Zur Syntax, nämlich Untriest 7. Am Freitag, dem 16. Januar 2013. Eine akustische Kreuzfahrt darin, nämlich No. 10, sowie Briefe nach Triest 37.

[5.25 Uhr, Arbeitswohnung.
Sinopoli, Kammerkonzert (1975).]

Der >>>> gestrige Triestbrief, Frau, war lang; heute will ich aussetzen, bzw. den folgenden vielleicht schon entwerfen oder mir schon mal Stichwörter notieren, aber erst, wenn anderes geschafft ist. Ich möchte gern >>>> das Montale-Gedicht fertigbekommen und in Der Dschungel einstellen, außerdem die Übersetzung der 22. >>>> Chamber Music entwerfen, die derzeit etwas stiefmütterlich behandelt wird. Dazu ist, wegen des >>>> Traumschiffs, ein Brief wegen der Syntax zu schreiben; meine Lektorin und ich sind uns in ihrer Behandlung einig, aber verlagsseitig wird auf Vereinfachung gedrungen. Das ist aus Verkaufssicht nachvollziehbar, aus Kunstsicht indes falsch. Nimmt man Rücksicht auf das Leser:innenverhalten, ist es, als ob sich eine Lehre am Stand der Wissenslosen orientiert, gar derer, die wissen gar nicht wollen. Schließlich sinkt das gesamte Niveau. Derzeit, in den Funkhäusern, ist das so, die „Quote“ wurde zum Gott. Es ist dies auch ein prinzipielles Problem der rein ökonomisch orientierten Demokratien, vielleicht sogar das Problem. Die Syntax auf sic!-T e u f e l komm raus zu entkomplizieren, führte letzten Endes zur Abschaffung der literarischen Ästhetik überhaupt, der Dichtung also. Künstlerische Autor:inn:en hatten immer Eigenheiten, sie erst schaffen die poetische Aura von Texten, hingegen die Fokussierung auf „Plot“s Bücher zur „reinen“ Vorlage für Spielfilme macht. So hätte man das gewiß auch gern, denn dann kommt ein Weiterverkaufen gleich in Sicht. Indessen läßt sich Dichtung nicht eins zu eins auf ein anderes Medium übertragen, sondern dies zu tun, kommt der Nachdichtung eines Gedichtes in einer anderen Sprache gleich.
Das Argument, das mich ein bißchen geärgert hat, lautet, daß manche Sätze in meinem Roman zweimal gelesen werden müßten, bevor die Leute sie erfaßten. Ich kann daran nichts Schlimmes finden; auch mir ging das immer mal wieder so, ob bei Nabokov, Pynchon oder Döblin, um Lezama Lima und sowieso den „Klassikern“ zu schweigen, etwa Kleist. Außerdem zerstört eine durchweg vorgenommene Versimplung der Syntax die Melodie und den Rhythmus der Sätze, kurz: ihre Schönheit. Es ist wie im Pop: als schlüge man einen quasi immergleichen Beat durch die Stücke. Damit, auch politisch, schlägt man sich auf die Seite der Äquivalenzform, was bedeutet, man wird reaktionär-restaurativ. Hingegen steht eine ausgehorchte Syntax für politischen Widerstand, ihre „Schwierigkeit“ ist progressiv. Abgesehen davon habe ich die Sprache des Traumschiffs ohnedies schon relativ schlicht gehalten und fast alle, zum Beispiel, >>>> Hypotexen entfernt. Du wirst Dich, Geliebte, nicht >>>> erinnern. Wir kannten uns zu dem Zeitpunkt noch nicht.
Es gibt eine hübsche Geschichte, die mir der Profi erzählt hat:
Vor langer Zeit gehörte zur Berliner Einstellungsprüfung von Polizisten des unteren Dienstes auch ein Diktat. Diese Diktate fielen von Jahr zu Jahr schlechter aus. Anstelle nun einen Blick auf die Grundschulen zu werfen und sich zu fragen, was da denn schieflaufe, und das dann zu ändern, schaffte man diese Diktate a b, so daß die Prüfungen leichter wurden. Wir müssen uns über die Simplizität mancher Streifenpolizisten also nicht wundern; das Dienstsystem s e l b s t hat ihrer, sagen wir, Derbheit die Tür geöffnet.
