Ich hatte unterdessen eine gerichtliche Vorladung erhalten; Gregor, mein Anwalt, war völlig ruhig. „Das Verfahren stellen die ein“, sagte er, „nur weil du etwas beschrieben hast, das dann eintrat, kannst du schwerlich auch nur als Sympathisant belangt und schon gar nicht wegen Mittäterschaft verurteilt werden.“ Ich war mir da, poetologisch allerdings, nicht g a n z so sicher. Doch gehörten auch meine Zweifel nicht auf die Anklagebank. Unter ziemlichem Knirschen wurde mir schließlich sogar das konfiszierte Geld zurückerstattet, das sogar noch dann, als ich mein Bußgeld wegen der Beamtenbeleidigung bezahlt hatte, eine erkleckliche Summe vorstellte. Jetzt hatte ich, wenn auch höchst indirekt, tatsächlich mal etwas mit meiner Dichtung verdient.
Man kann Cordes nicht übelnehmen, daß er über diesen Einfall auflachen mußte. Sozusagen sah er meinem letzten Grundes allerdings heiklen Triumph ausgesprochen ironisch zu….
daß er am Küchenfenster gar nicht mehr oder sowieso nicht stand. Er war
völlig in Gedanken und Erzählung versunken gewesen und blinzelte nun
nahezu erschrocken heraus; erzählt hatte er nämlich gar nicht mehr laut,
sondern nur noch für sich. Deshalb war im Berliner Technikmuseum durch
die Zuhörergruppe vor der Nebelkammer eine ebensolche Unruhe geweht
wie durch durch die Menschen in Točná, kurz bevor Gelbes Messer
Erissohn, den Achäer, erstochen hatte, der ihnen wieder
eine solche Zuversicht gab:
Nicht ist fest umzäunt die Grenze des Lebens; ein Gott treibt,
Ja, es treibet der Mensch sie zurück, die Keren des Todes.
ARGO 235 <<<<