Des Tages Agonie meint auch immer Youtube. Die Seite, die erscheint, greift mit ihren Vorschlägen auf das zurück, was man sich an den letzten Tagen sich angehört bzw. angesehen hat. Bach Cantatas werden da schnell zu Beach Clubs. Auch WW2 ist dabei. Sah neulich abends allied propaganda about bombing Germany. Muß Samstagabend gewesen sein. Und ich wüßte jetzt durchaus, was ich dem einen Engländer kurz nach der sogenannten Wiedervereinigung in dem nach Trabi-Benzingemisch stinkenden Magdeburg hätte antworten können, der sich angesichts des Doms über die Vorwürfe über die alliierten Bombardements beschwerte, indem er meinethalben auf Leeds verwies.
Ich würde, eine Blasphemie begehend, aber aufrichtig sagen: God bless the Allies and the Soviet Union. Davon bringt mich niemand ab. Sagen wir, God sei hier nicht das unumschränkte Wesen, sondern schlicht Logos. Völlig jenseits von Aussagen, die im einst zurückbleibenden Europa stöhnten, Amerika habe es besser.
Und selbst bei der Auseinandersetzung mit Ibn Hamdîs wird es nicht möglich sein, den Namen seines Allmächtigen zu umgehen. La raison d’être. Nein, Logos.
Samstag hatte ich beschlossen, nicht zu arbeiten. War eh’ erst um zehn aufgestanden, ging hinunter zum Supermarkt und zum Null-Kilometer-Markt, wo ich nichts kaufte als eine Spanne irgendeines gutaussehenden Brotlaibs mit vielen Schnörkeln. Wog knapp 400 Gramm, die Luchsäugige flötete lächelnd: “Sechs Euro.” Dann aß ich ein Stück davon. Es erwies sich als schlecht durchbacken, und es begann sogleich, mir unangenehm “auf dem Magen zu liegen”. Ich warf den Rest in den Biomüll.
Dann begann ich zu lesen und zu kopieren, nämlich ab >>>> dem Beginn dieses mehrmals unterbrochenen Tagebuchs vor knapp elf Jahren, um dann am Ende alles Geschriebene in Word-Dateien untergebracht zu haben. Wird ein Weilchen dauern. Immerhin komme ich in den anfänglichen sieben Monaten auf bereits unformatierte 100 Seiten (also Kleinstbuchstaben, minimale Seitenränder) und mehr. Nur gelegentlich lese ich Sätze mit, die aus dieser anfänglichen Anatomie eines Ehe-Agonie stammen.
Natürlich Sätze, bei denen ich nach wie vor nicken muß. Es ganz zu lesen – wenn ich’s denn mal, wie beabsichtigt, ausgedruckt habe – wird keine kleine Arbeit sein, obwohl es so weit zurückliegt. Wenn ich mich überhaupt dazu durchringen kann. Es war eine Ichvernichtungsmaschine, aus der ich mich da freischrieb.
Was jetzt fortfährt zu schreiben, könnte man als Ichfortsetzungsmaschine bezeichnen, “dachte ich auf dem Ohrensessel” (Bernhard, Holzfällen), um ein völlig unangebrachtes Zitat zu verwenden, das mich aber doch als Ohrwurm verfolgt, der sich auch nicht mit den Spuren der Holzwürmer im Küchentisch assoziieren läßt, weil ich nicht an ihm sitze, sondern am schwarzen Arbeitstisch, auf dem sich Haut- und Haarreste (meistens weiße) an bestimmten Stellen häufen, die außerhalb meiner Wischhände nur noch den Augen Verwunderung angedeihen lassen.
Ein unschlüssiges Tagebuch. Gestern abend retteten mich drei Grazien, die im Hof plötzlich auftauchten und in die noch offene Tür hinein meinen Namen riefen, als ich mir gerade die Nudeln auf den Tisch gestellt. Natürlich ließ ich mir nichts anmerken und genoß lieber die Umarmungen. Südamerikanische Herzlichkeit, Tessiner Wärme, sizilianische Zurückgehaltenheit.
First she let her hair fal and down it flussed to her feet its teviots winding coils. Then, mothernaked, she shampood herself with galawater and fraguant pistania mud, wupper and lauar, from crown to sole. Next she greesed the groovee of her keel, warthes and wears and mole and itcher, with antifouling butterscatch and turfentide and serpenthyme and with leafmould she ushered round prunella isles and eslats dun, quincecunct, allerover her little mary. Joyce, Anna Livia Plurabelle
Zum ersten Mal geduscht seit der Hautgeschichte, und das sind ein paar Monate, die es brauchte, bis Kopf und Körper wieder zusammenfanden…
P.S. 21:57 – Ein flügellahmer Mauersegler im Wohnungseingang. Che faire?
P.P.S. 22:02 – Er ist schon wieder draußen in der Nacht.