So etwas geht seit rund zwanzig Jahren auch im Literaturbetrieb vor sich. Nicht, daß man die Leser:innen der Schwierigkeiten entwöhnte, vielmehr beugt sich der Quotenblick ins allereinfachste Hand zu Hand, was schließlich zu einer alleinigen Marktorientierung führt. Schnellste Bedürfniserfüllung ist die Folge; also Konsumismus. Der füllt auch tatsächlich die Kassen, nur daß nun die Bedürfnisse n o c h simpler werden und man sich n o c h weiter hinabbeugen muß. Begonnen hat das tatsächlich mit dem, insoweit er Mainstream ist, Pop. Ich werde ihm nicht dienen.Um fünf nach, Liebes, fünf bin ich heute aufgestanden; halb fünf bekomm ich noch nicht hin, doch, seit ich wieder Sport treibe, mich wieder in den Griff. Es ist mir sogar schon anzusehen: bereits zwei der vier zu vielen Kilos sind von den Rippen runter. Spürbar erhöht sich die Körperspannung, damit die Blickschärfe des Intellekts; Gehirne s i n d eben Organe, also Körper. Da ich infolgedessen nicht mehr ganz so weich bin, lief gestern das Gespräch mit meiner Redakteurin recht gut, die nämlich endlich angerufen hat. Ja, auch sie hat ein Problem mit der Sprecherhaltung vor allem der Wiener Sprecherin. „Sie liest ganz toll, ich mag das sehr, diese Genauigkeit. Manchmal ist sie allerdings leicht überprononziert. Doch vor allem, für I h r Stück, fehlt dem Vortrag das Herz, es fehlt die Sprachwärme.“ Gravierender allerdings ist für sie der Umstand, daß das Hörstück derart betont poetisch ist – nicht, weil sie das nicht möge, im Gegenteil; sondern weil die „moderne“ Doktrin die Features auf Dokumentationen ausrichten wolle, im Sinn von hörbarer Faktizität, und eben möglichst w e n i g Poesie, ja, dulde. Ob ich nicht bitte dreivier weitere betont-originale Atmos einmontieren könne.
Aber sie will sich das Stück erst noch ein drittes Mal anhören, was sie vielleicht am Wochenende tue, vielleicht aber erst nach dem kommenden Dienstag schaffe. Danach wollen wir entscheiden. Was nun ihre Email vom letzten Freitag anbelange, so sei ihr passiert, was mir offenbar mit der Wiener Sprecherin widerfahren sei: Sie, die Redakteurin, habe schlichtweg einen schlechten Tag gehabt und sich auf meine Montage, die ihr jetzt, als Schnittkunst, ausgesprochen gefalle, nicht konzentrieren können. Also habe sie verärgert reagiert.
So daß wir generell über den Einsatz von Laiensprechern sprachen. Tatsächlich hatte die Wienerin, bevor sie nach Berlin kam, keine guten Tage gehabt und mir überdies die sehr nötige zweite, gemeinsam mit Kavita Chohan, abgesagt. Deshalb hatte ich erstens keine Chance, die beiden Stimmen so nahezuführen, wie es mir vorgeschwebt hatte; zum zweiten wurde die vorherige Verstimmung von ihrer Stimme reflektiert. Eben das ist ein Problem bei Laienstimmen: Sie lassen sich nicht, sagen wir, normalisieren, man kann nur schwer mit ihnen kalkulieren. Andererseits ist eben das auch ihre Stärke; in großen, nahen, innigen Momenten steigen sie über die Professionalität, die immer etwas kühl bleibt, der Berufssprecher weit hinaus; dann läßt sich etwas einfangen, was von einer sozusagen Geschäftlichkeit grundsätzlich ausgeschlossen ist. Ich bin, in der Kunst, kein Freund von sogenannt professionellen Verhältnissen; diese funktionieren nur für den Warenmarkt, der Entfremdung will (und sie braucht).
Jedenfalls sind meine Ergebnisse mit Laiensprechern unterm Strich wunderbar; daß einmal etwas schiefgeht – es ist mir bisher ausgesprochen selten passiert – , spricht also nicht gegen meinen Ansatz. Es war mir, Liebste, enorm wichtig, das gegenüber meiner Redakteurin klarzustellen.
Wie wir für das Hörstück jetzt insgesamt entscheiden werden, ob ich zum Beispiel die Parts der Wienerin einfach a u c h von Chohan nach-einsprechen lassen und die entsprechenden Passagen in der Montage austauschen werde, werden wir nun spätestens am kommenden Mittwoch besprechen; danach werde ich handeln. Allerdings ginge mir dann, gegebenenfalls, eine Grundidee des Stückes verloren: beide Frauen als das Meer, das die Handlung umgibt.

Nun zu den >>>> Triestbriefen (Briefe nach Triest 37, Zwischenbemerkung 2):
Je weiter die Arbeit voranschreitet, um so weniger eignet sie sich noch für Arbeitsjournaleinträge; der Roman a l s Roman schält sich hervor. Ich sehe einfach schon zu klar, wo ich später, für das Buch, werde streichen müssen und will deshalb solche Stellen gar nicht erst mehr hineinschreiben. Insofern bin ich recht froh darüber, die „Untriest“s eingeführt zu haben, die ich nun entweder, wie das Postskriptum >>>> dort, den Briefen als Kommentare hinzufügen oder eben als eigenständige Beiträge einstellen werde; die Triestbriefe laufen parallel. Es liegen, das darf ich nicht vergessen, nur noch neun vor mir, die Handlung muß sich also runden. Außerdem will ich schon mal mit der Überarbeitung der ersten Briefe anfangen, weil ich sie für ein Arbeitsstipendium einreichen will. Klugerweise rücke ich die Texte dazu von mir weg, erfinde also einen ganz anderen Briefautor als mich, was ich wiederum fürs „tatsächliche“ Buch so nach wie vor nicht haben will. Erst einmal sollte ich aber strategisch handeln. – Jaja, Du lachst, meine Schönste, und sehr wohl zu recht:
– indem ich es hier öffentlich schreibe, unterlaufe ich meine Strategie ganz selbst, denn ich hab ja keine Ahnung, wer Die Dchungel alles mitliest. Aber auch das ist eine Strategie, nur in diesem Fall eine künstlerische, die mich zwingt, >>>> meinen Grundvornahmen treu zu bleiben, mich also auch von mir selbst (meinen ökonomischen Interessen etwa) nicht korrumpieren zu lassen, was wiederum in den Hof einer mir auch ästhetisch wichtigen Widerständigkeit gehört: niemandem dienen und niemandem, außer im „Spiel“, Herr sein; (sexuelle Übertretungen sind Bearbeitungen von Traumata, die aufs alltägliche Leben keinen Zugriff haben sollten; deshalb eben m ü s s e n sie bearbeitet werden: womit wir schon bei meinem als nächster projektierten Roman wären, der >>>> Melusine Walser).

Einiges, Liebste, ist also zu tun. Wobei ich einmal mehr, als ich soeben die hier letzte Verlinkung nachlas, merke, wie enggeführt insgesamt meine Bücher sind; es sind Romannetzwerke. Damit ich sie weiterspannen kann, sei nun fest in unser beider Tag umarmt:

A.
(Sinopoli, Suite aus Lou Salomé.)

P.S.: Zum Sport will ich gegen mittag.

*

(10.01 Uhr.)
Schau, meine Liebste, ich hab es >>>> geschafft! (Sogar die „Silbigkeit“ stimmt jetzt).

*
>>>> Eine akustische Kreuzfahrt 11:
Sendeankündigung

Eine akustische Kreuzfahrt 9 <<<<

25 thoughts on “Zur Syntax, nämlich Untriest 7. Am Freitag, dem 16. Januar 2013. Eine akustische Kreuzfahrt darin, nämlich No. 10, sowie Briefe nach Triest 37.

  1. Man (ich) muss nur aufhören, hier Subtexte vermuten/lesen zu wollen/müssen (unabhängig davon, ob sie existieren oder nicht (natürlich tun sie das, immer)), sich einfach fallen lassen wie man sich auch sonst ohne erst groß um Erlaubnis zu fragen in jeden xbeliebigen Text fallen lässt, sich dabei mitnimmt, auch ohne um Erlaubnis zu fragen oder höchstens sich selbst, dann entdeckt man unter Umständen etwas ganz und gar Wunderbares wie Ihren Text hier, liebe Löwin. (Entschuldigen Sie das Geschwurbsel, das liegt an den Dschungeldschlingen (nee, an meiner Art, nicht damit umgehen zu können)).
    Ich mag Ihre Texte.

