[Sparkassenakademie Kiel, 163.]
Wegweit sei ein neues Wort, denn „weit weg“ ist falsch, aber doch auch richtig zugleich: von hier aus ahnt man kaum das … na ja, „Meer“… ein Brackwasser, um wahr zu sein, wenn auch ein riesiges, so daß „Meer“, wenn man dem auf der Oberfläche das Süßwasser läßt, schließlich doch wieder zutrifft. Wie dies nun auch sei, von hier aus möcht man die Nähe nicht glauben (man sah aber kurz, vom Hauptbahnhof kommend, den Kai, und heute abend will ich kurz Seehunde gucken, auch, um sie >>>> Frau TT zu zeigen, mit der ich zu >>>> Ögyr verabredet bin; ganz gewiß werden wir wieder einen sehr schönen Abend verbringen: so, wie schon im vergangenen Jahr).
Ich muß Ihnen von einer kleinen Befreiung erzählen, aber werde das heute früh nicht mehr schaffen; nur so viel sei verraten, daß es um Rauch & Dampf geht, unter welcher Überschrift ich gerne ein ganz eigenes Kapitel schreiben möchte, zu dessen Formulierung sich ein Seminartag nicht eignet. Vielleicht tu ich’s auf der Rückfahrt am Sonntag, wahrscheinlich sogar, denn der Montag ist bereits proppe mit Terminen voll. So viel aber sei verraten, daß ich jetzt schwirrenden Rauch, der aber Dampf ist, ausstoßen kann, wo immer ich will. Das inspiriert beim Schreiben und sieht außerdem chic aus, je nach, freilich, Modell. – Kryptisch? – Gut.
>>>> Argo ist da. Mich erreichte die Nachricht, als ich bereits unterwegs war und nicht mehr, so gern ich auch gewollt hätte, umkehren konnte: Heute sei, schrieb mir >>>> der Verleger in seiner Email, „das Paket angekommen“. Jetzt werde ich auch hierfür bis zum Montag warten müssen.
Erst einmal wird mit den Teilnehmern der Seminare gespielt: Gehirnjogging, Gehirntanzen, mehr oder minder freies Spiel der Ideen: wie bekomm ich sie, wie laß ich sie laufen, wie pack ich das in Texte? Wie erzähl ich, damit etwas hängenbleibt? – Es geht nicht um Literatur, sondern personale Präsenz durch Sprache; es ist eine fiktive Präsenz, wenn die Erscheinung des Körpers als konkrete verstanden wird. Stellen Sie sich ein Einstellungs-, bzw. Bewerbungsgespräch vor. Draußen mit Ihnen sitzen achtzig Leute, die alle einen Hochschulabschluß mit summa cum laude haben; auf Fachliches kommt es gar nicht mehr an. Wie schaff ich es, daß ich in deren Fülle nicht untergehe? Indem ich etwas so erzähle, daß es dem anderen, d e r anderen Freude macht, mir zuzuhören. Meine Erzählung muß, ecco!, erzählerisch sein. Dabei geht es deshalb a u c h um Schönheit – nicht nur, selbstverständlich, vielleicht nicht einmal an erster Stelle, aber die Kompetenz steht ja nicht mehr in Rede. Doch vermag die Schönheit selbst s i e zu überstrahlen. (Nach welchen Kriterien, zum Beispiel, kaufen wir? Die rationalen hinken meistens nach.)
So etwas: schön zu erzählen (oder: elegant; oder: witzig; oder: spannend), trainieren wir hier; unter andrem; zumal, was ich von der Rede schrieb, für geschriebene Seiten noch einmal besonders gilt, eben nicht nur für die oralen (Selbst)Präsentationen, die auch non-orale Interventionen erlauben (Gestik, Schminke, Körpersprache) – eine für nicht wenige Menschen Erleichterung. Um hier mitspielen zu können, braucht man Heimatgefühl in der Sprache – besonders wichtig für Menschen, deren andere Herkunftskultur noch ihre Ausdrucksweisen prägt oder die Möglichkeiten noch einschränkt. Da geht es um spielerische – ich möchte sagen: tänzerische – Erweiterung. Je mehr Lust das verschafft, um so leichter ist es – ganz einfach, weil man’s gerne tut. Es geht hier also auch darum, die Scheu vor dem schriftlichen Ausdruck zu verlieren, ja ihn im Gegenteil zu suchen: in Gender-Belangen, etwa, ist das enorm wichtig.
Auch darüber werd ich mit den jungen Menschen heute morgen sprechen. Und dann – trainieren wir.
Erst einmal, aber, wird gefrühstückt: jetzt.
Guten Morgen: ANH.
11.19 Uhr:
[Seminarraum, Köpfe, Körper, Geist:]
Herzlichen Glückwunsch zur Elektrozigarette.