„Es wird eine ganze Zeit vergehen — vielleicht ein ausgewachsenes Jahrhundert —, bis mein Wert erkannt
ist. Das heißt, wenn die Kunst des Schreibens nicht ganz vergessen ist bis dahin; und ich fürchte, sie wurde im
letzten halben Jahrhundert in Deutschland schon
ziemlich gründlich vergessen.
(Dtsch. v. Renate Gerhardt und Hans-Heinrich Wellmann)
Es ist dieses Nabokovs bösestes, im Wortsinn dunkelstes Buch, das ich bislang gelesen, geschrieben auf Russisch 1931 unter dem Titel Камера обскура („Kamera obskura“) und sechs Jahre später ins Englische als Laughter in the Dark selbst übersetzt. Die mir vorliegende, antiquarisch ergatterte Ausgabe erschien 1962 im Bertelsmann Lesering, und es ist anzunehmen, daß ihr die englische Fassung zugrunde liegt, die, so → Rowohlts Erläuterungen zu der prächtigen Ausgabe der Gesammelten Werke, vom übersetzenden Nabokov derart geändert wurde, daß sich im Vergleich mit Камера обскура geradezu von zwei Romanen sprechen lasse. Leider befindet sich der entsprechende Band, siehe unten, nicht in meinem Besitz; ich kann es also noch nicht beurteilen, werde es vielleicht ganz am Ende dieser Serie nachholen. Schon weil das Deutsch der Übersetzerin und des Übersetzers — Renate Gerhardt und Hans-Heinrich Wellmann — der eleganten Stilistik Dieter E. Zimmers bisweilen schmerzhaft entbehren. Immer wieder finden sich Ungelenkheiten und Bezugsfehler wie „der weite Mantel seines Schwagers, der auf seinem Bügel hing“ (33) oder „das schien ihm erstaunlich [Punkt!]“ (32) anstelle von „das kam ihm erstaunlich vor“, wohinter der Punkt sprachlich angemessen wäre. Auch unversehenes Abrutschen in komplett nabokovfremde, allzu abgedroschene Idiome gibt es: „Das (…) Ding, das sie anhatte, war viel zu kurz, um wahr zu sein.“ Diese Art unabgeklopfter Man-sagt’s-halt-sos gibt es bei Nabokov eigentlich nicht, wie lax sie auch immer gemeint sein mögen, oder wie ironisch. Auch seltsam backfischige Satzzeichen kommen vor: „kein Wunder, daß sein liebstes Kartenspiel Poker war! [Unterstreichung von mir]“ Was soll das Ausrufezeichen da?
Und so weiter. Und so weiter.
Einerlei. Das Buch selbst ist dennoch enorm — ein bißchen so, wie keine noch so danebengehende Inszenierung das Genie von Così fan tutte totkriegen kann. Und ganz so schlimm ist die deutsche Übertragung nicht;
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NOTA, 12. März:
Bitte lesen Sie zu diesen vor einer Woche geschriebenen
Bekritteleien der Übersetzung meine → in der Nr. 27
formulierten Einschränkungen,
bzw. ergänzenden Mutmaßungen.
___________________________________ANH
es finden sich immer noch hinreißende, aperçuhafte Formulierungen („Irgendwie hatten die Scharniere des Glücks sich verklemmt“, 95) und auch Bilder:
(…) denn an diesem besonderen Tag war die Wange der Erde von Gibraltar bis Stockholm mit heiterem Sonnenschein bemalt.
Gelächter, 162
Aber worum geht es?
