweise, immerhin, hat man mir diesmal n i c h t vorgeworfen, d a ß ich eine privat geschriebene Attacke zu einem offenen Brief gemacht habe. Freilich kann das noch kommen.

Egal. An die Arbeit.
(7.50 Uhr.
11 °C.)

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