Die Vorhänge der Wirklichkeit (1). Daniel F. Galouye. Erste Überlegung und Skizze.

Wie geh ich’s also an? Abgesehen davon, daß das Honorar zu knapp ist, um gedeihlich mit Profisprechern arbeiten zu können, wobei ich ohnedies wieder auf „mein“ Team zurückgreifen möchte, aber eventuell noch Quasthoff fragen werde, will ich abermals kein dokumentarisches „Feature“ bauen – ich verstehe darunter eine faktische Klang-Reportage -, sondern etwas, das erneut einer „Radio-Fantasie“ am nächsten kommt, ohne daß aber auf faktische Daten verzichtet wird.
Nun sind es sehr viele Bücher, bzw. Stories, von denen hier erzählt werden soll, wobei ich es ablehne, über sie zu erzählen; vielmehr sollen sie von sich aus erzählen: als täten sie’s selbst. Hinzu kommt, daß biografische Details des Autors ohnedies nur spärlich zur Verfügung stehen, bzw. für das Poetische recht unergebig sind. Was wichtig ist, ist in drei Minuten erledigt. Will sagen: ein biografischer Interpretationsansatz schließt sich von vornherein aus, anders als bei dem schillernden Philip K. Dick, über den ich schon vor acht Jahren ein Hörstück geschrieben habe. Jedenfalls bedeutet die Quellenlage, daß es keinen „Fluchtweg“ aus der Erzählung in die „Personality“ gibt. Imgrunde, literarisch, ist das ein Idealfall.
Also Szenen aus den Büchern collagieren, angereichert allerdings mit Eigenem, das ich aus der Anderswelt-Poetik abziehen werde. Zum Beispiel ein Spaziergang, Unter den Linden entlang bis zum Brandenburger Tor, da hindurch und drüben in den Retiro. Auf dem Weg, gleich nach The Westin Grand, erhebt sich ein Gründerzeitgebäude, worin heute die Stiftung für elektronische Reizung des Gehirns (das sogenannt SERG) residiert, die ich, eine Erfindung Galouyes, zu einer Unterabteilung >>>> Max Plancks machen werde; das Institut hat tatsächlich, aber am Hausvogteiplatz, >>>> eine Dependance ganz in der Nähe. Was paßt. Eventuell werde ich sogar gerade sie zum Institutssitz machen (und ein paar O-Töne aus den Räumlichkeiten ziehen). So verbinde ich Galouyes Fiktion mit zeitgenössischer, ja unmittelbarer Wirklichkeit. Das würde vor allem zu dem Roman Simulacron Drei passen. Für den werde ich aus Kostengründen meine Idee nicht umsetzen können, aus Faßbinders Filmton zu zitieren – oder ich muß es so machen, verfremdet, daß es keiner erkennt. Wär dann aber witzlos. Wiewohl ich Löwitschs Stimme schon gerne drinhätte. Na, mal sehen.
Jedenfalls kopiere ich nun sämtliche Exzerpte aus den Büchern, gemischt mit meinen Überlegungen Einfällen, direkt in den Entwurf des Typoskripts, nehme die Quellenangaben weg, bzw. verschiebe sie in Fußnoten und lasse alles erst einmal, nur durch Absätze getrennt, aber noch keinen Sprechern zugeordnet, als Fließtext stehen. In den schreibe ich erste Anweisungen für Klänge hinein, worunter ich sowohl O-Töne, also Aufnahmen von Straßen, Räumen, Menschenstimmen usw., also auch Musikideen verstehe, die ich ja diesmal, am Cello, selbst umsetzen will.



>>>> Galouye 2

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