Sie schliefen beinahe alle. Cordes und sein kleiner Junge in der Schönhauser Allee auf dem Hochbett, die Zeuner in ihrem Friedenauer Luxusgemach. Dr. Lerche in Potsdam, sogar Hans Deters war bei der SIEMENS/ESA, Wiesbaden, auf dem Stuhl eingeschlummert. Beutlin lag in dem kleinen Ruheraum, der gleich links vom Flur abging. Alleine Kignčrs wachte immer wieder stöhnend auf; er hatte Blutträume gehabt, abermals. Im Geäst der Insomnie schmetterte der Sittich. Anders als Goltzens KaliTräume, die auch lockten, war Kignčrs der Albdruck nichts als furchtbar. Saß aufrecht im Bett, rang nach Atem, die Augen noch geschlossen. Manchmal riß er sie auf und hielt sie gewaltsam offen, nicht selten mit zwei Fingern, je, bis ihm die Sukkuben aus den Wimpern fielen. Rinnsale Schweißes liefen ihm von den Schläfen.
Dieser harte Mann.
>>>> Argo 271
Argo 269 <<<</
Dieser harte Mann.
Wie eine Metastase hockte der Ostkrieg in ihm drin und metastasierte. Überdies zehrte ihn die Trinkerei aus. Wie in allen, die den Wohltaten des Alkohols opfern, hatte sich dort, wo der Balkon war, auch Kignčrs hinter den Altar, der für ihn sein Schlaf war, eine in sein dauerndes Halbwach glühende Apsis gehöhlt. Hoch und dreischiffig, quasi, war sie, die Fenster aus fahlem, pergamenten wirkendem Glas in blassen, dennoch fieberigen Farben, fiebernden, voll der kunstvollen Martern, aber belebt, denn die Figuren bewegten bisweilen grausam den Arm. Ein Tod schwang die Sense, die er nur hob und verharrte, und rief man hinein, gab es kein Echo. Der Laut drang in die Poren der Bilder und blieb da. Ein Auge schloß sich und ging wieder auf, nun unentwegt den Mann bestarrend, der hin und her sich im Bett wälzte, den Sittich auf dem queren Holz des Kopfgestells. Da pochte der und pochte, bis es Morgen würde.
Wir können auf den nicht mehr warten, mühen uns auf. Und wirklich, die Apsis verschwindet. Nun ist da wieder nur Balkon und vor ihm karg das Zimmer, in dem wir schwankend suchen. Die Flasche auf dem Tisch war aber längst geleert. Zwei weitere Flaschen liegen ausgetrunken am Boden. So daß sich Kignčrs, da war es halb vier in der Frühe, auf die Straße flüchten mußte, aus der kleinen Wohnung hinaus das Treppenhaus hinab. Bevor ihm, hätte er sich zurück in sein Bett gelegt, erneut diese Apsis erschien.
Wir können auf den nicht mehr warten, mühen uns auf. Und wirklich, die Apsis verschwindet. Nun ist da wieder nur Balkon und vor ihm karg das Zimmer, in dem wir schwankend suchen. Die Flasche auf dem Tisch war aber längst geleert. Zwei weitere Flaschen liegen ausgetrunken am Boden. So daß sich Kignčrs, da war es halb vier in der Frühe, auf die Straße flüchten mußte, aus der kleinen Wohnung hinaus das Treppenhaus hinab. Bevor ihm, hätte er sich zurück in sein Bett gelegt, erneut diese Apsis erschien.
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Ich korrigiere das noch nicht. Bin mir aber nicht sicher, ob ich das letzte Wort des Abschnitts nicht im Irrealis fassen sollte – entweder “erschiene” oder, um sehr deutlich zu sein, “erschienen wäre”. Noch kommt mir das indikative “erschien” nötig vor, weil es die quasi reale Erscheinung unterstreicht.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mich das als Leser einen Dreck interessiert.
Vielleicht präsentieren sie der Offentlichkeit einfach das, was Sie nach langer Überlegung entschieden haben.
Aber vielleicht bin ich ja hier im Workshop “Selbstfindung durch Schreiben” gelandet. Was ja nicht schlimm wäre: “Jedem Tierchen sein Pläsirchen”
Aber eigentlich hatte ich “Literarische Blogs” gegoogelt. Naja.
@Beiläufiger. Wir kennen uns gut, nicht wahr? Immer wieder interssiert Sie hier “einen Dreck”, was Sie auch gar nicht verstehen. Und kommen deshalb immer wieder, um Ihr NichtverstehenKönnen als Gabe auszugeben – bzw. Ihre Mißgunst. Wissen Sie, Sie tun mir eigentlich nur leid, schon weil Sie – “was Sie nach langer Überlegung entschieden haben” – immer noch nicht verstanden haben wollen, worum es in Der Dschungel eben a u c h geht: künstlerische Prozesse erkennen zu lassen, an denen sich Leser beteiligen können. Bei einem schon herausgebrachten Buch haben sie diese Möglichkeit nicht.