Grob zusammengefaßt wird die Geschichte eines Gaunerpaars erzählt, das einen begüterten, doch sehr naiven, dabei in seiner Leidenschaft so erblindeten wie aber auch entflammten Mann nach und nach ausnimmt, und je erfolgreicher dies vonstatten geht, um so häßlicher offenbaren sich die Charaktere. Für uns, die lesend dabei zusehen, ist das bisweilen quälend, weil die seelische Fiesheit jedes kultivierte Maß übersteigt, und zwar gerade darum, weil sie mit einer gewissen Kultiviertheit vonstatten geht, nämlich der eines tätigen Zynismus. Lassen Sie mich, Freundin, um dies zu illustrieren, gleich auf die Seite 176 springen. Da ist unser Antiheld Albert, Albinus wird er genannt, aufgrund eines Verkehrsunfalles komplett erblindet und mit dem Pärchen zusammengezogen — allerdings weiß er nur von der Frau, Margot, die seine Geliebte geworden, nicht aber von ihrem Partner, Rex, der heimlich in einem der Zimmer wohnt:
Rex liebte es, mit ihm im Zimmer zu sitzen und seine Bewegungen zu beobachten. Margot pflegte dann, wenn sie sich an die Brust des Blinden schmiegte und dabei seine Schultern zurückdrückte, ihre Augen mit einem komischen Ausdruck der Resignation zur Decke aufzuschlagen und Albinus die Zunge herauszustrecken — dies war besonders erheiternd in seinem Kontrast zu dem milden und zärtlichen Ausdruck auf dem Gesicht des Blinden. Dann befreite sich Margot durch eine geschickte Bewegung und ging zu Rex, der auf dem Fensterbrett saß, in weißen Hosen, die Füße mit den langen Zehen und der Oberkörper nackt — er ließ sich gern den Rücken von der Sonne braten. Albinus, mit Pyjama und Morgenrock bekleidet, legte sich in einen Sessel. Sein Gesicht war von Stoppeln bedeckt; er sah aus wie ein bärtiger Sträfling.
„Margot, komm zu mir“, sagte er flehend und streckte die Arme aus.
Dann und wann ging Rex, der sich gern riskanten Situationen aussetzte, barfuß auf Zehenspitzen ganz nahe an Albinus heran und berührte ihn mit äußerster Zartheit. Albinus stieß einen liebevollen, schnurrenden Laut aus und versuchte, die angebliche Margot zu umarmen, während Rex geräuschlos zur Seite trat und zum Fensterbrett zurückging (…).
Gelächter, 176
Ich weiß nicht, ob Nabokov Walter Serners sieben Jahre vorher erschienene „absonderliche Liebesgeschichte“ → Die Tigerin kannte; es wäre gut möglich, da es um dessen Buch ein enormes, versucht auch juristisches Aufsehen gab. In jedem Fall sind beide Bücher verwandt, nur liegt ihr Interesse jeweils woanders. Serner untersucht das Liebesverhältnis der beiden Gauner, Bichettes und Fecs, Nabokov das des Ausgenommenen zur Gaunerin; deren zum Gauner ist da allerdings wie ein Spiegel, denn Albinus‘ Abhängigkeit von Margot entspricht deutlich ihrer zu Rex. Das Gelächter wiederum, das bei Serner nahezu fehlt, ist das homersche Lachen Nabokovs über die Einfalt seines Antihelden. Der für seine englische Übersetzung gewählte Titel unterstreicht es geradezu und genießt auch die Konkretion der präpositionalen Bestimmung „im Dunkel“ — bitter, furchtbar bitter, da doch Albinus nun blind ist (was er metaphorisch freilich schon zuvor war). Es ist dies eine romanpoetisch ganz entsetzlich böse nabokovsche Titelgebung. Und nur selten spüren wir eine Art Mitleid, das an einer Stelle die Gestalt eines Pantoffels annimmt:
Sie gingen den Pfad hinunter, aber nach wenigen Schritten breitete Albinus plötzlich die Arme aus und fiel ohnmächtig zurück. Der Taxichauffeur eilte herbei, und zusammen trugen sie Albinus in den Wagen. Ein Hausschuh blieb auf dem Pfad liegen.
Gelächter, 190
Nabokov geht vielmehr erbarmungslos mit seinem Antihelden um (nicht minder freilich mit dem Gaunerpaar), so als gönnte er seiner Figur die Mehr-als-Misere und ihre Dummheit wäre geradezu schuldhaft. Genau dies löst dann sein Lachen aus, ein homersches von Zeus in der Tat. Tutto nel mondo è burla, singt der zum Schluß — anders als Albinus — einsichtig und auch gütig gewordene Falstaff bei Verdi. Und obwohl Albinus, wenngleich weiterhin erblindet, gegen Schluß des Romans gerettet zu sein scheint, regrediert er da unversehens auf eine Fantasie, die er ganz zu Anfang des Buches gehabt hat (was uns abermals Nabokovs hohe Kunst der Konstruktion vor Augen führt), und da, am Ende des ersten Kapitels, fast etwas Zusammenhangloses hat; angedeutet wird vorher nur, er habe gewisse Neigungen, sie sich sich außerhalb seines sicheren Ehehafens zu erfüllen, sie aber
an die Kandare genommen (…) und niemals, niemals … Eigentlich, dachte er, sollte ich mit Elisabeth darüber sprechen; oder einfach mit ihr für kurze Zeit verreisen; oder einen Psychoanalytiker aufsuchen; oder … Nein, man kann nicht einfach eine Pistole nehmen und ein Mädchen abknallen, das man nicht einmal kennt, nur weil es attraktiv ist.
Gelächter, 10
Statt dessen lernt er es kennen, sieht sie mehrmals im Kino und folgt ihr schließlich, als sie Dienstschluß hat:
Sie ging langsam weiter, ohne sich umzuschauen, aber mit Augenwinkeln, die wie die Löffel eines Hasen nach hinten gewendet waren: in der Erwartung, daß er ihr folgen würde.
Gelächter im Dunkel, 30
Und nachdem zusammenkommen, verfällt er dem Geschöpf ganz so, wie es schon der allererste Absatz des Romanes beschreibt — untrügliches Zeichen dafür, daß es einem Dichter, und nur dann ist er es, nicht auf den sogenannten Plot ankommt, sondern auf seine künstlerische Gestaltung:
Es war einmal ein Mann, der hieß Albinus und lebte in Berlin in Deutschland. Er war reich, angesehen und glücklich; eines Tages verließ er seine Frau um eines jungen Mädchens willen; er liebte, wurde nicht wiedergeliebt und endete im Unglück.
Gelächter, 5
Doch mit der selbstbewußten und spöttischen Nonchalance eines zutiefst auktorial gestimmten Schachspielers, der den Ausgang des Spiel bereits nach der Eröffnung erkennt, fährt Nabokov süffisant fort:
Das ist die ganze Geschichte, und wir [„wir„! (ANH)] hätten es dabei bewenden lassen, läge nicht Nutzen und Vergnügen im Erzählen;
Gelächter, 190
eines „Vergnügens“, das angesichts der dann folgenden Geschichte alleine eines des Autors und zynisch gesonnener Leser ist: Götter, die ihre Geschöpfe in einen Malstrom werfen und begeistert zusehen, wie die Ärmchen vor Not in die Höhe krallen, wo nur Luft ist, unten aber Wasser, bis sie schließlich ersaufen. Möglicherweise wird noch gewettet, wer zuerst untergeht; dazu wird Champagner gereicht. Am bösesten aber ist, daß sie, die Götter, ihre Opfer selbst dran schuld sein lassen: „Mama, darf ich einen Keks?“ „Aber sicher, nimm dir einen.“ „Aber ich komme doch nicht an die Schachtel ran.“ „Tja, keine Arme, keine Kekse.“
Das Verhängnis beginnt aber bereits, bevor das Mädchen Margot auftaucht, eine junge Frau vielmehr. Nämlich hat Albinus die Idee zu einer Art Zeichentrickfilm und wird da schon auf Rex verwiesen, den männlichen Gaunerpart, von dem hier romannatürlicherweise noch nicht bekannt ist, daß er die lebenspfiffige Margot bereits aus einer Zeit kennt, in der sie kurz als Prostituierte gearbeitet hat. Unterdessen, als Albinus sie kennenlernt, ist sie Platzanweiserin in einem Kino. Daß Rex sie verlassen, hat sie quasi aus der horizontalen Bahn in die vertikale versetzt, und sie kann so wenig wie er ahnen, daß ausgerechnet Albinus sie wieder zusammenbringen wird — übrigens einige Zeit lang gegen ihren Willen, obwohl sie den „Herrn Müller“, wie Rex damals noch hieß, niemals hatte vergessen können, so daß sie, als sie ihn nun wiedersah
fühlte, daß sie ohnmächtig wurde. Sie setzte ich auf eine Stufe und schluchzte, wie sie nie zuvor geschluchzt hatte — nicht einmal damals, als er sie verlassen hatte.
Gelächter, 93
Wiederum Rex, damals, war von ihr gegangen,
weil er befürchtete, sich zu sehr in sie zu verlieben.
Gelächter, 99
Was für jemanden höchst treffend ist, den es enorm
amüsierte […], das Leben lächerlich erscheinen zu lassen, wenn es hilflos in die Karikatur abglitt. Er haßte grobe Scherze; er liebte es, sie von selbst geschehen zu lassen, vielleicht ab und zu nur mit jenem kleinen, letzten Schliff von seiner Hand, der das Rad ins Rollen bringen würde. (…) Und zu gleicher Zeit war dieser gefährliche Mann, hatte er erst den Bleistift in der Hand, wirklich ein ausgezeichneter Künstler.
Gelächter, 98
Übrigens eine bissige Selbstbeschreibung Nabokovs-selbst, auch dessen Kunst sich
auf dem Kontrast zwischen Grausamkeit einerseits und Leichtgläubigkeit andererseits begründet[ ,]
Gelächter, 98
insofern wir „Leichtgläubigkeit“ durch „Leichtigkeit des Stils“ ersetzen und jene in der Lust daran sehen, die Leserschaft zu Anfang eines Buches erst mal an der Nase zu führen, und so lange wie möglich noch weiter. Nein, es ist kein moralischer Autor — was wir allerdings spätestens seit → Die Gabe schon wissen; dennoch wiederhole ich hier das Zitat, demzufolge ein guter Schriftsteller keine
Augen [hat], die für die Literatur zu gutmütig waren.
Gabe, 152
Übrigens hat Nabokov noch ein zweites indirektes Selbstportrait in den Roman eingeflochten, und zwar in Gestalt des Schriftstellers Udo Conrad, dessen Name er zuvor geradezu markant von dessen Namensvetters Joseph Conrad abhebt, → den er nicht mochte. In der Namensverwandtschaft besteht aber gerade der erneut böse Witz.
„Nun, wenn eine Literatur beinahe ausschließlich aus dem Leben und den Lebenden besteht, bedeutet es, daß sie stirbt. Und ich halte nicht viel von den Freudschen Romanen über das einfache Leben. Du magst einwenden, daß es nicht die Menge ist, auf die es in der Literatur ankommt, sondern [auf] die zwei oder drei wirklichen Schriftsteller, die abseits stehen und nicht von ihren gewichtigen, schwülstigen Kollegen beachtet werden. Trotzdem ist es manchmal recht anstrengend. Es macht mich wild, wenn ich die Bücher sehe, die ernstgenommen werden.“
Gelächter, 148
Und er läßt ihn Gefühle haben, die seine eigenen werden soll(t)en:
„Es ist seltsam: je mehr ich darüber nachdenke, daß im Leben eines Künstlers eine Zeit kommt, wo [Streichung von mir, ersetzt durch: in der] er sein Vaterland nicht mehr braucht. Wie diese Lebewesen, weißt du, die zuerst im amphibischen Zustand leben und dann auf trockenem Land.“
Gelächter, 149
Albinus jedenfalls ist in sein erotisches Gefängnis der Verfallenheit an Margot ebenso gesperrt wie → Lushin es in sein Schachspiel war; es ist mehr als ein Witz, ist quasi Ausdruck des unerbittlich höhnischen Schicksals, daß beide von ihren Frauen — Lushin von der Gattin, Albinus von der jungen Geliebten — „Dickerchen“ genannt werden:
„Sei nicht so deprimiert, Dickerchen,“ sagte sie vierzehn Tage später zu ihm.
Gelächter, 123
Deprimiert ist er, weil grad seine kleine Tochter gestorben ist, die bei der verlassenen Ehefrau lebte. Jetzt nämlich erst,
(v)ielleicht zum ersten Mal im Verlauf des Jahres, das er mit Margot verbracht hatte, war sich Albinus völlig der dünnen, schleimigen Spur von Schändlichkeit bewußt, die sich auf sein Leben gelegt hatte. Nun schien das Schicksal ihn mit verwirrender Bestimmtheit zu drängen, zur Vernunft zu kommen; er hörte die donnernden Aufforderungen (…); und er wußte mit der Klarsichtigkeit des Leids, daß, wenn er jetzt zu seiner Frau zurückkehrte, die Versöhnung, die unter normalen Umständen unmöglich gewesen wäre, sich beinahe von selbst ergeben hätte.
Gelächter, 121/122
Daß er es dennoch nicht tut, dafür straft ihn Nabokov auf das entsetzlichste. Doch, und deshalb des Autors Gelächter, kann er es objektiv nicht, sondern, auf die Fantasie von S. 10 regredierend, macht er sie wahr, und zwar mit der
Gewaltsamkeit des Schüchternen[,]
Gelächter, 31
doch eben deshalb, und seiner Blindheit wegen,
traf ein Stich seine Seite, der seine Augen mit blendendem Glanz erfüllte.
