Fünfter Ranhadam. Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 20. Mai 2016. Mit Horst Winkler.


[Arbeitswohnung, 14.49 Uhr
Beethoven, Streichquartette (seit morgens;
eines nach dem anderen; Quartetto Italiano)]

Um sechs auf, Latte macchiato usw., sofort an Die Brüste der Béart, das gestern begonnene Binnensonett fertigbekommen und gleich, dann in freiem Rhythmus, weitergeschrieben. Nach verschiedenen online-Lexika geschaut, auch einem fürs Kindle, bzw. iPad. Und fündig geworden.
Über einem Reim gebrütet, das Problem >>>> dank Winkler gelöst, wirklich ein grandioser Fund!


phonetisch aufgebaut!


und vom Schreibtisch aufgestanden, um den Lievito madre zu versorgen. Ich möchte am Sonntag ein Brot in den Backofen schieben (für die quasiFamilie, ich selbst eß‘ derzeit ja keines). Und schon zum Schwimmen los; das sehr große Bad an der Landsberger Allee ist grad zehn Fahrradminuten von meinem gewohnten Thälmann-Bad entfernt. Keine Ahnung, weshalb ich es in meiner Routineplanung nicht berücksichtig habe.
Auf den 50-Meter Bahnen anderthalb Stunden stramm brustgeschwommen, obwohl ich erst skeptisch war, ob ich das nach der langen Pausierung gleich wieder packen würde. Doch nach etwa einer halben Stunde war‘s, als wär ich auf den Trip gegangen.
Gestern abend die Calamari und der Wolfsbarsch haben nicht geschadet, die 76 kg sind bestätigt. Und morgen statt zu laufen oder zu schwimmen – eine Radtour. Benjamin Stein meldete sich, ob ich vielleicht nach Friedrichshagen kommen könne auf den Nachmittag; er habe eine Idee für die Gedichte der Derelvelieder. Klar kann ich. Bin auch überhaupt gespannt, was er zu dem Typoskript sagen wird.
Hin und rück 46 km, rechnet Googlemaps mir vor. Schont auch noch mal die Knie.

Weiter mit dem Béartzyklus. Während des Schwimmens Bilder im Sonnenlicht flirrenden Staubs, Weichzeichnerschlieren über einem Bett: der Akt war vollzogen. Von draußen hupt hin und wieder ein Auto ins Zimmer, und jenseits der weiten Sala klingt Kores Lachen von der Loggia. Daß diese Szene >>>> nach Amelia imaginiert ist, das freilich verrate ich nicht.

In den Ohren grundiert den Beethoven ein Rauschen, das ich nach langem Schwimmen i m m e r höre. Bilder Bilder von Frauen, aller (oder fast aller) meines bisherigen Lebens, die für den Béartzyklus zusammenströmen, manche, um Gericht zu halten; andere übernehmen vielleicht die Verteidigung. Die Gesichter schwimmen ineinander wie die Gesten. Das fassen –

– bevor ich weiter über das Friedrichprojekt nachdenke, über das ich gestern abend mit Schnell sprach. „Es wird zwanzig Jahre brauchen“, sagte ich zu ihm, „wenn ich die Erfahrungen mit >>>> Wolpertinger und >>>> Anderswelt anlege.“ „Aber denk daran, daß es für die Leser zugänglich sein muß.“ Er hatte in >>>> Argo nicht hineingefunden, oder nur zäh. Mir hingegen gilt dieses Buch nach wie vor für mein modernpoetologisch vollendetster Roman. So stritten wir leicht, freundschaftlich „über was sie sei“, diese Zugänglichkeit, und für wen und wen nicht.
An die vier Stunden saßen wir beisammen. Ich brachte ihn noch zur UBahn, wir umarmten uns. Dann setzte ich sinnend über Pappelallee und Stargarder Straße meinen Nachtspaziergang bis nach Hause fort.

*

(19.19 Uhr
Beethoven op. 74, Es-Dur)

So. Béart bis TS-S 22.
Gut für heute.
Jetzt noch etwas Friedrich lesen, dann, nach seinem Anruf, zu Broßmann hinüber.

***

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