Öffentlichkeit. Mutter (Matrix). Kleine Theorie des Literarischen Bloggens (60).

>>>> Hierdurch zeigt es sich, daß Öffentlichkeit, wie ich >>>> anderswo schrieb, tatsächlich zur Mutter w i r d, einer symbolischen, selbstverständlich: auch dies ein >>>> autopoietischer Prozeß, eine sich, weil man sie w i l l, geradezu selbsterschaffende Bewegung. Mit einem Mal sind die Leser d a, und zwar als reagierende, nicht bloß konsumierende. Die Reaktion reicht von der Strafe (mobbing) bis zur Belohnung (die Miete des Autors wird für ein Jahr von Lesern bezahlt, andere senden ein wenig Geld, damit die flatrate nicht gefährdet wird und also ihr Lesestoff – symbolisch: ihr Kind – nicht darbt); es gibt gute und mahnende Ratschläge („man muß im Leben einen Brotberuf haben“; „andere arbeiten a u c h für ihr Geld!“: ein Satz, der wie in guten Familien als selbstverständlich unterstellt, daß Kunst zu schaffen Arbeit nicht s e i, sie zumindest für ein Hobby hält, das sich einer leisten können muß usw.). Insgesamt wird ein ernsthaftes Sprechen daraus. Der Schritt hier ist einer in die Realität: das literarische Weblog treibt Schnittstellen wie Knospen, sei es bei >>>> ebay (was ja die Idee einer LeserIn war), sei es durch die Anweisungen aufs Konto; mehr noch: sogar Liebesgeschichten können sich realisieren, solche, die aufgrund einer poetischen Rezeption begannen und auf andere Bereiche des Netzes, semi-realistische wie zum Beispiel Webcams, übergreifen und ihrerseits, wiederum, zu neuen Gedichten führen. Auch für diese ist lektorierender Ratschlag parat und greift ins Literarische Weblog selber ein: ebenfalls von außen. Eine enge Verknüpfung von Geist (Internet) und Körper (Cam, Telefonate, Besucher) hebt an, es geht also n i c h t um community, n i c h t ums illusorisch Abtrakte. Dennoch ist Literatur immer Grundierung und bleibt es; wieder zu ihr, letztlich, wird ein jedes Gespräch. Inniger – sofern die Türen, die die genannten Schnittstellen sind, durchschritten werden – läßt sich Familie nicht fassen. Was dem Buch unmöglich ist – nämlich ein wechselwirkender Austausch – findet im Literarischen Weblog s t a t t; Texte werden, während sie noch entstehen, aufgrund von Einwänden verändert, und zwar durch ihre Leser, aber auch die Personen-real unterliegen der Wandlung: einer vorsichtigen, gewiß, aber einer, die sich durchs Argumentieren und, im Literarischen Weblog eben, durchs Lesen begibt und ihrerseits in das Literarische Weblog hineinstrahlt. Die spezielle Form von Nähe ist es, was die tektonisch grundsätzliche Verschiebung erreicht. Der belletristische Literaturbegriff-selbst wandelt sich. Möglicherweise erhält die Dichtung so ihre verlorene (gesellschaftliche) Relevanz zurück.

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