Das ist also alles, dachte er sanft, als ob er im Bett läge. Ich muß mich eine kleine Weise still verhalten und dann sehr langsam an jenem hellen Strand des Schmerzes entlangkriechen, zu jener blauen, blauen Woge. Ich habe nie gewußt, wie blau die Bläue sein kann. Was für ein Drunter und Drüber das Leben gewesen ist. Nun weiß ich alles. Sie kommt, kommt, kommt, um mich zu überfluten. Da ist sie. Wie es schmerzt. Ich kann nicht mehr atmen …
Er saß auf dem Boden, mit gesenktem Kopf, dann beugte er sich langsam vorwärts und fiel, wie eine große weiche Puppe, auf die Seite.
Gelächter, 198
Und vielleicht, daß er noch einmal sah, wie sich Margot
langsam auf[richtete], höher und höher, wie eine Schlange, wenn sie sich entrollt[,]
Gelächter, 134
nämlich das
wirkliche Leben, das grausam und stark war wie eine Anakonda und das er ohne Verzug zu töten begehrte (…).
Gelächter, 192
Sicher ist nur, daß die junge Frau mit einigem beträchtlichen Habe für alle Zeiten davon ist, ihrem Gaunergeliebten wohl nach. Auch den übrigens Nabokov zu einer unter den schadenfrohen Blicken der Götter zappelnden Figur werden läßt, egal wie
scharf sein Geist [war] und durchdringend, und seine Lust, andere Männer zum Narren zu halten, grenzte ans Geniale.
Gelächter, 125
Denn die diesem Mann nun widerfahrende Erniedrigung ist von wahrlich biblischem Ausmaß:
Paul ergriff den Stock des Blinden (…) und traf Rex‘ Kopf mit einem fürchterlichen Hieb (…), und plötzlich geschah etwas sehr Bemerkenswertes: wie Adam nach dem Sündenfall bedeckte Rex, an der weißen Wand niedergeduckt und mit schwächer werdendem Grinsen, seine Blöße mit der Hand.
Gelächter, 189
Hier zum Abschluß nur noch der Nabokovs Intertextualität akzentuierende Hinweis, daß bereits im Gelächter im Dunkel Sebastiano del Piombo genannt wird, auf der Seite 89, der bereits — und dort eine maßgebliche — Rolle in der 1924 erschienenen → Venezianerin des also noch ganz jungen Prosadichters spielte, sowie ein paar höchst beglückende Formulierungen:
Die geläufigste Bewegung eines jungen Kätzchens ist ein in plötzlichen Serien auftretender kleiner Sprung; die ihre war ein rasches Heben des linken Ellenbogens, um ihr Gesicht zu schützen (18)— Der Kuß sang ihr noch eine Weile im Ohr (27)— Er war eines von jenen feinfühligen Wesen, die schuldbewußt erröten, wen jemand anders einen Schnitzer macht (50)— von seinem Vater (…), der seine Hunde und Pferde, seinen Hafer und sein Korn sehr geliebt hatte und ganz plötzlich gestorben war — an einem gewaltigen Lachanfall im Billardzimmer, wo ein Gast eine unflätige Geschichte erzählt hatte (64)— „Und du verachtest mich wirklich nicht?“ fragte sie, durch ihre Tränen lächelnd, was schwierig war, denn da waren keine Tränen, durch die man lächeln konnte (69)— (Sie) erschien ihm wie eine köstlich kolorierte Vignette über dem ersten Kapitel seines neuen Lebens (78)— die folgende Reihe von Namen wäre am besten in einer Kurve angeordnet (89)— Im Nebenzimmer schnarchte heftig das Kindermädchen, beinah ekstatisch (109)— Ein Löffel fiel vom Tisch, und sein feines Klingen tönte lange in den Ohren der Anwesenden nach (119)— Ein großer Stern stand am pflaumenfarbenen Himmel (139)— Er hatte das seltsame Gefühl, daß alles sich plötzlich umkehrte, so daß er es von rückwärts lesen mußte, wenn er es verstehen wollte (151)— und hörte auf die Geräusche des Tages, die ihm (…) den Rücken zugekehrt zu haben schienen (167)— sie gewöhnen sich an den eisernen Vorhang seiner Blindheit (178)— Er glitt aus und fiel beinahe rückwärts in die Abstraktion eines Gartens (182)
Gelächter, 189
Ihr, Geliebte,
ANH
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