N e i d i s c h ist Gott und verblasen, kann saftlos zeugen durchs Ohr nur,
dürre Gebilde, die in uns Männern die Marter genießen,
Märtyrer, alle, sind wir, der Ruhm ist die Sonne des Helden*,
immer alles als ob – als ob uns gebären ließe,
wenn wir uns opfern. Für was denn? Wir opfern in Wahrheit die Frauen,
deren Schmerz wir fruchtlos kopieren, Totgeburten
gleich gebärend Totes, dauernd, und bejubelt
nur von uns selber, selbsterhoben über die Frauen.
Ahnen sie’s? Ich steh im Flur auf den Stufen. Du lächelst.
Flüchte nur die Treppen hinab! Sie ahnen’s, nein sie erfuhrn es!
Wissen bitter pragmatisch: geben wir uns völlig,
r e i ß t ihr uns völlig. Und haben nicht Nachsehen drum, sondern Elend.
Alle sind sie verlassene Mädchen. Und w e r d e n’s wieder.
Ausgeschabt wirft der Gott sie hinweg, sich des bleibenden Tieres
physikalisch und sich unsrer bedienend, die es doch fliehen.
S i e halten es, die Frauen, nicht wir! Sind davon v i e r f a c h verraten.
Könnt ich doch sagen, es werde anders! daß ich’s beschwörte
und du mir glaubtest! Ich kann’s nicht, verwundet wie du, doch am eignen
Ungenügen. Nicht einmal meine Trauer dir zeigen
mag ich noch, gab dir genug: zugleich Prophet der Verschmelzung,
glühend so, unserer, ach!, und doch schon emsig Vollstrecker
ihres Bankrotts. Und merkte es nicht, nie s p ü r e n’s wir Männer,
wie wir Organe, tödliche, sind, unsrer eigenen Sehnsucht,
schweifend, wie das bleibende Tier in uns ist, und der euren.
(„Jeder neue lover, wenn er das erste Mal eindringt,
infiziert uns“, sagt mir die Freundin. „Fast immer Mykosen,
Ureteritis sehr oft, kaum je bleibt es nur eine Reizung.
Manchmal sind’s Trychomonaden. Nicht so sehr schlimm, aber lästig.
Deshalb fragen wir immer: Ist es das wert?“ So achtsam,
leukozytisch, ganz Abwehr, ist die weibliche Seele.)
Bamberger Elegien (18). Die fünfte Elegie (2). Auszug aus der Fortsetzung, Entwurf.
[*) Trotzki.]