(Selbstverständlich erkläre ich nicht Ihnen das, der Sie sowieso an dieser Ihrer Mißgunst hängen, sondern Lesern, die sich zufällig auf Ihren Kommentar verirren. Das rechtfertigt es, ihn nicht zu löschen.)
Huch. Sie scheinen von einem Schwarm Ähnlicher verfolgt zu sein.
Naja, originell war ich noch nie.
Bin aber in diesem Fall neu hier und kein “Wir kennen uns gut, nicht wahr?”
Den Schwarm kann ich aber gut verstehen.
Ihre Fremdzuordnung macht (mir aber Sorgen ..sagen wir es lieber literarisch:) mich befremdlich.
“Wie in allen, die den Wohltaten des Alkohols opfern, hatte sich dort, wo der Balkon war, auch Kignčrs hinter den Altar, der für ihn sein Schlaf war, eine in sein dauerndes Halbwach glühende Apsis gehöhlt.”
Ich verstehe nur zu gut, dass ‘jenseits der Bouteille viel nicht da ist’ (Lichtenberg), aber der Satz ist keiner & sollte er noch so sehr verweisen.
…dem Altar?
(Beim Lesen des Satzes habe ich einen Balkon im Auge – das tut weh, Herr Herbst.)
@Walhalladada. Das löst sich sehr einfach: Wie in allen, die den Wohltaten des Alkohols opfern, hatte sich dort, wo der Balkon war, auch Kignčrs hinter den Altar, der für ihn sein Schlaf war, eine in sein dauerndes Halbwach glühende Apsis gehöhlt.Ich nehme mal ein bißchen Nebensatz heraus.Wie in allen (Alkoholikern) hatte sich dort, wo der Balkon war, auch Kignčrs eine glühende Apsis gehöhlt.Klarer? Das Problem löst sich über den Namen Kignčrs, der hier Dativ ist: “hatte sich i h m hinter den Altar eine glühende Apsis gehölt.” Ihm entspricht für ihn, d.h.: in seiner fiebrigen Halbwachens-Wahrnehmung.
Sie bekommen den Satz – mit den über das doppelte “war” symmetrisch eingefügten Nebensätzen – leicht in den Kopf, wenn Sie erstens den Dativ sehen und zweitens rhythmisch lesen, also laut.
Leser, die bei dieser Stelle im ganzen Text angelangt sind, stutzen nicht mehr bei dem Namen und können ihn darum auch leichter im Dativ denken, als jemand, der mit dem Personal unvertraut ist. Aber Ihre Bemerkung ist gut, weil ich vielleicht doch den Satz etwas simplifizieren werde. Mal sehen. Danke jedenfalls.
@Beiläufiger und Schläfriger (treffendere Attribute zur Selbstbeschreibung werden Sie sicher im Rahmen einer umfassenden Therapie finden)
Gerne würde ich Ihnen eine systemische Troll-Behandlung anbieten, doch bin ich leider z.Zt. ausgebucht. Bei Interesse kann ich Ihnen aber Kontakte vermitteln zu zertifizierten Troll-Beratern, die Ihnen dabei behilflich sein können, Ihre nicht ungewöhnlichen, aber sicher doch quälenden Probleme in den Griff zu bekommen.
@MelusineB. Den Schläfrigen habe ich gerade gelöscht; schade, ich sah Ihre Antwort zu spät, bin einfach gerade aber nicht mehr von meinem Kater, sondern von >>>> Sellars Inszenierung der Matthäus-Passion abgelenkt. Unfaßbar schön. Endlich lerne ich, diese Musik zu verstehen. Das ist ein Prozeß der Verinnerlichung, vielleicht sogar immer. (Im Link um 22.40 Uhr erzählt.)
Ja – ich kann es ahnen, (aber nur das – über die integrierten Lautsprecher am Laptop. Ich beneide Sie um Ihre Ausstattung!)
Diese Musik zu verstehen, kann ich nicht hoffen. (Dafür ist es zu spät wie für manch andere Gnade…). Aber ich kann Bach h ö r en und f ü h l e n. Das ist auch etwas. Für mich muss es genügen.
(Ich war so lange nicht mehr in der Philharmonie, denke ich gerade. Als mein Freund noch in Berlin lebte, gingen wir manchmal zusammen. Hier ist kein Konzerthaus mit so einer Akustik. – Und keines, wo Simon Rattle oder Kent Nagano dirigieren…)
Liebe Grüße und gute Besserung
M.
«Wie eine Metastase (…) und metastasierte»? Sicher?
@brsma. Ja.