Wozu noch? Das Arbeitsjournal des Sonnabends, dem 12. September 2015.


[Arbeitswohnung, 9.56 Uhr
Mendelssohn-Bartholdy, Oktett Es-Dur]

Grau. Grau.
Grau. Grau. Grau erwacht.
Keine Arbeits-, keine Lebenslust. Es geht mir selbst auf | den Keks
komme nicht raus: Vergeblichkeit
Immerhin entwickelt sich der neue Lievito madre | nach
italienischem diesmal | Rezept gut | er-
ster Blick nach dem Aufstehn:


Tag 9/15
Das Brot hält mich | nicht die Löwin wecken gewollt
nicht schon wieder | klagen
Bei Amazon fast 100.000 Stellen zurückgefallen
Mich für Musik entschlossen was | ich gestern hörbegann
Harmonie des Spätklassikers | unaufgeregte Balance
Vorher >>>> Parallalies Joyce eingestellt den | ich gestern nacht noch
Fehler behoben (Augen|aufblick: „pornografisch“
sagt man im | pornografischer Blick der Transzendenz ge-
schnitten | störte sehr Vercell‘ | aber wollte nicht
schreiben ein Arbeitsjournal ohne Arbeit
wie denn noch die Hymnen der Béart? | Lob der Welt Unlob
sinnlos „bist frustriert, nicht | depressiv“ | Inakzeptanz –

[11 Scarlatti 20 Uhr
Klavierson|A|lice Tenader|n

Amélie kam den Mops rück|holen kurzlat temacchiato
brachte Kozari aus Serbien serbisch Šljivamus
mit 50 Euro: so komm ich durch die nächste Woche]

Dann der DAT-Recorder putt | Verzerrungen sind |Tonköpfe wohl
kann ich echt nicht brauchen kommt | eines immer auf das
andre doch | hab ich einen Termin, geht‘s gleich immer besser
wie gestern: >>>> dort das Gespräch wie | wirk ich immer sicher
bin‘s nicht | tu nur immer so mir selbst | vor | ‘s ist Vor
Schein alles nur und | habe es so satt & müde bin so müde grau
grau. Grau.
Grau. Grau. Grau erwacht.
„Du mußt wieder laufen! Du mußt deinen Körper wieder in Schuß!“
Dick aus Wohlgefühl zu werden, dies mag angehen
aber dick aus Unlust? Wie | zieh ich mich aus dem Sumpf?
Immer die Fakten dagegen | meine Güte! seh ich doch!
Ein Buch verkauft >>>> auf der Premiere in | Zahl(en): 1
da beißt die Maus kein‘ Faden | mußt die Laufrichtung nur
ändern: 100.000 Stellen rückgefallen und für die Miete wieder
Geld leihen, für die Krankenkasse:
mit sechzig ein Alimentierter wie | ein Kleinkind
schändlich ohne jede | Ehre kann
ja mal fragen, ob ich Zeitungen austragen
gegen Handgeld hab | die 50 Euro angenommen
schändlich: daß man muß
und tu so, als wär ich respektabel mit
Büchern, die kaum die Freunde intressiern
Für die Welt ein Müll & weg! | übereiteltes Zeug
„bildungsüberfrachtet“: so schon Ueding drei Dezennien früher:
Es lebe der Fußball wenn | लक्ष्मी sich nicht auf die Straße traut bei
jedem Spiel: | „Eyy Türkin komma her sofort!“
und packt sie reißt sie an der Kette rückwärts
Spielt den Bildungsfreien keine Rolle:
Scheiß auf die Metaphysik! kotznwa doch drauf
und Scho kriegt die Krätze, weil ich wieder auf den Pop
wo sich alle wie beim Fußball einig
Geschichte durch Einschliff, und Geschmack

wo ist mein Glaube hin an | was ich tu
wo ist mein Trotz wo | meine Weltliebe
wo meine Energie wo | Zuversicht
Nicht ruhen dürfen | können mit
abgelaufnen Zehennägeln: Die Zähne herausnehmen
weil‘s sich dann besser kaut im Alter:
„Verdammt, geh wieder laufen! Du kennst doch deinen
Körper!“ | Doch über allem liegt | Wozu?
jetzt auch schon beim Erwachen

Dankbarkeit doch, leise unversehens
: daß ich Musik hören kann als wieder
Sedativum

(Ich schreibe s o, um nicht zu rationalisieren:
nicht d i e s e Falle auch noch der
bürgerlichen „Denkungs“|art -. Die | Depression in Worte fassen:
ihren Ausdruck suchen als letzte und | einzige Befreiung.)

4 thoughts on “Wozu noch? Das Arbeitsjournal des Sonnabends, dem 12. September 2015.

  1. Morgen werd’ ich diejenige sein, die weckt. Und alle Tage danach, bis wieder ein Boden unter den Füßen da ist.
    Aus der Fülle zu leben heißt eben auch machmal: voll von Angst.
    Gehört dazu.

    1. sie möchten wohl nicht etwas literarisches lesen, what titled could be : “zhe cock o nurejev” – es wäre für sie wahrscheinlich gay-insider-literature – nun, brüste sind eher plakatiert als phallen in einer heterosexuell plakatierten, für manche schon sexistischen heteromännerplakatierwelt.
      der lümmel von nurejev, naja, dünn und wirklich lang
      und
      die neue fröhliche wissenschaft ?
      die neuen fröhlichen versuchstiere ?
      die neue fröhliche versuchsgewebetextur ?
      ich möchte mal einen bekannten annähernd zeitgenössischen ( hallo companeras ) musiker ( ausser vielleicht henze ) kennenlernen, der irgendwie erfolgreich sowas wie auf einem dreivierteltakt ( quasi.analog : hexametrik ) eine ganze suite ( wenigstens ) komponieren wollte.
      ich führe hier nicht m. pintscher an oder andre, die hochkarätige zombiefantasien komponierten
      ich weiss, was widerstand ist aber ich weiss auch, dass das was hänschen nicht lernt, hans nimmer mehr ( lernen ) tut.
      es gibt also keine ernstzunehmende diskussion unter leuten, die adoleszenz-zeit überschritten.
      ich selbst höre von gefühlten 50000000 poptiteln etwa 100 mit genuss, indem ich den poptexten nicht zuhöre.
      ich bin schon konkreter als sie.

    2. deuten und klar benennen ist eines, deuten und und nicht klar benennen ein weiteres.
      nicht deuten und klar benennen ein weiteres.

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