III, 331 Tun-Fische ohne H

Mit der Stetigkeit ist es hier im Moment nicht sehr weit her. Dafür ist eine andere Stetigkeit wiedergekehrt, denn ich brauche den engen Raum, den mir die Brotarbeit läßt (heut’ schon und morgen wohl auch ziemliche Apnoe wegen einer Klageschrift, und zwischendurch die englische Beschreibung deutscher Fischprodukte kontrollieren, die in deutschen Supermärkten angeboten werden (wobei Hering-Nostalgie eintrat), als nächstes sind die Österreicher an der Reihe, man habe das unter Zuhilfenahme von Google übersetzt und eruiert, ja, auch der Fischmarkt ist derzeit aktuell) auch für andere Texte, nicht zuletzt Ibn Hamdis oder von Icke. Der wieder angefangen, >>>> ein bißchen zu strampeln.
Hinzu kam wieder so ein Kinoabend mit >>>> ‘Badlands’ und der Sommersprossigen, die aber nicht im Kino saß, sondern auf der Leinwand zu sehen war. Obwohl ich wieder ziemlich dort saß, wo neulich die Dame mit dem Hündchen, aber das fällt erst jetzt wieder ein. Im Nachhinein. Und danach wieder so ein ewiges Wachsein, weil er sich nicht lösen kann vom Wein und von dem Santana-Konzert, während man Pooh spielt und ergo denkt: Ach toll, dieser Santana, wie er das mit den Hunderten von Perkussionisten hinkriegt. Gitarre als Dirigentenstab.
Und sobald man denkt, man habe nun Zeit, kommt ein Anruf vier Stunden vor dem “Event”: Abendessen in der Gossen mit Hinz und Kunz aus der Nachbarschaft. Alt und Jung. Hm, Jung nur bedingt, abgesehen von der Tochter der Frau des Violinisten. Die Chinesisch studiert, aber so chinesisch schüchtern ist, daß ich mich nie getraut habe, näher nachzufragen. Außerdem sah ich sie nie ohne ihre Mutter, die im Gegensatz zu ihr gesprächig ist. Anfangs wurden Würste gebraten in der Gossen.
Am Ende der Gossen hörte man ein Piano spielen. Gelegentlich trat der Pianist im Konzert-Habit (also Smoking und weiße Brust) vor die Tür zum Rauchen. Einer bot ihm zum Spaß eine Wurst an. Nee, machte er: Erst nach der Vorstellung. Also irgendwas im naheliegenden Theater.
Als wir dann schon vollgefressen die letzten Happen in uns hineinstopften, erschienen scheinbare Theatergäste am Ende der Gossen, blieben stehen und guckten zu uns herüber, als wären wir ein Stück Folklore. Wir, sagte ich, seien wohl jetzt die Eingeborenen, deren merkwürdige Sitten bestaunt werden.
Andererseits: merkwürdige Wir-Anwandlung. Am Ende begleitete ich eine ältere Dame, die am Stock ging, bis zu ihrer Haustür. Maria, la chiaccherona.
An einem weiteren Abend machte mir Sinaida einen Strich durch die Zeit, sie müsse nach Orte zum Bahnhof, der Bus fahre unvorhergesehener Weise nicht. Natürlich mit ihrem neuen Mac, einem Miroslav aus Bratislava, Motorradfreak und langes, aber doch schon schütteres Haar.
Beiden war ich eine Woche vorher zufällig im Zug von Rom nach Orte begegnet, nahm sie dann im Auto mit nach Amelia. Es sprang eine Flasche Grechetto dabei heraus. Was sie auch schon das erste Mal miteinander sprachen, verstand ich nicht. Und fragte: Ukrainisch oder Slowakisch. Nichts von beidem: Russisch, wie’s die Schule bei ihnen hinterlassen.
Noch so ein “tormentone” derzeit: Fulvio, der Kino-Klub (kann man so sagen, auch wenn er ‘Oltre il Visibile’ heißt, der Klub), bringt mal wieder Filme über Dichter. Darunter der wahrscheinlich üble >>>> Film über Sylvia Plath von Christine Jeffs, zu dem er sich von mir eine kleine Einleitung wünschte. Ok, ich werd’ sie ihm geben mit einer entschiedenen Distanzierung zum Film und einem Plädoyer für den Text überhaupt, der den Autor setzt. Fast wollte ich schon ablehnen. Oder vielleicht mit Fulvio reden, daß, naja, dieser Film so überhaupt nichts darüber sagt, was man so ‘Dichtung’ nennt? Also der Konflikt bleibt bestehen. Mit dieser Einlassung auf diesen Film.

Das Wachsein in Sprache / Denn die Traumsprache hält ihre Ungeheuer so wenig vor dem Auge still und Schlaf fällt zwischen zwei Träumen völliger Vergessenheit auf sich selbst gedankenlos / Als commedia, beiseitegesprochen… Quodlibet aus Eggers, Herde der Rede, 174f.

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