Mit Til Schweiger. Das Arbeitsjournal des Montags, dem 11. April 2016.


[Arbeitswohnung, 10.45 Uhr]

Schon mal >>>> die Münchener Veranstaltung >>>> bei Facebook annonciert, dann Briefe geschrieben wegen der >>>> WDR-Lesungen. Daß der Sender immer noch, nach über einem Jahr, >>>> mein Kreuzfahrthörstück als Podcast bereithält und darauf auch verlinkt, trifft sich gut, auch wenn dadurch die Möglichkeit einer Übernahme durch andere Sender quasi ausgeschlossen ist – was nicht so schöne Folgen für meine Einnahmemöglichkeiten hat. Aber wichtiger ist die Präsenz.

Til Schweigers >>>> Schutzengel gesehen. Nun kann ich das Schweiger-Bashing überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Klar, der Film ist voller Geballer, ein Actionstreifen halt, kann aber eben locker mit US-amerikanischen Produktionen mithalten. Mich berührte anderes, etwa und gerade, was man Schweiger so oft abspricht, nämlich sein virtuoses Charakterspiel von Härte, Machismo und Schwäche und Liebe; auch daß unter anderem Ciane ihm, Schweiger, vorwarf, er könne nicht sprechen, finde ich hier unangemessen. Im Gegenteil. Es ist seltsam modisch, Schweiger nicht zu mögen; dabei kenne ich derzeit keinen anderen Schauspieler, der derart intensiv im Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist. Erst recht der Vorwurf der >>>> Prisma, er habe von >>>> Bessons Leon abgekupfert, ist schon deshalb hanebüchen, weil Schweiger auch darstellerisch einen völlig anderen Männertyp repräsentiert als Reno: Wo dieser bei einem Abschied von einem Kampfgefährten, den jemand wie Leon aber eben gar nicht hat, den Schmerz in sich hineinnehmen und eben nicht äußern würde, z e i g t ihn Schweiger und bedient eben n i c h t das standardisierte Männerbild. Wie statt dessen Schweigers Vaterschaft wirkt! (Die Mädchen- bzw. jungeFrauenRolle spielt seine Tochter.)
Nimmt man ihm d a s übel? Oder ist es einfach nur der Markterfolg, der den Leuten aufstößt?
Interessant finde ich vor allem die Ambivalenz. Bei der Danksagung zum Schluß – für die seinerzeit in Afghanistan stationierten deutschen Soldaten – zuckte selbstverständlich auch ich, empfand sie – aus meiner politischen Position – als inkorrekt, jedenfalls nicht als „links“. Sie stieß mir auf, ich spürte Abwehr. Doch konzentriert man sich auf die Menschlichkeit von Schicksalen-an-sich, bekommt diese Danksagung eine ganz andere Bedeutung, egal, ob die Bundeswehr gejubelt hat oder nicht.
Solche Zusammenhänge und Seitenwege muß man ertragen können und also zulassen; tragische Geschehen lassen sich auch, so habe ich‘s in einem der Aufsätze >>>> dort formuliert, in den Geschichten der Gegner erzählen, und sie werden dort erzählt. Um berechtigte Aussagen über die Wahrhaftigkeit einer Ästhetik treffen, muß ich von meiner eigenen politischen Überzeugung Abstand nehmen können.
Ziemlich berührt haben mich auch – abgesehen davon, daß diese Frau von beklemmend schöner Filigranität ist – >>>> Karoline Schuhs Mienenspiel und besonders ihr etwas versetztes Lächeln: Auch hier diese extrem hohe Intensität einer Charakterzeichnung alleine durchs Gesicht:


Ich habe mich ziemlich ducken, ja geradezu verteidigen müssen, als ich für die männliche Rolle meines Nicht-Sirius-Theaterstückes Schweiger vorschlug, also als dieses Stück noch in Rede stand. (Hat sich ja nu‘ erledigt). Aber wenn es d o c h einmal zu einer Inszenierung käme, würde ich nun neuerlich Schweiger vorschlagen, und zwar beharrend – in der nur Hoffnung freilich, er ließe sich seinerseits ein. (Wenn ich mir vorstelle, was für eine Knallcharge stattdessen die Sympathie hat, gegenüber Schweiger, werde ich im Nachhinein – kunstästhetisch, nicht etwa privat – regelrecht wütend.)
Kann es sein, daß in Deutschland ein Mann künstlerisch abgelehnt wird, allein weil er gut aussieht? Das würde passen. O Deutschland, unselige Nation!
Was den Film übrigens außerdem auszeichnet, ist sein Selbstbewußtsein, eines nämlich, das sich öffentlich z e i g t. Auch das können hierzulande wahrscheinlich wenige ertragen, die etwas zu sagen haben oder meinen, es zu haben, seien es Kritiker, seien es Kollegen.
Wurscht, weg mit dem Zeug!

Und weiter mit den WDR-Aufnahmen, ein paar O-Ton-Versuche….
Dann zurück zu den Gedichten.
Außerdem kriege ich trotzige Lust, einen neuen Roman anzufangen. Denn als ich die Traumschiff-Aufnahmen einsprach, ja noch, als ich sie mehrmals abhörte, schoß immer wieder Glück in mir auf. Das habe ich lange nicht mehr gehabt. Eine solche Gewißheit.

ANH

6 thoughts on “Mit Til Schweiger. Das Arbeitsjournal des Montags, dem 11. April 2016.

  1. (Eines noch: Wie Schweiger vorgeworfen wird, er spiele immer nur “sich selbst”, ist dieser Vorwurf auf Mimen wie Reno, um von Hopkins zu schweigen, mindestens ebenso anwendbar, auf den späten Ganz desgleichen, auf Ford usw usf. All deren Erfolg beruht ja gerade darauf.)

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