Das Arbeitsjournal des Freitags, den 21. Februar 2020. Darinnen Béart, Ramuz und Puschkin (ff), die Homosexuellenehe und alleinerziehende Mütter, Norbert W. Schlinkert und Faustkultur, sowie die Erhöhung des Eros.

[Arbeitswohnung, 8.20 Uhr]
[France musique contemporaine:
Bernard Permigiani, Pour on finir avec le pouvoir d’Orphee]
Erstaunlich gut vorangekommen, obwohl mich derzeit immer wieder der Magen attackiert, besonders nach dem Essen abends (ich nehme derzeit fast nur einmal am Tag eine Mahlzeit ein, dafür rauche ich leider wieder sehr). Doch der Arbeitsschub will durchgestanden auch dann sein, wenn gerade die Béarts nicht fließend, sondern Vers für Vers oft über Stunden hin entstehen. Dennoch, in dieser Woche gleich zwei der Langgedichte fertigbekommen, die Nres → XXX und XXXI, die ich jetzt neu mit XXIX und XXX beziffre, weil ich die beiden Sonette, das shakespearsche und das petrarcasche der Nres → XXV und → XXVI, formaler Überlegungen als 1) und 2) wegen zusammengelegt habe, sie aber auch thematisch eng verwandt sind. So sind nun also noch drei Gedichte insgesamt zu schreiben, bis DIE BRÜSTE DER BÉART im Entwurf tatsächlich fertig sein wird — nach unterdessen neun Jahren … beinah nicht zu fassen! Aber der Zyklus „spiegelt“ tatsächlich, was in dieser langen Zeit, und wie, unter Verwendung welch rhetorischer, sanfter ausgedrückt: politischer Suggestions-, aber auch Bedrohungsmittel  es – euphemistisch gesagt – in Verruf geriet und zeigt ebenso deutlich, weshalb meine Poetik so sehr auf „Überhöhung“ und Hymnus für den Eros besteht, nämlich was wir verlören, ginge dies uns verloren. Um so schärfer geriet denn die jetzige No XXX, die ich gestern in Facetime → Phyllis Kiehl vorlas, die beinah ein wenig ob solchen, wie sie es nannte, Desillusioniertseins erschrak. „Die anderen Gedichte mag ich lieber.“ „Ich auch. Aber es muß deutlich werden, was auf dem Spiel steht.“

Dazu nur folgendes Geschehen, das offenbar kaum jemandem bewußt ist (mir, der ich’s ebenfalls nicht wußte, erzählte es eine Autorenfreundin, die von dem Vorgang – wie zehntausende weiterer alleinerziehender Frauen – direkt betroffen ist):
Als es um die Anerkennung der Homosexuellenehe ging, lag noch ein weiterer Gesetzentwurf auf dem Tisch. Es galten und gelten nämlich nichtverheiratete Frauen, die mir ihren Kindern zusammenleben, nicht als Familie. Wären sie vor der Trennung verheiratet gewesen, wäre dies anders. Statt dessen werden sie als „Bedarfsgemeinschaft“ eingestuft, was bedeutet, daß sie keinen Familienzuschlag bekommen. Dies sollte sehr zurecht geändert werden. Ward es aber nicht. Sondern die Vorlage zur Homosexuellenehe wurde gegen die Interessen der ledigen Mütter und also auch ihrer Kinder quasi ausgespielt. Aus fiskalischer Sicht: Wenn das eine, dann nicht das andre, es käme den Staat sonst zu teuer.
Die Frauen verloren schon deshalb, weil die zusätzlich ja oft ganztags berufstätigen Mütter überhaupt nicht die Zeit haben, auch Lobbyarbeit zu verrichten; wahrscheinlich sind sie oft auch noch aus anderen, etwa Bildungsgründen, dazu nicht in der Lage. Die Homosexuellenbewegung, vom intellektuellen Mainstream und der queerBewegung getragen, war es aber sehr wohl.
Nein, ich bin nicht gegen die Homosexuellenehe, aber daß ihr gegenüber alleinerziehende Frauen und ihre Kindern derart zweit-, wenn nicht drittrangig wurden, zeigt, welch Abwertung die geschlechtliche Fortpflanzung insgesamt unterdessen erfahren hat — als quasi direkte Folge der Aufweichung chromosomer Geschlechtsbestimmung, nämlich der Abwertung unseres Biologischen „zugunsten“ vorgeblich ausschließlicher sozialer Bestimmtheit von Gender. Daß ich das – allerdings wohl kaum bewußte – „Ziel“ als eine Entwicklung zur Hinwendung allein noch (gen)technischer, mithin programmierbarer Replikantenproduktion verstehe, mögen Sie nun, Freundin, für eine „Verschwörungstheorie“ halten oder nicht; ich schrieb ja schon einmal, daß mit denen das Problem sei, daß sie zuweilen — recht hätten.
Unterm Strich aber ist die gesetzliche Entscheidung de facto ein Skandal und ziemlich bezeichnend, daß er nicht wirklich von journalistischen Interesse war, auch sonst öffentlich kaum diskutiert wurde und jedenfalls der Mehrheit nicht zu Bewußtsein kam.

