Schrecken der kindlichen Arglosigkeit. Im Arbeitsjournal des Donnerstags, den 23. November 2017.


[Arbeitsjournal, 6.56 Uhr]

Kurzerhand, Freundin, entschied ich mich um, stricht den für nachmitags geplanten Thetis-Arbeitsgang und brachte statt dessen das Tonbandprotokoll für das Contessa-Projekt in einem letzten Rutsch zuende. Nun sind die knapp fünf Stunden Aufnahme noch einmal in gänze abzuhören und mit dem Protokoll zu vergleichen, evtl in diesem zu korrigieren und hie und da etwas zu ergänzen und so weiter. Kann sein, daß ich auch diesmal, anders als >>>> das DTs vorsieht, noch einmal den Nachmittag hinzunehmen muß. Danach, bis anfang Dezember, ziehe ich dann Thetis wieder vor und dürfte auch so, trotz der ab Dienstag anstehenden Reise, rechtzeitig fertig werden. Der Verlag hat mir die Anderswelt-Vorschauseiten des Frühjahrsprogramms geschickt, ihrerseits zur Durchsicht; meine Lektorin fand bereits ein Fehlerchen.

Ebenfalls in der Programmvorschau des kommenden Frühjahrs die Seite für Meere:

Meere mare Frühjahr 2018.png

Wunderbar plaziert auf der, quasi, U3. Insgesamt ist die Vorschau wieder einmal elegantest gebaut. Und, zu meiner großen Freude: Die zweite Auflage dieses Romans ist nun bereits in Druck; was >>>> mare bei der >>>> Freigabe des Buchs noch auf Lager hatte, ist verkauft – und dies, obwohl bislang die Reaktionen der Feuilletons rar waren, abgesehen von >>>> Zielckes Müll.

Die dritte Vorschau mit einem meiner Bücher wird im Dezember folgen: >>>> Arcos Neuausgabe meiner AEOLIA, also des Stromboli-Gedichtzyklus‛. Daran wird in der kommenden Woche gearbeitet werden, erst in Triest, dann auch – anläßlich der rechts annoncierten Veranstaltung – in Wien; nach Triest reise ich natürlich des >>>> Briefromans wegen, den ich nach der Thetis-Überarbeitung wiederaufnehmen will, bzw. sogar muß. Von Triest nach Wien ist‛s ein Hüpfer.
Soweit, Verehrte, meine Werkstatt heute.

Weiterhin ist der Freund hier. Vielleicht kann ich ihn überreden, mit mir am Abend ins Brechthaus zu gehen; >>>> das Thema interessiert mich selbstredend sehr. Ich las ihm gestern nacht die >>>> Vergana vor.
Diese Leseabende sind für mich von entscheidender Bedeutung, denn ich spüre da, was ich getan habe, und viele der nagenden Frustrationszweifel fallen „einfach” hinweg: Ja, das kann so stehen. Das „kann” nicht nur, sondern tut‛s. Die Erzählung hält, selbst aus dem Abstand von Jahren gesehen. Fallen die Zweifel und reißt die Frustration auf, steigt die Lust auf Neues oder kommt überhaupt erst wieder zum Vorschein. Dann, mit drei Wörtern, geht es weiter. Und. Voran.

Der >>> Morgenecker wiederum, heute, ist … wie drücke ich‛s aus? Also wirklich, sowas gehört sich doch nicht! Wie nennt man eine Wand, die kein >>>> Aleph, nein eine Stelle hat, an der von Zeit zu Zeit etwas ausfließt. Für ein Tampon ist sie zu groß, für eine Binde, nun jà, wie säh das denn aus?
Es ist insofern folgerichtig, daß der Besitzer das Haus verkauft, alleine die Wand, das ginge wohl nicht. Aber dann hat er eine, sagen wir, sentimentale Anwandlung, streift am Tag vor Entrümplung des Hauses noch einmal von Zimmer zu Zimmer, kehrt folgerichtigerweise vor diese Wand zurück und – vergeht sich an ihr.- Es wär dies, für sich genommen, verzeihlich gewesen, hätte ihn nun aber nicht sein Töchterchen überrascht und die furchtbar naive, aber doch kinderliebe Frage gestellt: „Papa, was machst du denn da?” – Nicht das organische Wesen der Wand ist der Schrecken und nicht der ziemlich bizarre Übergriff, die, wenn Sie so wollen, Perversion dieses Mannes, sondern die nicht einmal schockierte Harm- und Arglosigkeit des Kindermunds. Denn sie, nicht die Wand, entfliegt einer anderen Welt:

*

Zweiter Latte macchiato, erster Morgencigarillo.
Der Freund, auf dem Vulkanlager, will bis neun Uhr weiterschlafen.
Ich beginne mit dem Kontrollgang des, Alchemia, Abhörens.

ANH

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