„Also gut“ sagte Jensen, beugte sich vor, rieb die Pranken aneinander. „Sehen Sie, Frau Jaspers, es ist nämlich so, daß wir Sie nicht ohne Hintergedanken hierhergeholt haben. – Ich weiß, Sie haben sich das längst gedacht. Mich hat auch ganz besonders das Gutachten… – nein, bewahre!“, er lachte häßlich auf, es klang wie eine Art innengewendetes Husten, „sagen wir besser: unseres gemeinsamen Freundes hier interessiert…“ „Über mich? Deshalb haben Sie uns… einander bekannt gemacht?“ „Ich will Ihnen etwas erklären. Dafür haben wir solche wie Sie ja auch gemacht, daß Sie das nicht verstehen.“ Er erhob sich ächzend, schritt zum Fenster. „Sehn Sie nur hinaus! Das alles ist unser Werk… Ungefuggers, meines Vaters, Gerlings“, drehte sich um, „und wie wir die Stadt gebaut haben – wir, Sie hören ganz recht – so auch die Städter. Sie sind nach unseren Lebensprinzipien erzogen, wie die Maultiere, ja, nur daß man die wegschalten kann, werden sie nicht mehr gebraucht. Mit Ihnen geht das nicht. Deshalb Erziehung, da sage ich Ihnen nichts Neues. Wenn ich aber ‘wir’ sage, dann meine ich Werte, Wertvorstellungen. Wir haben aus Vorstellungen Realitäten gemacht: gänzlich ideologiefreie ökonomische Kraftgeschöpfe wie Sie, Frau Jaspers, ideologiefreie mächtige Strategen wie Sie, Herr Goltz. Sie sind unsentimental, praktisch, intelligent. Berechenbar. Scheußliche Dinge, wie sie im Osten geschehen, sind hier kaum mehr möglich.“
>>>> Thetis.Anderswelt, S. 319.
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