Also die Béarts. Dann las ich, und schrieb nun für Faustkultur auch drüber, Norbert W. Schlinkerts Tauge/Nichts, soeben bei etkbooks erschienen. Wann meine Rezension erscheinen wird, weiß ich freilich noch nicht. Das ist üblich. Auch zu meinen Erzählungen liegen, soviel ich gehört habe, noch zwei längere Rezensionen auf Halde, diese allerdings verfaßt für Printmedien, die ja objektive Platzgründe haben. Und ich habe Sabine Baumanns Eugen Onegin-Übersetzung zuende gelesen, quasi jeden Tag zwei Kapitel.
Dabei kam mir die Idee, den ausgesprochen bildhaften, fast filmisch auf mich wirkenden Versroman nach und nach in kleinen Videoclips einzusprechen, ähnlich, wie ich es mit eigenen Stücken in der Serie  → ANH spricht Tag für Tag gemacht habe. Freilich konnte ich nun nicht selbst entscheiden, sondern brauchte sowohl vom Verlag, der die Rechte innehat, nämlich Rowohlt (obwohl das Buch selbst bei Stroemfeld erschien), die Genehmigung, wie ich sie aber auch von der Übersetzerin selbst haben mochte. Ergo schrieb ich beide an, bei Rowohlt mit dem Hinweis, ich könne schwerlich für die Rechte anders als mit meiner Leidenschaft zahlen, und mit meinem Können. Und tatsächlich, beide gaben mir innert zweier Tage den Zuschlag. So will ich mir nun also eine Gestaltungsform überlegen, die dem Puschkin angemessen, zugleich poetisch ist. Möglicherweise ziehe ich meinen Sohn mit hinzu, der mittlerweile einige Erfahrung mit Videoschnitt und -produktion hat. Die Klangregie allerdings will ich selbst führen.
Wenn die ersten Clips „stehen“, werde ich sie selbstverständlich nach und nach auch in Die Dschungel stellen.

Auch mit der → Nabokovlesen-Serie ging es weiter; heute will ich an die Nr. 23, die einer kleinen Erzählung gewidmet sein soll, in die ich mich sofort verliebt habe, was sich gestern, als ich die Geschichte ein zweites Mal las, noch vertieft hat. Welche es ist, schreibe ich Ihnen, Schönste, noch nicht.
Dafür war denn doch beklemmend, daß Ror Wolf gestorben ist, von dem hier rechts neben meinem Schreibplatz zwei für mein Werk maßgebliche Bilder im Original hängen (eines ist in meinem → „Abakus“ als Foto wiedergegeben, das andere findet sich in der nur noch antiquarisch erhältlichen, umfangreichen horen-Ausgabe zur Anderswelt-Trilogie). Wir hatten nie viel persönlichen Kontakt, bis auf zweidrei Begegnungen eigentlich gar keinen, aber er erlaubte mir, in eines der beiden Bilder selbst etwas einzumontieren. Wenn Sie sich die Abbildung anschauen, werden Sie vielleicht erkennen, was.

Nebenbei kamen noch zwei Aufträgchen der Contessa für den Anfang April, und ich schlug mich einmal mehr mit administrativem Müll herum, doch so notwendig wie dessen Entsorgung. Dazu diese Magenattacken, die mich zweimal sogar eine ganze Nacht kosteten. Dennoch schiebe ich den Besuch beim Magenspiegler noch hinaus, zum einen aus Zeitgründen, zum anderen habe ich einigen Respekt vor solch einer Prozedur. Die → seinerzeitige Darmspiegelung fand ich noch, auch wenn sie schmerzhaft war, witzig, jedenfalls interessant, weil ich auf dem Screen ja alles mitbekam und davon ziemlich fasziniert war; die Vorstellung indes, wenn auch nur empfundenermaßen keine Luft zu bekommen, bereitet mir latenten Horror, ebenso, möglicherweise dauernd würgen zu müssen. Darüber ginge mir, fürchte ich, mein fasziniertes Interesse doch ziemlich verloren. Andererseits hat die Darmspiegelung nun sogar Eingang in eins der Béartgedichte gefunden, die Prozedur könnte also im Nachhinein von auch poetischem Wert sein. Wie auch immer, uneingestandenerweise (: dies sogar, obwohl ich’s hier schreibe — solch paradoxe Geschöpfe können wir sein) ahne ich ein Magengeschwür. Verwunderlich wär es nicht, und die Symptome, alle, stimmen mit so etwas komplett überein. Ich sollte mich also durchringen.

Ach ja, und für Arco war noch dies und jenes durchzusehen. Dort steht die Wiederauflage, besser: Wiederherausgabe eines hinreißenden Romans von C.F.Ramuz an, nämlich Die Schönheit auf der Erde von 1927 — ein, ich kenne es, stilistisch geradezu berauschendes Buch, wie fast alles, was ich von Ramuz unterdessen kenne. Jedenfalls ging es um ein Nachwort, das ich lektorierte, dann noch um den Klappentext.

Die Tage also sind gefüllt. Was mich hinreichend davon ablenkt, daß mich dieses nun schon ziemlich währende Dasein ganz ohne Frau, ich meine nicht „Freundinnen“, die ich ja habe, chronisch melancholisch sein läßt. Ohne Sex zu leben, bekommt mir, dem er sogar poetisch stets essentiell war, auch körperlich nicht; man wird nachlässig gegenüber dem wichtigsten, das wir haben. Und zu wissen ist bitter, daß meine Einsamkeit letztlich nur daher rührt, kein Geld zu haben (um von – finanziellem – Vermögen zu schweigen). Ein bißchen mehr Bekanntheit würde ebenfalls helfen. Ist halt nicht. Doch umso mehr besinge ich erotische Madonnen, kehre die Bedrückung quasi um und halte fest an dem, was ich glaube und erlebt habe. Außerdem, immerhin, sprech ich ja ständig mit, Geliebte, Ihnen, und Sie … Sie  flüstern mir unentwegt zu. (Daß „man“ mir, sowie die Béarts denn erschienen sein werden, Altmännergeilheit vorwerfen wird — geschenkt. Wer lesen kann, wird lesen und verstehen.)

Ihr ANH

{Zweiter Latte macchiato, zweiter Morgencigarillo]
[France musique contemporaine:
Georges Bœuf, Douleurs de l’amour op.37]

11.10 Uhr
Und soeben, während ich diesen Text korrigiere und mit den Links versehe, ruft → meine Lektorin, die tief Vertraute, wegen der Kieler Lesung im Mai an, und wir führen ein sofort wieder innig-intensives Gespräch, vor allem unmittelbar über die Béarts, und ich lese ihr die gestern zuende entworfene Nr. XXXI vor, und sie mag sie sofort, gibt sich sofort mit hinein. Mitte März, schätze ich, wird sie das gesamte lektoratsfähige Typoskript bekommen, und jetzt — freut sie sich drauf. Sie verstand unmittelbar, was ich in dieser XXXI tat. Natürlich will ich auch, daß sie die französische Übersetzung begleitet, die entstehen soll und auch wird.

