III, 367 – Kauderwelsch

Am Freitag, am Vormittags war’s, sagt’ ich noch, es sehe mit der Arbeit in diesen Zeiten mau aus, zwar sei da was zu tun, aber mitnichten wie in normalen Zeiten. Dann aber bewahrheitete sich der alte Spruch, man solle den Abend usw. Denn am Ende des Tages war ich restlos zugemüllt. Mit Brotarbeit. Als wäre ein Damm gebrochen. Und hab’ auch noch bis jetzt daran gesessen. Eine Mischung aus Hunderten von chirurgischen Eingriffen, Eisenbahnelektronik und Bergson-Hausarbeit. Morgens stellt derzeit Baudelaire ein paar Sätze über Haschisch und Opium zur Ablenkung neben die Tastatur, schmeckt wie der Tee, den ich mir angewöhnt habe, morgens zu trinken, nach ihm hüpft Enderby dazwischen, zuletzt in der Klapsmühle, ‘Inside’ is done, ‘Outside’ will follow tomorrow.
Ich hab’s, scheint’s, seit gestern mit dem Englischen. Schrieb ich doch mir nichts dir nichts einen etwas sauren Text zu Taylor Swifts Interpretation eines Shakespeare-Sonetts, so ungefähr die kommerzielle Aneignung eines Textes, die von Vergänglichkeit nichts anderes weiß, als daß vielleicht wehendes Haar und rote Lippen ganz hübsch aussehen vor dem Eiffelturm und ja doch grad im Wehen des Haars eine Ahnung von Wind vermitteln, der vielleicht zum Nachsommer paßt. Herbst? Nunja, die Kleidung wär’ nicht angemessen. Und so schrieb ich denn, ich werd’s sonst nirgends einstellen (gelogen!):

and yet by heaven I think that taylor swift
is just that one to be defined a false compare
(see one thirty) and be assured, I am disgusted
it’s all about a puppet on a string without delight
the sound unpleasant, such lipsticky as it is
just the summery words and nothing else
buttocks and the sense of getting meaningless
what mayhap a meaning could have had
the mungo jerry thing that summer long ago
had much more summer days to tell, still echoing
and threading still the ground….

Lieber tät’ ich mir den ganzen ‘Nachsommer’ von Stifter wieder an. Vielleicht hat Stifter ja etwas geahnt: “Es ist unglaublich, welche Gewalt Worte üben können; ich liebte Worte, und liebte die Männer, und sehnte mich oft nach einer unbestimmten unbekannten glücklichen Zukunft hinaus.” Denn Kraus in der Übersetzung dieser Nummer 18: “Soll ich denn einen Sommertag dich nennen, dich, der an Herrlichkeit ihn überglänzt?”
Wahrscheinlich sehnt in mir etwas nach Frühling sich, aber bis Ostern soll’s im einstelligen Plustemperaturbereich bleiben mit manchen Duck-dich! unter Null und manchmal Luftholen bei elf zwölf dreizehn.

Und vorgestern abend ein kleiner Lacher. Ich befand mich in Gilberto Owens Roman ‘Roman wie Wolke’ (dt. von Magnus Chrapkowski) auf Seite 71. Da stand dann plötzlich: “Ich bin kurz davor zuzugeben, daß alles bisher Geschriebene Quark ist.” Einst schenkte mir jemand (erst stand hier, wer es war, aber nein, muß nicht sein) ‘Alles Geschriebene bisher quark’ von Robert Wienes:

Deutsche Regierung!!! / Mein blaues Auge.. appeliert an den Mut / Könnt ihr die Schande.. noch länger tragen, daß sich der Geringste noch länger außerhalb den Grenzen eures Landes herumtreibt???

Was wollte ich damit sagen? Wahrscheinlich, daß er bzw. ich das Wort “hail” vorzieht, damit alles, was im “Heil” blühen will, sofort zuschanden wird. Lieber den Stifter wieder zumachen, der voller Anstreichungen. Leider gab’s für die damalige Seminararbeit nur eine Vier. Geben Sie mir für diesen zusammenhanglosen Text wenigstens Vier+.

III, 366

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .