III, 390 – Verstollungen

Etwas benebelt schon. Wein und die Zwangsvorstellung, die sich langsam in einer Zwongsverstollung verselbstständigt, eigentlich bis zum Gehtnichmehr Satz für Satz ans Ende zu gelangen, um die Yacht, die da zu beschreiben ist, auf See zu bringen und mich in seichtere Wasser, was indes unmöglich ist, nachdem sogar Lucretia Borgia gestorben ist durch den Dolch ihres – ihr letztes Wort “Mutter!” – Sohnes, der es durch dieses letzte Wort ward. Diese Hugo-Lucretia in der Büchner-Übersetzung die spannende Nebenbei-Horrorgeschichte heute. Und so auch der Arbeit – “Das schaffst du nie!”, sagt sie – den Stich versetzen. Ich hoff’, das Gegengift wirkt: Supper, mediterran (ein bißchen greekish angehaucht, aber wahrscheinlich eher in der Bezeichnung der Verstollungen dessen, was es meinen könnte und im Glücksfall evoziert (eher skeptisch)), mit Bioladen-Freunden, in einem Hortus Richtung Dom, den ich noch nicht kenne.
Gestern meinen eigenen Hortus besungen, die trockenen Blätter eines Rosenstrauchs, dem ich vorwarf zu aufrichtig zu sein. So eine Zeile von vorgestern. Nachts dann, als ich noch wach lag nach dem frühen Zubettgehen (gegen zehn, halb elf derzeit, um dann um sechs auf zu sein), spann ich den Text weiter, stand auf, schrieb und legte mich wieder nieder, um dann im Traume Dinge zu übersetzen.
Ich weiß nicht mehr was. Es geschah sehr intensiv. Ab und zu die zweifelnde Frage: wo kommt der Text eigentlich her? Habe ich den vergessen? D.h. ihn abzuliefern? Wem? Bis er unterging in einem dann doch Tiefschlaf.
Absagen mußte ich einen Abstecher nach Rom, um bei der einen Agentur Schwarzgeld in bar nach Hause zu bringen. Warten muß ich auch auf mehr Zeit, um einen Klempner zu rufen: das Abflußrohr der Küchenspüle hat vorgestern Abend seinen Sitz verlassen und hängt schlaff herab. An seiner Stelle ein Eimer. Auch das WC verliert Wasser. Es wohnet in undichten Verhältnissen der Undichter ins Freie geladen dennoch, wo Haus ihm und Haus ihm nicht ist, und dennoch ihm Bleibe. Fast schon heimelig der junge, etwas pummelige und verschwitzte Mann mit Haarschopf oben und kahlen Kopfseiten, der sich plötzlich an der jetzt stets offenen Tür vernehmen ließ.
Ein E-Markt-Vertreter, der so schnell sprach, daß ich mehrmals nachfragen mußte. Hatte seinen Taschenrechner dabei und rechnete mir Stromtarife vor. Natürlich alles zu meinem Vorteil. Das haben Vertreter wohl so drauf. Er bat, weil ihm heiß war, um ein Glas Wasser, das machte ihn mir sympathisch. Ich bedauerte dann sogar am Ende, nicht auf seinen Vorschlag eingehen zu wollen. Was ich ihm verschwieg bzw. nur verblümt zu verstehen gab, war, daß ich nichts wirklich verstanden habe von dem, was er wie aus der Pistole geschossen mir um die Ohren geschlagen hatte. Immerhin: Handschlag zu Beginn, Handschlag zum Abschied.

III, 389 – noch mehr lange Wörter

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