    1. Liebe Iris. Erst einmal und vorsätzlich: Merci! Und Sie haben natürlich Recht: Ein Text sollte ohne seine Subtexte wirken können und dürfen. Unter meinen, klar, schwingt vieles, doch die Texte sind vor allem Geschichten.
      Es gibt so viele Wirklichkeiten. Die Löwin begann zu schreiben, weil ihre eigene auf die Probe gestellt wurde. Sie hat das nicht verstanden. Sie wollte gleichzeitig bleiben, vor allem aber beschützt. Das schien eine zeitlang unmöglich.
      Im Schreiben entsteht neuer, unmittelbarer, unverbrauchter Raum. Die Löwinnentexte sind keine Aufforderung zur vermeitlich richtigen Interpretation, deswegen sind die Subtexte auch nicht auschlaggebend, sondern Lust an der Expression. Und aus dieser – doch das ist für einen anderen Text…

    2. Liebe Löwin, das meinte ich auch nicht: dass es um Interpretation und gar richtige oder falsche geht. Sondern: Dass mir manches hier so privat scheint (unten drunter), dass ich davor zurückscheue, mich dazu zu äußern. Auch wenn ich für mein Lesen das vermutete Private außen vor lasse und den Text für mich/für sich zu nehmen versuche.
      Der neue, unmittelbare, unverbrauchte Raum, von dem Sie sprechen: Den öffnen Sie ((für mich)) mit Ihren Texten, öffnen und dehnen ihn.

    3. Liebe Iris, a l l e s hier ist hyperprivat. Und auch wieder nicht. “Ich ist ein anderer” […]
      Im Grunde ließe sich die derzeitige Dymanik der Dschungel ganz schnörkellos darstellen: Da schreibt ein über alle Maßen Verliebter öffentlich an seine Angebetete hin und über sie hinaus, während jene, die er zuvor liebte, ebenso öffentlich darüber schreibt, wie sich das anfühlt.
      Fertig. Aber eben auch nicht. Denn sie jonglieren, ob nun öffentlich oder unter den Oberflächen, mit den Kräften, die im Spiel sind; sie vergegenwärtigen sich, wie die entfachte Energie beschaffen ist. Man könnte sich auch einfach hinsetzen und bitterlich weinen, wochen – und monatelang. Stattdessen gestalten sie. Mit “sie” meine ich die Beteiligten, auch die Unsichtbaren.
      Da es keine Lösung zu geben scheint, suchen sie nach Form, getrennt, aber auch nicht getrennt, alleine, aber dennoch verbündet in dieser Triebkraft, nichts auf sich beruhen zu lassen.
      Im besten Falle wird daraus Gegenwart. Wenn ein Text, wie Sie schreiben, genug Raum lässt.

