Zaidi ya mvua. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 14. Juni 2012: Auf einem Tiger spielen.

>13.20 Uhr:
[Singida, Malcom’s Lodge.]
Vorbei ist‘s mit den Güssen, die Luft ist schwanger von aufsteigender Nässe. Ideal für mich, weniger für meinen Laptop. Bereits auf Sizilien habe ich, korrosionshalber, drei Laptops der Entsorgung zugeführt. Es ist bisweilen, kostentechnisch, doch ein Vorteil, mit billigen Dosen und nicht mit Mac zu arbeiten. Vielleicht besorg ich mir noch ein Netbook anstelle des Airbooks, mit dessen Anschaffung meine Gedanken spielten.
>>>> Das wurde wieder Zeit; Die Dschungel soll schließlich den Arbeitsfortschritt mitdokumentieren, ist nicht nur ein Square Dance meines Privaten, ob das nun erfunden, ob es real sei. Zum Beispiel, daß mich die Klassenlehrerin meines Jungen hier in Afrika anruft, um mitzuteilen, daß den Eltern für das von mir organisierte äthiopische Schuljahresabschluß-Essen 10 Euro plus Kosten der Getränke zu viel seien – ja du meine Güte, wie stellen die sich das vor, daß ein Restaurantbetreiber rechnen solle, wenn er eigens für die Klasse mittags öffnet, also zusätzliche Personalkosten hat. Nein, 10 Euro inklusive Getränke, aller, dürfe das Essen nur kosten. Ich wurde richtig ärgerlich, beherrschte mich aber, blieb freundlich. Die Frau kann ja auch nichts dafür. „Wissen Sie“, sagte ich, „wir Eltern haben uns alle für Kinder entschieden, und wir alle haben gewußt, daß Kinder einen finanziellen Aufwand bedeuten.“ Runterschlucken tat ich die Bemerkung, daß man halt mal aufs Kino verzichten müsse: dort der Eintritt kostet mindestens so viel wie das geplante Essen. Man muß auch nicht unbedingt immer ins Stadion und was der eigenen Freuden mehr sei. Dreimal auf den SPIEGEL verzichten oder den STERN, und das Essen ist schon drin. Einmal mehr nur Nudeln statt Braten… – nein, ich habe kein Verständnis. Aber egal.

Noch bin ich nicht am Cello gewesen. Ich setz mich gleich dran, hier muß ich nicht auf Mittagszeiten achten. Die Lodge ist nahezu leer, von uns beiden abgesehen und einer Gastgeberfamilie, die tagsüber verschwunden ist. Doch gestern nacht saßen wir lange in der Gruppe am Kamin, umknurrt von vier Pitbulls. Die sehen aus wie meiner alten Freundin, in Südafrika, Inges Hunde, die Do und ich „die Schweinehunde“ nannten: ferklig speckig und gescheckt. Das Problem sind auch nicht wir, sondern die vier untereinander.
Morgen, leider, geht‘s wieder weg. Am Sonnabend abend >>>> Bloomsday im Literaturforum Frankfurtmain; noch bin ich nicht sicher, was ich vortragen werde. Morgen, wenn ich mich entschieden habe, will ich die Veranstaltung auch in Der Dschungel annoncieren.
So. Das Cello jetzt. Dann wieder die Neue fröhliche Wissenschaft, >>>> mit und ohne Flügel.

(Ich träume davon, an dreivier verschiedenen Orten zu leben, die ich fliegend wechseln kann. Es kommt nicht einmal darauf an, dort herumzureisen, vielmehr würde es mir völlig genügen, einfach nur zu arbeiten dort. Mal in Neapel, mal hier in Tansania, mal in Mumbai, mal in Berlin. Das wär das ideale Leben für mich – so, wie es mir hier genügt, auf der Terrasse zu sitzen und Afrika zu riechen.)

