Auch über Sexuelles hatte Ungefugger mit seiner Tochter gesprochen, der sich sehr wohl seiner heimlichen Besuche im Boudoir entsann. Er schämte sich ihrer bis heute. Zwar vor sich selbst, nicht vor den anderen. Doch daß es Zeugen gegeben hatte! Welch ein Glück das damals gewesen war, daß Elena ihm die Diskette zugespielt hatte. Die hatte er, gleich nach gewonnener Präsidentschaftswahl, aus dem Giftschrank der Siemens/Esa herausgeholt und wohlbewahrt in Stuttgart. Diese alten entsetzlichen Frauen! Übel wurde ihm davon, dachte er daran. Und wollte die Erfahrung dennoch nicht missen, daß es auch ihn von Zeit zu Zeit überkam. Weshalb er der Tochter wie seiner Frau gegen die Ranzzeit die Spritze empfahl.
Doch Michaela Gabriela war zu eigensinnig und zu stolz, wollte sich und den Körper bestimmen allein mit dem Willen. Deshalb aß sie nicht mehr seit fast einem Jahr, bzw. aß sie erschreckend wenig. Ihre Mutter, die das besorgt, wenn auch tumb registrierte, mischte ihr Sahne in den Magerjoghurt. Da wich die Tochter auf Nährstoffpillen aus, sie ließen sich sowieso besser dosieren. Daß ihr Körper kollidierte, wollte Michaela Ungefugger nicht. Ihr ging es im Gegenteil um energetische Präsenz und eine geistige Reinheit, in der schließlich der Sexualdrang verschwand. Sogar Michaelas Periode, sie hatte bei ihr mit zwölf eingesetzt, blieb nun von Zeit zu Zeit aus. Was sie als Glück empfand.
Nein, sie brauchte keine Spritzen. Zwar jeder Arm wie ein Bambus, doch sichtbar definiert die Muskeln daran. Ebenso die Beine. Ihr Gesäß war das eines jungen Mannes: sogar Buchten in den Backen, die sehnig spielten, wenn sie ging. Doch ihre Brüste mißhagten ihr. Sie hingen seit der Diät, da half auch striktes Training nicht. Die junge Ungefugger nahm ihre Brüste nicht als Organe wahr, sondern für Accessoirs, über die man als einen Schmuck verfügt. Man muß ihn nicht betonen, ja nicht einmal wirklich anlegen wollen, aber wird er einem entwendet, dann ist das schwer zu ertragen. Nicht zu akzeptieren ist es, dachte die Ungefugger und zog Erkundigungen über holomorfe Plastinate ein, wie ihr Vater eines, als Ohr, trug. Doch verfügte sie nicht über genügend Geld, um sie sich leisten zu können; ihr Vater hielt sie knapp. Und die Mutter, wußte sie, wäre dagegen. „Ernähr dich einfach richtig, Kind. Du hast einen schönen Körper. Gib ihm einfach, was er braucht.“ Aber mit der Mutter sprach sie sowieso kaum, indes sie den Vater, dem erotisches Aussehen völlig egal war, mit solchen Eitelkeiten nicht belästigen wollte.
Am unangenehmsten war, daß die Brüste, als sie so schlaff geworden, aus ihren Spitzen Sekrete abzusondern begannen, die Stilleinlagen nötig machten. Michaela ahnte durchaus, daß dieser Widerstand des Körpers ein Muttererbteil war. Sie nannte es den Saft: „Jetzt hab ich diesen Saft schon wieder!“ Stets vor dem Follikelsprung. Sie konnte den Kalender danach lesen. Einen halben Monat später rann das Blut.
Doch Michaela Gabriela war zu eigensinnig und zu stolz, wollte sich und den Körper bestimmen allein mit dem Willen. Deshalb aß sie nicht mehr seit fast einem Jahr, bzw. aß sie erschreckend wenig. Ihre Mutter, die das besorgt, wenn auch tumb registrierte, mischte ihr Sahne in den Magerjoghurt. Da wich die Tochter auf Nährstoffpillen aus, sie ließen sich sowieso besser dosieren. Daß ihr Körper kollidierte, wollte Michaela Ungefugger nicht. Ihr ging es im Gegenteil um energetische Präsenz und eine geistige Reinheit, in der schließlich der Sexualdrang verschwand. Sogar Michaelas Periode, sie hatte bei ihr mit zwölf eingesetzt, blieb nun von Zeit zu Zeit aus. Was sie als Glück empfand.
Nein, sie brauchte keine Spritzen. Zwar jeder Arm wie ein Bambus, doch sichtbar definiert die Muskeln daran. Ebenso die Beine. Ihr Gesäß war das eines jungen Mannes: sogar Buchten in den Backen, die sehnig spielten, wenn sie ging. Doch ihre Brüste mißhagten ihr. Sie hingen seit der Diät, da half auch striktes Training nicht. Die junge Ungefugger nahm ihre Brüste nicht als Organe wahr, sondern für Accessoirs, über die man als einen Schmuck verfügt. Man muß ihn nicht betonen, ja nicht einmal wirklich anlegen wollen, aber wird er einem entwendet, dann ist das schwer zu ertragen. Nicht zu akzeptieren ist es, dachte die Ungefugger und zog Erkundigungen über holomorfe Plastinate ein, wie ihr Vater eines, als Ohr, trug. Doch verfügte sie nicht über genügend Geld, um sie sich leisten zu können; ihr Vater hielt sie knapp. Und die Mutter, wußte sie, wäre dagegen. „Ernähr dich einfach richtig, Kind. Du hast einen schönen Körper. Gib ihm einfach, was er braucht.“ Aber mit der Mutter sprach sie sowieso kaum, indes sie den Vater, dem erotisches Aussehen völlig egal war, mit solchen Eitelkeiten nicht belästigen wollte.
Am unangenehmsten war, daß die Brüste, als sie so schlaff geworden, aus ihren Spitzen Sekrete abzusondern begannen, die Stilleinlagen nötig machten. Michaela ahnte durchaus, daß dieser Widerstand des Körpers ein Muttererbteil war. Sie nannte es den Saft: „Jetzt hab ich diesen Saft schon wieder!“ Stets vor dem Follikelsprung. Sie konnte den Kalender danach lesen. Einen halben Monat später rann das Blut.
Ging mir direkt ins Fleisch, diese Passage. Da steckt sie nun wie ein Skalpell.
Die Kehrseite, Frau Phyllis. Ihres >>>> Fettbergs. Jedenfalls eine. Ich gratuliere Ihnen zu der verlinkten Rezension. Der Roman hat sie verdient.