    4. @Löwin und Iris zu “hyperprivat”. Und auch wieder nicht: nein, g a r nicht. Nicht zu bezweifeln zwar, jedenfalls auf den ersten Blick, ist die autobiografische Grundierung, aber schon, indem eben nicht 1:1 erzählt wird, was “war”, haben die Texte literarische Objektivität. Nicht nur, weil sie hinausgegeben werden, sondern weil die inneren Gesetzmäßigkeiten andere als die in realen Personen sind. “Ceci ne pas une pipe”: Ich habe darauf schon hingewiesen, im gleich >>>> ersten der Briefe; >>>> dieser Umstand spielt für meine Arbeit eine seit dem Wolpertinger ganz entscheidende Rolle. Wenn deshalb Sie, Iris, schreiben, manches in Der Dschungel komme Ihnen zu privat vor, um sich dazu äußern zu können oder zu “dürfen”, so ist dem zu entgegnen, daß den Künsten fast immer – informative Kunst nehme ich aus, aber auch das nur provisorisch – Privates zugrundeliegt, das in ihr verarbeitet wird. Daß man es ihr oft nicht (mehr) anmerkt, ist eine Schutzbewegung: also ein Zusammenhang des V o r s c h e i n s. Künstler, deren Werk abgelehnt wird, ja selbst nur Kritik erfährt, reagieren genau deshalb oft empfindlich. Nichtentfremdete Arbeit bedeutet eben die Nähe zum Selbst, und dieses, letztlich, wird angegriffen. Was ich mit den Triester Briefen, eigentlich aber insgesamt in Der Dschungel tue, nämlich längst vor ihnen tat, ist, diese Zusammenhänge aufzuzeigen. Aus diesem Grund finden Sie in Der Dschungel so viele Entwürfe, Skizzen usw., oft sogar zu den (vorgängigen) Arbeitsjournalen verlinkt. Hieran arbeitet nunmehr die Löwin m i t – wofür ich ihr über unsere Beziehung hinaus ausgesprochen dankbar bin. Im ästhetischen Sinn “perfekt” würde die Form, nähme auch die Sìdhe sich das Recht (sie h a t es), ihre eigene künstlerisch Perspektive hinzuzutun. Ich weiß, daß sie das könnte, und öffnete ihr ohne Bedingung den Raum.
      Übrigens täte ich das, wie ich’s >>>> bei Read An und Federweiß tat, die >>>> ihn sich nun wieder nahm nach langer Pause, bei jedem, der sich drin probieren möchte. Erinnern Sie sich bitte auch an >>>> Bruno Lampes Einträge, die dem Dschungelbau für eine lange Zeit eine wichtige Säule gewesen sind und damit meiner literarischen Ästhetik: einer, die mir seit Jahren vor Augen steht.

      Briefe nach Triest (11): Zwischenbemerkung 1.
      >>>> Zwischenbemerkung 2
      Neunter Brief nach Triest <<<<

  2. Mir gefällt der Text, dass Sterbende Sinneslust verspüren und sich schnell noch mal vermehren wollen wie man bei den Garnelen sieht – und dann der Bogen zu den schönen Augen des Mannes, das hat was Grusliges … aber Löwen sind nun mal auch Kannibalen.

    1. Eben wollte ich Ihnen widersprechen, sah’ aber zum Glück noch einmal nach: Ja, sind sie… Das muss die Löwin jetzt erst einmal verdauen.

    2. musil meinte ja mal wo, redenden liebenden sei das handeln noch sehr fern, je näher man richtung schweigen rutscht, wirds jefährlüsch oder man kriegt die haare ab :). ich denk ja immer, wer löwe ist, der kann sich eh die tatzen lecken und einfach warten, was sich so in den reusen verfängt. noch ein schiefes bild gefällig? nein? na jut. bei autorens, haik manchmal dit jefühl, wird eh zu viel verwortet und zu wenig verdingst, aber, was ich annehme, tut eh nix zur sache. ich denke nur, hallohallo, ey, stellt doch erst mal räumliche nähe her, das könnte vieles erleichtern. verliebt euch doch einfach nicht auf so große distanzen, das macht probleme, immer, n paar dinge muss man eben auch einfach erst mal praktisch lösen, nein?

    3. Musil wußte echt viel und auf Dauer sicher mehr als Thomas Mann und der bessere Schriftsteller war er auch, allerdings sind Prosaautoren beim Nichtverworten gegenüber Lyrikern klar im Nachteil, weswegen sie sich am besten nur im Kiez verlieben, allenfalls noch in den angrenzenden hinein, aber dann ist Schluß.

    4. Was sagen Sie zum Text der Löwin, Schlinkert? M i c h interessiert’s, (falls irrigerweise Sie annehmen sollten, dass kein Schwanz Ihre Meinung hören wollte)

    5. Glauben ist immer irrigerweise, aber nein, das glaube ich nicht, Textflüsterer, es gibt immer welche, die meine Ansicht interessiert. Was ich zum Text der Löwin sage, wissen die, die es angeht – nix für eine öffentliche Diskussion, sorry, das richtet sich nicht gegen Sie.

  3. Die Schlammszene Trotz der weichen Wärme des Schlamms ist die Szene mit furchtbarer Gewalt beladen. Sie erschreckt. Geradezu beruhigend dann das Wiegen der Algenbüsche, an denen man innehält, einen Atemzug länger, als der Lesefluss fordern würde.

    Wie bildliche Vorstellungen aus dem einen Kontext herausgelöst in einen anderen transplantiert werden, um dort eine völlig andere Wirkung zu entfalten, zieht mich in den Bann. Auch die Perspektivsprünge. Sie wirken, am Ende sogar mitten im Satz, ungemein dynamisch. Ich nehme das als hohe Sprachkunst wahr.
    Bitte.
    Mehr.
    Ω

  4. Das sind interessante Bemerkungen, die für mich als Leser einige Fragen aufwerfen.
    Möchte jemand ein Buch lesen, von dem der Autor ausgeht, er wäre zu dumm es zu verstehen? Nein.
    Es gibt für mich einen wichtigen Satz: “Klare Sprache zeugt von klarem Geist.” Wer souverän auch als Autor schreibt, ist in der Lage, komplizierte Zusammenhänge für den Leser verständlich darzustellen. Als guter Autor bemüht er sich auch darum. Ärgerlich wird der Leser, wenn er das Gefühl hat, der Autor selbst beginnt sich in seinen eigenen Gedanken nicht mehr zurechtzufinden, fängt an zu “schwurbeln” Solche Bücher lege ich beiseite. Ich bin auch sehr skeptisch, wenn ich was von “Selbstverwirklichung” vermute, das ist vielleicht nicht immer fair von mir. Dann dieses “Weg damit”.
    Es gibt noch eine Erfahrung, die ich gemacht habe, gerade in der Lektüre von Joyce oder Döblin, auch bei Thomas Mann:
    Sich einfach in angeblich schwierige Passagen oder Sätze fallen zu lassen, einfach weiter lesen ohne etwas zu verstehen, sozsuagen unbewusst als höre man Musik, nach einer Weile beginnt man dann ganz überrascht “klar zu sehen”, zu verstehen. Das ist wie ein Wunder.
    Das ist mir bei großen Autoren gelungen, bei Ihnen nicht, aber das mag an mir liegen und soll keine Kritik sein. Nicht böse sein, vielleicht sind Sie aber auch kein großer Autor, und das ist nicht so schlimm.
    Vielleicht eben nur für mich nicht. Es gibt ja andere, die es anders sehen.

    1. @Berliner. Ich würde gerne mit Ihnen diskutieren. Aber was sollen diese verletzenden Sticheleien (“vielleicht sind Sie aber auch kein großer Autor, und das ist nicht so schlimm”, zumal mit dem überheblichen Zusatz)? Daß Sie – ganz unabhängig von dem, was Sie denken – nicht auf sie verzichten, legt mir nahe, daß Ihnen Ihre Ressentiments nicht erlauben, sich bei mir in, wie Sie schreiben, angeblich schwierige Passagen oder Sätze fallen zu lassen. Ob man es bei bestimmten Autoren kann, also für sich zuläßt, ist offenbar eine Frage der Vorprägung.
      Doch mal ganz nebenbei: Welche Bücher von mir h a b e n Sie denn gelesen und sind dabei – als Döblinleser – auf “schwierige” Sätze und Passagen gestoßen?

    2. @ANH *Lach*

      Sticheleien sind okay. Das ist Ironie. Im Gegensatz dazu Axthiebe, das sind Beleidigungen. Die man hier oft findet, und die ich nicht gutheiße.
      Fühlen Sie sich wirklich wegen Sticheleien(!) verletzt?
      Vorgeprägt sind wir alle und Diskussionen darüber eigentlich sinnlos.
      Also ich schreibe eine subjektive Reaktion eines Lesers, nicht als Autor oder gar Rezensent. Und Sie haben ja gegen die Leser auch ordentlich ausgeteilt.
      Das Thema „Ein großer Autor“ zu sein zieht sich ja durch Ihr ganzes Blog, Sie selbst wären es als Person auch ohne Bücher, las ich hier schon. Ich habe an anderer Stelle schon „gestichelt“ deshalb, dass es sich hier fast um eine Sekte handelt. Vielleicht erinnern Sie sich daran.
      Sekten und Gurus laden allerdings zum Sticheln ein.
      Aber ich verletze nicht gern wirklich, vorsorglich habe ich ja gesagt, es wäre nur meine eine Meinung und es gibt andere, die es anders sehen. Mehr an Selbstverleugnung geht ja schon gar nicht. Grins, also von mir.
      Im Ernst:
      Irgendwo bei Goethe las ich, der einfache Leser begnüge sich mit Handlung, der anspruchsvolle verlange etwas zum tieferen Nachdenken. Das deckt sich ja mit Ihrer Ansicht, dass man neuerdings nur Filme schreibt, also reine Handlungsbücher. Aber das war doch schon immer so. Ja, nur gab es nicht schon immer Filme:-)
      Ich habe „Meere“ gelesen, weil es hier so oft als großes Werk erwähnt wird. Auch so ein kleines Werklein über Paris, in dem eine junge Frau sich selbst tötet.
      Sie verknüpfen wohl auch im Neueren, dieser Liebesgeschichte, recht kunstvoll viele Handlungsstränge. Der Leser muss sie entwirren, das ist aber noch keine Tiefe, ich habe Ihnen darüber auch schon wegen „Meere“ geschrieben… ich habe auch keine Lust darüber zu viel zu schreiben.
      Jemand sagte mir mal “Sprachkunst ist auch Wortkunst”, eine Arbeit daran vermisse ich total, Sie pflegen die Handlungen in einer Flut von Worten zu ertränken, sorry.
      Jeder Autor mag verletzt sein bei Kritik, Sie sind da allerdings über die Maßen empfindlich. Schon deshalb schweigt man lieber.
      Ich habe darüber nachgedacht, über „Meere“ bei Amazon einen richtigen längeren Verriss zu schreiben.
      Aber ich finde, Sie bekommen schon genug „Schläge“ und meine subjektive Meinung muss nicht noch so öffentlich dazu kommen. Es macht ja auch Mühe 🙂
      Hier etwas verdeckt und anonym mag es angehen.

    3. @Berliner ff Pardon, aber die Anonymität macht Ihre Aussagen eher feige, als daß sie seriös wären. Und wenn Sie Kritik üben möchten, werde ich zuhören, aber dann müssen auch Argumente enthalten sein, nicht nur Behauptungen – etwa die, es gebe in meinen Texten keine Arbeit am Wort, also das, was Sie Wortkunst nennen. Tatsächlich ist eher das Gegenteil der Fall, nur daß Sie es eben nicht sehen oder, wie ich vermute, nicht sehen wollen.

      Nein, ich bin nicht über die Maßen empfindlich, sondern gerade wegen der dauernden puren Behauptungen seit Jahren verletzt. Daß ich mich dennoch und zugleich derart öffentlich aussetze, sollte Ihnen eigentlich zu denken geben. Und wenn Sie in den Kommentaren die Angriffe auf mich mit zustimmenden Bemerkungen vergleichen, scheint eher eine Sekte der >>>> Anti-Herbstler ihr Unwesen zu treiben. So gut wie kein anderer deutschsprachiger Schriftsteller läßt so viel davon öffentlich stehen, die meisten löschen es gleich, sofern sie nicht sowieso die Kommentare “moderieren”. Auch hier sind Sie also bewußt ungenau, nämlich voll Ressentiment.

      “Bei Amazon einen Verriß schreiben”: Nur zu. Jeder, der tippen kann, darf das da ja. Es gibt auch Autoren, die Bekannte bitten, dort Elogen zu schreiben, und dann passiert das da genau so. Niemand, der Grips hat, kann das deshalb ernst nehmen.
      Interessant bleibt in jedem Fall, daß Sie trotz Ihrer Ablehnung meiner Arbeit hier immer wieder lesen und auch immer mal wieder, aber halt in völliger Sicherheit anonym, hier schreiben. Das hat etwas von Heckenschützen. Kann es sein, daß Sie dafür einen Auftrag haben?

      Daß Sie nun allerdings Meere als Beleg dafür anführen, daß ich “Handlungen in einer Flut von Worten” ertränkte, empfinde ich als geradezu bizarr. Vielleicht haben Sie einfach ein Problem mit nichtchronologischem Erzählen. Aber egal, Sie mögen ja Ihr Gesicht nicht zeigen, also weshalb ins Nichts diskutieren?

    4. Anonymität lassen Sie doch zu. Da gibt es sicherlich eine Einstellung, die das nicht möglich macht.
      Es hat den Vorteil, dass nicht die Person, sondern das Argument in den Vordergrund rückt. Sie können auch jederzeit löschen. Dass Sie es bis jetzt noch nicht getan haben, ehrt Sie, das stimmt.
      Es stimmt auch, dass niemand kritisieren kann ohne dass seine Vorurteile oder Ressentiments mitspielen. Niemand ist ein Gott.
      Aber ein Heckenschütze, smile, oder im Auftrag seiner Majestät unterwegs bin ich auch nicht.
      Aber, ich lese hier, denn auch im Widerspruch schärft sich der Verstand oder gerade da 🙂 Mit diesem “So nicht.”
      Also nix für ungut.

      Ich gebe Ihnen teilweise Recht, und wenn nur ein Fünktchen der Kritik bei Ihnen ankommt, dass nicht alles nur “Behauptungen” sind, sondern etwas wahres daran, haben ja meine Beiträge ihren Zweck erfüllt.
      Nur eines:
      der Leser hat eigentlich nie Schuld.

      Schönen Abend noch

      ein Berliner

    5. Mit nichts fackelt man übrigens schneller – ab als mit dem Ressentiment. Dies eine sehr tiefe Einsicht des späten Nietzsche.

    6. @Tom interessant aber auch hier:

      “Die Abhandlung “Das Ressentiment im Aufbau der Moralen” erschien zuerst 1912. Sie gehört zu einem Bereiche der Forschungen Max Schelers, die er nicht fertiggestellt hat, obwohl ihm daran bis zu seinem Lebensende lag: dem Bereich der “Sinngesetze” des menschlichen Gefühlslebens. Jenen Forschungen liegt die Ansicht zugrunde, daß die schon von den Griechen angenommene Unterscheidung zwischen Verstand und Sinnlichkeit, zwischen Einsichtswissen und Sinneswahrnehmung, das Erkenntnisverhältnis zu unseren Mitmenschen und zur Welt nicht trifft, und daß diese Unterscheidung Ausdruck eines westlichen überintellektualistischen Menschen sei, durch den die Funktionen des Gefühls- und Trieblebens vernachlässigt worden sind. […] Schelers gesamten Gefühlsanalysen liegt die Unterscheidung von Vernunft und Herz, nicht die von Vernunft und Sinnlichkeit zugrunde.”

    7. Denken heißt Überschreiten (Bloch) Berliner.-
      Es ist doch eine Tatsache, dass der Mensch immer sowohl individuell als auch allgemein agiert. Es sind zwei Aspekte: ein handlungstheoretischer und ein erkenntnistheoretischer Aspekt. Indem sich die Gegenständliche Tätigkeit auf einen G e g e s t a n d richtet, der als identisch und in Gedanken oder auch in der Wirklichkeit reproduzierbar festgehalten wird, geht das singuläre Etwas, das aristotelische „Dieses-da“ (tode ti), in ein Allgemeines, ein „Etwas dieser Art“ über; diese Allgemeinheit drückt sich im Allgemeinbegriff (notio communis) einer Sache aus. Damit ist gesagt, dass eine Sache logisch als ein Exemplar einer beliebig großen Menge gleicher Sachen aufgefasst werden kann; und es besagt, dass die Sache o n t i s c h für eine beliebige Zahl von Subjekten dieselbe sein kann – der ihnen gemeinsame Gegenstand, aber für jeden der seine. Dies steht nicht quer zu der Behauptung, dass der Mensch in seiner gegenständlichen Tätigkeit – entgegen zwei scheinbar gegeneinander selbständigen Verhaltensformen – in die Welt v e r s c h r ä n k t ist (der schöne bildliche Ausdruck „Verschränkung“ stammt von Max Scheler)
      Die R e f l e x i on dieser Verschränkung aber ist zugleich der Ursprung von Selbst- und Weltbewußtsein. Die Trennung von Selbst und Welt ist die Bedingung der Möglichkeit von Theoriebildung, von theoretischem Verhalten. Am Ursprung dieser Trennung stehen wir an dem Ort, an dem entscheidbar sein muss, ob eine materialistische Antwort auf die grundlegenden Fragen einer „ersten Philosophie“ deduktive Gewissheit für sich in Anspruch nehmen kann.

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