Notate Napules (9). Noch nicht ausformulierte Notate aus dem schwarzen Notizbuch: Neapel vom 10. bis zum 17. April 2013.

10.4.:
Weihrauchduft in der SS Maria del Carmine/Mercato. Blumen zu Füßen des Heiligen Georgs, unter dessen Füßen der Teufel.
Zu dritt drei Frauen auf einer Vespa. Hübsch, daß ein Friseur sich „Figaro“ nennt.

11.4.

Pza S. Domenico maggiore, Spaccanapoli. Monterverdis-Palazzo.

12.4.
Spaccanapoli: Trotz der schweren Bombardierungen die alte Struktur völlig erhalten, durch eine jeweils neue alte, die Lücken sofort wieder zugebaut, quasi von unten aus der Erde nach oben geschoben, als hätten die Toten den Lebenden mitgeholfen und, eben, ihrem Leben.
Über Spaccanapoli.
Wie bei fehlender Sprache manchmal eine Berührung, unter Männern, genügt – „unter Männern“, weil die gleiche Berührung bei einer Frau anders codiert wäre. Piazza Luigi Miraglia. Ein Klassenausflug: „ragazze“, Liceo. Mir im Rücken der Policlinico.
Filo 448: Conservatorio.

Hier habe ich jetzt meine Töne gefunden, beim Herumstreifen in der Stadt. Stehenbleiben im Kreuzgang und die Augen schließen. Der ganze Palast bebt vor Musik.
Eine der tollsten Beethoven-Statuen, übrigens, die ich je sah: großartig wollend und lebendig. Fordernd.
http://www.manievulcani.it, Sabato ore 10.30
„Grüner“ Markt auf der Piazza Dante, organico für Bio-Produkte.
Quarteri Spagnoli auf der anderen Seite der Toledo, erst leicht ansteigend, dann hart den Berg hinan. Die Gerüche: Fisch, Backwaren, immer wieder auch von Fleisch, dem die pralle Sonne einen leichten Hautgoût gibt.

Mit dem Fahrstuhl auf Pizzofalcone: Filo 457. Eine andere Welt und doch die gleiche. Wind.
Das halb verfallene, vernachlässigte Archivio dello Stato ganz vorn am Pizzofalcone. Blick auf tutta Napoli verstellt durch Bauzaun; dahinter Brache; möglicherweise rutscht der Fels. Abbruchgefahr.

Die Befestigungsarbeiten scheinen zum Erliegen gekommen zu sein. Zur Westseite offen, Blick über Chiaia; auch ein Stückchen Santa Lucia ist zu sehen. Der bewohnte Ortsteil hat sehr viele gut renovierte Wohnungen, auch Bassi, aus denen oft alte Frauen schauen, in ihre Fenster gelehnt.

29.8.1789: Gennaro Serra di Cassano enthauptet in der Sala Capitolare, Mercato. Aber man lebt in diesem Palazzo. Ich kann gar nicht sagen, weshalb mich die Geschichte des jungen Fürsten so betroffen macht. Und nicht ein einziger Tourist, außer mir, ist hier oben.


PAN: Fermata Colonna-amedeo, via dei Mille. Bus 151 dir. Ciulio Cesare technico; Riviera di Chiaia 281, zu Fuß nach vivo Vasto a Chiaia.
Nachmittags zu PAN, die Promenade entlang. Das mit dem Bus hätt ich einfacher haben können; einfach gleich im Süden am Mercato einsteigen. Gespräch im Bus mit einem eleganten Napolitaner um die Siebzig, der mich anspricht, die Rede sucht, arrogant über Neapel schimpft, aber so, daß gerade durch die Arroganz der Stolz auf seine Stadt glimmt. Etwas durch seine Herabsetzung loben: rhetorisch interessante Bewegung.
An der Riviera alles umgeleitet; nördlich der Riviera deutlicher Wohlstand.

(Ausstellung Bruia: via Chiatamonte 23, Galeria NAIS.)

Im PAN: Alice Schivardi, cimitero portabile per insetti. Siehe >>>> Notate Napules 4. Der >>>> Premio Moretti.
6000 qm Ausstellungsfläche.

Sieben (!) Konservatorien in Neapel.

Einsame Frauen, die aus den Fenstern schauen. Und wieder habe ich den Eindruck, daß das Müllproblem in der wohlhabenden Oberstadt deutlicher spürbar ist als in den Armenvierteln.

Schräg auf den Corso Emanuele gelangt. Funicolare bis Petrai: filo 454.

Hier oben Terrassen, eine wilde Wiese auf unbebautem Land.

Corso Emanuele: Immer wieder auf die Gassen hinabstürzende Blicke, und auf das Meer.Der Vesuv im Osten. Auch in Napoli, wie in Positano, kletterspaziert man, in den Hängen des Vòmero.

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