9 thoughts on “Das Arbeitsjournal des Freitags, den 21. Februar 2020. Darinnen Béart, Ramuz und Puschkin (ff), die Homosexuellenehe und alleinerziehende Mütter, Norbert W. Schlinkert und Faustkultur, sowie die Erhöhung des Eros.

  1. eigentlich müsstest du kreuzkatholisch sein, ohne opfer geht es nicht, oder? queere rechte gegen alleinerziehendenrechte ausspielen ist doch wirklich quatsch, zumal es auch da überschneidungen gibt. abwertung der fortpflanzung? die weltbevölkerung steigt stetig… wenn sie in unseren breiten stagniert oder sinkt, sagt das wohl vor allem immer noch etwas über die lebensplanungen von frauen aus, wie sie sich unter dem mach- und wünschbaren gestalten lassen. ich finde so viel falsch an der betrachtung, weil sie mal wieder jede menge ausschlüsse produziert, unnötige, wie ich finde. und vermögende sind ja nicht unbedingt weniger einsam. die chronische melancholie kann ich hingegen gut verstehen, allein in der massimo ist auch nicht so der hit. ich dachte, ich krieg es besser hin. natürlich ist körperliche nähe lebenswichtig. aber erkaufte wünscht man sich da doch auch eher nicht, oder? es gibt ja auch frauen, die nun wirklich nicht auf das geld ihres partners angewiesen sind. und es gibt natürlich auch deine wünsche und wie das immer so ist, die welt will den eigenen wünschen selten entsprechen. die frauen, die dich gern zum partner hätten, willst du vermutlich nicht und umgekehrt. schwierig. immer. gute besserung! tee trinken, fenchel, ingwer aufgießen, rauchen runter fahren. und mal tinder testen? o ä? vielleicht bewegst du dich auch einfach in einem zu intellektuellen umfeld, ich könnte mich umgehend in den friseur verlieben (mit sicherheit queer), wäre aber, glaube ich, für ihn doch eher uninteressant und mein kopf lebt ja auch von projektionen, klar. und friseurinnen ist jetzt bei dir auch denkbar schwierig :), aber, ich habe ja gehört, das vabali z b, oder vielleicht irgendein verein (grusel). aber, wir lernen ja immer nur leute der eigenen kaste kennen, könnte sein, dass das auch ein problem ist, wir sind zu steady in unseren habitaten, zu, hah, gewohnheitsverliebt und das musst ausgerechnet du dir von mir sagen lassen :)! rahmen mal etwas aufziehen? denkbar? wünschbar?

    1. @Xo: Nicht ich habe die Gruppen gegeneinander ausgespielt, sondern der Gesetzgeber tat es. Das steht oben auch direkt so da. Fakt ist, daß nunmehr Homosexuellenehen als Familien gelten, alleinerziehende ledige Mütter mit ihren Kindern aber nicht.
      Und selbstverständlich fühlst Du Dich nicht bedroht, weil erstens Frau, und zweitens bekommst Du zum Beispiel momentan sogar in Masse Preise, hast also keine Existenzsorgen und wirst schon gar nicht von Juries mit dem nichtliterarischen Argument rausgeschmissen, Deine Auffassung von Gender sei nicht korrekt.
      Was die Massimo angeht, ich kam da auch gut alleine klar, wobei allerdings erstens लक्ष्मी oft hinreiste und jeweils längere Zeiten blieb, und zweitens waren da immer auch wunderbare, ich sage mal, Bekanntschaften. Tinder wiederum, klar, versucht. Aber ich falle schon wegen der dämlich „über sechzig“ fast automatisch aus den voreingestellten Rastern. (Was ich verstehen kann, ich stell(t)e ja ebenfalls so ein.)