(Keine Lust auf >>>> DTs‚e. Hier kommen sie mir zwanghaft vor. Ich werd sie nachtragen, sowie ich wieder in Berlin bin.

16.04 Uhr:
Daß ich das jetzt erst, in Afrika!, bemerke: Mein Cello hat den Rücken eines – Tigers.

7 thoughts on “Zaidi ya mvua. Das Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 14. Juni 2012: Auf einem Tiger spielen.

  1. DreivierOrt leben „(Ich träume davon, an dreivier verschiedenen Orten zu leben, die ich fliegend wechseln kann. Es kommt nicht einmal darauf an, dort herumzureisen, ….“

    Und dabei dachte ich immer, dass es mir nur so mit Sizilien, Südfrankreich und Deutschland geht. Aber jetzt wo ich das bei Ihnen lese, denke ich, dass es einige Menschen gibt, die nicht nur davon träumen, sondern den Dreivierort auch leben. Eine schöne Vorstellung, aber mit Sicherheit nicht einfach zu realisieren. Ich habe mein Leben inzwischen so organisiert, dass ich wenigstens 4x im Jahr an den Orten Ferien mache, wo ich gerne leben würde. Ich meine damit auch nicht herumreisen, sondern das Leben an diesen Orten genießen. Nicht nur den Duft, sondern auch das Essen und die Menschen.

    Kommen Sie gut zurück!

  2. Lunch Ich habe einige Wochen in Äthiopien gelebt. Für 10 Euro können Sie dort eine ganze Woche lang schwelgen – rein kulinarisch, nicht elitär kulturell.

    1. In manchen Teilen Indiens. Ist das nicht anders. Ich will es einmal ein Privileg der Industrieländer nennen, daß es in ihnen nicht so ist, und freue mich darüber, daß Sie dem Inhaber des von mir gewählten Restaurants aus eigener Tasche die Pacht zahlen möchten. Das ist jetzt wirklich kinderfreundlich.

    2. Pacht Wenn ich die finanziellen Ressourcen hätte, würde ich das vielleicht sogsr in Erwägung ziehen. Ist aber leidet eine objektive Unmöglichkeit, rein juristisch gesehen.

  3. Wenn Sie aber schon nur an 2 Orten den kompletten Alltag doppelt führen müssten, einschließlich Visa, Behördlichem, Steuer et pp, geht Ihnen auch bald auf, dass die Vorstellung manchmal schöner ist, als die Ausführung. Zeit und Geld oder Gelegenheit zu haben, sich temporär an verschiedenen bevorzugten Orten immer mal wieder länger aufzuhalten, ohne 3 oder 4 Mietverhältnisse dabei aufrechtzuerhalten, ist was völlig anderes, Berlin als Homebase, um es immer mal wieder für länger zu verlassen, ist allerdings keine schlechte Idee. Auch hängt es sehr davon ab, wie weit entfernt voneinander die Orte sind, alles innerhalb Europas, ein Klacks, Übersee, nicht mehr ganz so. Ich weiß zu schätzen, was ich habe, aber Reibungsverluste hat man auch, vor allem, wenn mal alles nicht so glatt läuft, und man dann auch mal festhängt und Absagen muss, was man sonst annehmen könnte, spürt man auch ein paar Krisenlasten. Trotzdem, Ausland schadet nie und lehrt ein paar Selbstverständlichkeiten zu relativieren.

    1. @Diadorim. Vollkommen klar. Afrika als anderer Kontinent geht aber noch; mit dem ICE nach München brauche ich die gleiche Spanne Zeit. Wobei es sehr hilft, wenn man Freunde dort hat im von uns aus Anderswo, die ein leeres Zimmer oder solch eine Terrasse haben wie hier… oder wie mein Freund Schulze in Umbrien, der sich freut, wenn man kommt. Geht aber nur, wenn man über eine gemeinsame Arbeit und/oder Leidenschaft verbunden ist, so daß das Moment von ‚Freizeit‘ keine Rolle des Interesses spielt.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .