III, 357 – Schweinereien

Nein, ein Erdbeben hatte es nicht gegeben. Und die immer etwas unsicher auf dem Herd stehende kleinere Pfanne enthielt brutzelnd, was sie brutzeln sollte: eine Zwiebel. In der Erwartung, daß sie irgendwie sich bräune, kehrte ich zum PC zurück, blätterte in der ‘Zeit’. Als ich zu einem Titel gelangte, der die Worte ‘Trump’ und ‘Clown’ verband, ohne daraus eine Gleichung zu machen, erfolgte hinter mir ein Scheppern. Die Pfanne mit der Zwiebel und dem zwangsläufigen Öl war selbstmörderisch vom Herd gesprungen und auf dem Boden gelandet. Man nennt so etwas eine ‘Schweinerei’ (Aber das ist eine Schweinerei. >>> Joyce, Giacomo Joyce). Zwiebelstücke zusammensuchen und entfernen. Reinigungsprodukte bemühen, Wasser in den Eimer. Schrubben. Zum Glück brannte der Holzofen, da ward schnell trocken, was Wasser war, aber ich fürchte, es ist dem Öl noch nicht endgültig der Garaus gemacht.

Mit Pasolinis ‘Petrolio’ ‘fertig’ geworden heute. Dieses Panorama seiner Kultur, die nur ihm gehört. Selbst wenn er dann noch Dante adaptiert und seinen Carlo auf einen Karren setzt, den drei Götter ziehen, von denen einer stumm ist, die anderen beiden ihm aber den Text für seine Gedanken liefern. Der Karren ist eine Art Kamerawagen, der rückwärts fährt und immer im Fokus ein Pärchen hat: Il Merda und seine Flamme (Il Merda e la sua mecca, wie es zweimal heißt (le mac heißt es wohl auf französisch fürs männliche Pendant (Macker))), ihr Köpfchen ihm zugeneigt, sein Arm um sie herum geschlungen, und das die ganze Via Tor Pignattara in der römischen Peripherie entlang, und jede Querstraße ein Höllenkreis in eine jeweils andere Rot-, dann Grün-, dann wieder Rotfarbe getaucht. Eines der abgeschlosseneren Stücke dieses aus Fragmenten bestehenden Buches.

Ein anderes Mal dachte ich: Boccaccio. Rahmenerzählung (High-Society-Empfang), sich absondernde Intellektuelle, die sich Geschichten erzählen, die wiederum über all das und die Erde selbst hinausgehen. Irgendwo die Idee einer Explosion eines Bahnhofs (Bologna). Das Verlassen des Bahnhofs, die Abwesenheit der Stadt schlechthin, ein Wandern durch eine imaginäre Po-Ebene bis hin nach Turin. Alles sehr menschenleer. Und ganz zu schweigen von Geburten aus Männerbäuchen, wo plötzlich Scheiße (Il Merda) anfängt, ein Säuglingsplärren von sich zu geben.

Die Auffassung der Welt als Körper ohne Rückhalte und die Konstatierung, daß dieses Festhalten am Körper sich im Hedonismus nicht anders halten läßt als im Konsumieren. Vielleicht hier ein Ansatz. Der Blick geht über weite Strecken zuallererst auf den Unterleib.
Gut: es gibt noch weitere Texte, die ich noch nicht kenne. Si potrebbe continuare (Ungaretti).

Und endlich wieder eine Bedienungs- und Wartungsanleitung: an die 80 Seiten netto. Da weiß man, was man hat, was man sonst nicht hat. Und am letzten Wochenende der schmerzliche Verzicht auf >>> Kaurismäki wegen der anderen Übersetzungen (7 Abgaben am Anfang der Woche (zum Ausgleich zwei weckerlose Schlaforgien (Körpersein, nichts sonst) gestern und heute)). Aber da es zehn Filme sein sollen, bleiben mir noch sechs Filme. Hope so.

III,356 <<<<

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .