III, 263 – Hänselklein

Che famo? Ach, rutsch mir, Bernhard, den Buckel runter (“Allein die Tatsache, daß ich in dem riesigen Hochgobernitz das kleinste Zimmer bewohne, ist unheimlich.” Verstörung (wohinter sich die Tatsache verbirgt, daß das im einstigen Landhaus für mich tatsächlich der Fall war, das kleinste Zimmer für mich zu haben, und die Erwähnung des “kleinsten Zimmers” war Grund genug, auf! zu schrecken))). Oder dem Gewinner von >>>> Sanremo (der vorherige RAI-Link funktioniert nicht, also eine andere Interpretation) applaudieren, jedenfalls einen Moment lang, weil eher dem Meridione verhaftet mit seinen Intonationen und nicht den üblichen Kadenzen der ital. Schlagerindustrie. Ich glaub’, ich sitz grad neben meiner Mutter und guck’ mir Eiskunstlauf an. Denn sonst hab’ ich ja nichts verolkt von dem Schlagerwettbewerb. Und mich auch nicht vervolken lassen. Außer jetzt. Aber das war gestern, was oberhalb dieses Satzes steht. Ich hätte auch sagen können: neben meiner Ex und schau’ mir Sanremo an. Oft genug getan. Und meinetwegen gemeinsam essen vorm Fernseh’, weil wieder mal die eine Talkshow angesagt war.
Ob ich gehört hätte, was in Australien passiert ist. Gestern beim Gasflaschenhändler. Und was der Papst dazu gesagt. Sowas also beschäftigte ihn, nämlich Priester-Pädophilie. Fing gar an, es sich auszumalen. Mir fiel keine Replik dazu ein. Tatsächlich immer ein wohlfeiles Thema. Vor vielen Jahren hörte ich eine Neujahrsansprache der Immernochkanzlerin (das einzige Mal, daß ich sie hörte), weil ich gerade im ‘Dorf’ war, die genau mit diesem Thema anhub. Da war sie dann unten durch bei mir. Billige und unreflektierte Münze. Auch wenn ich jetzt nicht in der Lage bin, darüber etwas Besseres als eine instinktive innere Abwehr dagegen zu formulieren.
Kann auch daran liegen, daß ich in der Pubertät einmal nackt im Bett (autosexueller Anwandlungen halber) lag und meine Mutter mich morgens mit einem Zeitungsartikel in der Hand weckte, in dem von einem meiner Onkel, der einst aus der DDR geflohen und auf einem Bauernhof irgendwo im Landkreis Arbeit gefunden, die Rede war, der ein kleines Mädchen berührt (?) habe. Was mir tatsächlich auch noch Hänseleien eintrug. Meine Mutter schritt prompt bei der Mutter des Hänselnden ein. Der Onkel aber landete tatsächlich im Knast. Und was macht man dort? Man fertigt für den Neffen (mich) ein Briefmarkenalbum (ein Riesending und ziemlich sorgfältig, aber doch etwas protzig gearbeitet), dessen Ende mir jetzt entgeht und dessen Nichtmehrvorhandensein gewiß ist. Führte dann noch ein tristes Dasein im Emsland. Und die paar Mal, die ich ihn dann noch sah, erschien er mir immer bar jeder Intelligenz.
Und so vermischt sich immer alles.
Stattdessen suchte ich dann gestern lieber nach den Bedeutungsfacetten des englischen Reimworts “lump”.
And I will show you something different from either
Your shadow at morning striding behind you
Or your shadow at evening rising to meet you;
I will show you fear in a handful of dust.

     Frisch weht der Wind
     Der Heimat zu …
T. S. Eliot, The Wasted Land

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