III, 247 – Kopfgerüche

Es kostete einige Überwindung, in den Wind hinauszutreten, um dann festzustellen, daß er, von drinnen her wahrgenommen, sich eher durch seine Geräusche wild gebärdete. Draußen widerfuhr mir von ihm nichts. Denn ich hatte doch hinausgehen müssen: Tabaccaio, ein paar Fressalien und Getränke aus dem Bioladen. Mehr traute ich mich nicht. Seit gestern ist mir irgendwie kalt. Lange Stunden sitze ich mit einem Mantel am Schreibtisch oder Küchentisch trotz Stampfer bzw. Gasofen. Schwindelgefühle im Kopf. Leichtes Fieber.
Von der Arzneikunst halte ich wie Montaigne nichts (gestern und vorgestern darüber gelesen, sein stoischer Umgang mit seinen Koliken). Die Neffenmutter erkundigte sich zweimal. Sie meinte, ich müsse ein fiebersenkendes Mittel nehmen. Ich winkte ab. Ich denke, ich werde eine rohe Knoblauchzehe essen. Und ein bißchen schwitzen wie in der letzten Nacht.
Dann werde ich eben morgen nach Knoblauch riechen. Immerhin ein patentes Rezept, einen Vorwand dafür zu haben, die Gesellschaft zu meiden.
Die Mütze, die ich auch noch auf dem Kopf trug, eliminiert den Kopf. Es bleibt das Gefühl lediglich der Mütze. Darunter die übliche Routine. Ich habe sie jetzt abgenommen. Ich würde gern an den Rosen riechen, aber dafür müßte ich aufstehen. Einfach aus Neugierde. Sofern die Nerven nicht allzu verstopft sind. Ich werde auf einen anderen Vorwand warten müssen.
Von Weitem kann ich mir einen leichten Geruch jedoch einbilden, der nicht hergeweht wird, sondern sich verströmt. Ich fange auch gleich an, tiefer zu atmen. Obwohl wahrscheinlich alles nur Einbildung ist, weil etwas vorausgesetzt wird, was wahrscheinlich eine Erinnerung an die Gärtnerei im Dorf ist, die immer voller Blumen war, wenn es Beerdigungen gab. Ich glaube, das ist eher dieser schwere Geruch, der mich beim Anblick der Rosen unfreiwillig daran denken läßt.
Wie der Schwindel im Kopf, der vom Fieberthermometer abhängt bzw. umgekehrt.
Ich hab’ mich drübergebeugt: es war tatsächlich ein Kopfgeruch.

fioriscono tre rose rosse
lungo il cemento
sono rosse da
memento
fioriscono tre rose rosse
in mezzo all’erbaccia
come se
il rosso delle rose
non avesse – senza –
veemenza

So weit so gut so schlecht.

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