      1. das scheint dich ja mächtig zu wurmen, das mit den preisen. oder wurmt es eher die alleinerziehenden mütter deines vertrauens? ich bin mir da nicht so sicher, wo der wurm da steckt. und entweder ich verstehe da was nicht, oder es gibt doch eine möglichkeit, wenn es in der verlinkung heißt: „Um diesen Teil beantragen zu können, sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen:

        man hat eine Person (z. B. das eigene Kind) dauerhaft aufgenommen und gewährt ihr Unterhalt, der über der sogenannten Eigenmittelgrenze liegt“ dann ist entweder die eigenmittelgrenze zu niedrig angesetzt, nach meinung des alleinerziehenden elternteils und andere bekämen automatisch ohne diese grenze mehr, dann könnte man mal versuchen darauf zu klagen z b, oder ich verstehe nicht genau, was damit gemeint ist. aber es scheint diesen teil dann ja doch zu geben?

        1. Nein, es wurmt mich, Xo, gar nicht, der ich sie Dir im Gegenteil von Herzen gönne. Was ich auch schon mehrmals schrieb. Nur maht es unsere grundsätzlich verschiedene Diskussionsbasis klar, deren Deine ja auch schon vor den Preisen eine, über Deinen Partner, komplett geschützte gewesen ist. Darin hattest Du die geradezu „klassische“ Frauenrolle inne. Solchen Schutz genoß ich nie (hätte ihn aber wohl auch nicht gewollt). Und der Schuß gegen „die alleinerziehende Mutter meines Vertrauens“ ist nun geradezu widerlich. Erstens erzog sie nicht allein, auch das ist von Dir schon entweder dämlich oder boshaft – letztres wohl eher, da Du die Hintergründe ja kennst. Zweitens aber betrifft es sie sehr wohl, die ebenfalls anders als Du, einen tatsächlichen Schutz nicht genoß. Allerdings tat ich, was ich konnte. Doch gehört das hier wirklich nicht hin. Wohl aber ein „Schäm Dich, Sabine Scho!“ (Daß Du jetzt nicht vor Dir selbst kotzen mußt, macht mich geradezu baff.)

          1. was ist denn mit dir los? du schriebst doch von alleinerziehenden in dem post, darauf habe ich mich bezogen. dass alleinerziehende eben nicht die vorteile haben, die familien, oder eingetragene partnerschaften haben. und ich habe auch null interesse daran, dass das so ist und sehe vollkommen ein, dass eine wohn- und wirtschaftsgemeinschft, egal welcher art, begünstigt gehört. ich habe auch keine klassische frauenrolle inne, nur weil ich nicht so viel wie mein mann verdiene. zumal ich ständig für gerechtere bezahlung in unserem segment kämpfe und zwar für alle und auch immer alles transparent mache, was womit verdient wird, was nicht geht etc.
            denk noch mal drüber nach, wofür ich mich denn jetzt wohl schämen sollte? tut mir leid, wenn mir dazu nichts einfällt. schönes wochenende. nichtsdestotrotz.

  2. ich kann für mich nur sagen, ich bin froh über vieles, was nicht mehr als special interest group in mein leben ragt, weil es mir doch die augen öffnet für viele, die jetzt endlich auch unter dem gesichtspunkt des völlig normalen sichtbarer werden. ich hab mal gesagt, wenn der m ne frau wäre, würde ich ihn auch lieben, dass er die geschlechtsmerkmale eines mannes hat, darüber bin ich aber dennoch sehr froh, ja, und dazu fühle ich mich auch hingezogen. bislang habe ich mich immer in männer verliebt, aber auch durchaus queere und schwule, vielleicht auch einfach immer solche, die androgyne merkmale aufweisen, aber, wenn ich genauer hinschaue, weisen sehr sehr viele diese auf. vielleicht sind sie an mir ja auch ausgeprägter, als auf den ersten blick sichtbar. ich empfinde das alles nur nicht als bedrohung oder irgendwie widernatürlich, es ist, wie es ist und sich für mich anfühlt. das muss ich nicht verteidigen, denn das ist ja mein leben und mein glück, auf das ich so viel recht habe, wie du und alle anderen auch mit ihrem begehren, sofern sich das über 18 abspielt und auf einvernehmen trifft, oder? aber ein allgemeines gesetz muss man doch für sein persönliches glück nicht immerzu für alle daraus ableiten, das verstehe ich bei dir einfach nicht, warum dir das immer so wichtig ist. und dazu, schau ich mich hier in rom um, mit all den hermaphroditen in marmor, scheinen die römer zu anderen zeiten das mit dem eindeutig „biologischen“ geschlecht doch auch etwas entspannter gesehen zu haben. was machst du denn, solltest du dich mal zu einem solchen geschlecht hingezogen fühlen? kann doch auch passieren, weiß mans denn, welche gerüche wer ausströmt und was im einzelfall individuen sich finden lässt, auch biologisch ist einfach vieles drin.

    1. @Xo (ff): Daß ich nichts gegen Homosexuellenehen habe, habe ich ebenfalls deutlich geschrieben, und auch ich finde es gut, daß, ich sag mal, anders als ich oder die Mehrheit Gepolte heute sichtbar und akzeptiert sind. Daß ich das aber eigens versichern muß, zeigt schon, wie im Wortsinn ungeheuer schief die Lage mittlerweile ist – und, ecco, wie ideologisch dominiert.

  3. aber solche sätze liegen echt quer zu dem, was du meinst, dass du schriebest: „welch Abwertung die geschlechtliche Fortpflanzung insgesamt unterdessen erfahren hat — als quasi direkte Folge der Aufweichung chromosomer Geschlechtsbestimmung, nämlich der Abwertung unseres Biologischen „zugunsten“ vorgeblich ausschließlicher sozialer Bestimmtheit von Gender“ … das läuft alles auf so eine seltsame rhetorik heraus: ich habe ja nichts gegen xyz, aber… das biologische ist so vielfältig, wie es das soziale sein kann und selbst das kann ins biologische umschlagen, die epigenetik wird längst nicht mehr nur als esoterischer quatsch abgetan. und der gesetzgeber spielt das nicht aus, er hat nur schlicht eine gruppe dabei vergessen, die es zu berücksichtigen gilt. so könnte auch ein narrativ daraus werden. die frage ist auch, ob nicht jede form der wohn- und wirtschaftsgemeinschaft begünstigt gehört, egal, wer sich da zusammenfindet, klar. das wohngeldamt z b, hat es zumindest lange so betrachtet und notfalls kann man auch mal dagegen klagen. nur dass das wohngeldamt dann nicht unbedingt begünstigt hat, sondern die einkommen zusammengezogen und befunden, reicht doch zusammen betrachtet. dann mussten wg s beweisen, wenn einzelne parteien wohngeld beantragten, dass sie keine wirtschaftsgemeinschaft sind.

    1. an was lässt sich im angepassten eigentlich (!) anpassen ?
      in ausblendungsprozessen, die blendwerk an sich ?
      gemeinnützigkeit und soziales wohl versus kriminalität.
      es müssen alle sich an nasen fassen lange wie gelbgoldige falschmünzige
      kasper oder clownes, fielen aus mehreren goldigen, ja gebgoldigen röllchen
      bishin zu anerkannten vor- und zuspielrollen.
      eine weitere sache wäre die, dass wir uns vernachlässigen, auch in richtung hygiene aber eben nicht nur.
      wir verstellen uns um unsere ohnmacht nicht zu verlieren.
      genauer : um unsere ohnmächtigkeit nicht zu verlieren.
      wie wollen keine loser / *innen sein.
      es könnte ne scheibe spass flöten gehen oder der gebuchte anstand über zwei drei wenn nicht hundert seiten floskulatur.

      es muss sein.

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