Es war eine Woche nach des Sanften Einzug, Brem saß vor der Garage auf dem Betonstumpf und schnitzte eine seiner schrecklichen BreughelFiguren. Da erklang, ich muß Euch sagen: E S. Erst hatte die Gitarre geklimpert, dann hatte der Sanfte ein Stück von Purcell gespielt. Denn es ist so, meine Junge, daß alle Musik, die einmal schön war auf der Welt, in den Steinen, in den Flüssen b l e i b t, in denen und in Meeren, daß sie nicht vergeht, selbst wenn sie vergessen wurde. Irgendwann rührt einer einen solchen Stein wieder an, oder es ist ein Wind, der aus einer Wolke kam, die die Musik trug wie die schwangere Frau das Kind, das anklopft ganz weh, weil es hinauswill, und dieser Wind fährt Euch durchs Haar oder aus dem Stein kommt eine Wärme in Eure Finger, und durch die Wärme strömt die Musik, du merkst das erst gar nicht. Der Sanfte hatte so eine Art, solche Steine zu f i n d e n, das hatte er vom Vater, was wissen wir denn, was eine wahre Erbschaft ist? Ihn, weißt du, s u c h t e der Wind. Also spielte er Purcell, versonnen, das Metrum ungleich ein wenig, er war ja ganz Laie und Autodidakt.
„Was ist ein Autodidakt, Papa?“
„Das ist jemand, dem sich, was schön ist, von ganz alleine lehrt.“
Da jedenfalls hatte Brem noch n i c h t aufgeblickt. Aber dann. Der Sanfte sang nicht laut, er merkte auch gar nicht, daß er sang, aber es war so eine Frequenz. Die ging wie durch Rauch durch Wände, das reichte kilometerweit. So daß sich das Lamm zum Löwen legt, und den Widder z i e r t das Gras, es muß ihn nicht mehr nähren. If Music be the Food of Love. Das frost glitt vom geschundenen Holzstück. Gelbes Messer starrte darauf, es verschwand, die gekrümmte Seele weinte darin; ohne daß er es recht merkte, heilte sie Brem, und er schuf die erste Figur, die bezaubert. Das w a r auch nicht er, der das schaffte. Der Holzstück schnitzte sich selbst, kann man sagen, P u r c e l l führte Brem die Hand.