14. Februar 2025
Karlsruhe
“Briefe nach Tiest”
ANH erzählt und liest
Circus 3000, Alter Schlachthof 13a, 19 Uhr
18. Februar 2024
Berlin
In der Reihe “Das Werk” des Literarischen Colloquiums (LCB)
Eine ANH-Werkschau. Mit ANH und (Moderation noch nicht klar).
LCB, Am Sandwerder 5,
Berlin-Wannsee, 19 Uhr
Zu Friedrich Nietzsche und der hohen Kunst, Gedanken s c h ö n zu formulieren.
Drunten ist die Quelle!
Laß die dunklen Männer schrein:
„Stets ist drunten – Hölle!“
Die fröhliche Wissenschaft,
Vorspiel in deutschen Reimen.
Ich bin jetzt sechzehn oder siebzehn und habe soeben Gustav Mahler entdeckt, den nun tatsächlich ohne einen Hinweis. Sondern, weil ich nicht eigentlich Geld zur Verfügung habe, und was ich habe, das klaue ich meiner Mutter vermittels einer langen Pinzette nicht ohne einbrecherisches Geschick aus ihrer selbstverständlich stets zugeschlossenen Kasse – man muß nicht eigens erzählen, und es gehört hier auch gar nicht hin, denn es ist ja nicht – noch nicht – Literatur, geschweige prägende, von der hier die Rede… – daß sich daraus in von nun an nicht mehr sehr unabsehbarer Ferne eine Katastrophe nur dann nicht unvermeidlich zusammengeballt, hätte sich meine Leidenschaft für damals im Epochensinn tatsächlich klassische und spätromantische Musik, sowie für die Bücher und mein eigenes Schreiben weniger obsessiv gestaltet. Jedenfalls fand ich auf einem meiner Grabbeltische, die ich längst nicht mehr nur für Bücher frequentierte – für alle Zeit in Erinnerung: Das Besondere Taschenbuch,
All das fand ich auf dem Grabbeltisch und ebenso in den Grabbelkisten, frühe Form des Modernen Antiquariats, darin ich billige LPs erstöberte, teil ohnehin billig aufgelegt, etwa von EUROPA, teils schnellstens heruntergesetzt, weil es niemand wollte. Da geriet mir dieses hier zwischen die Finger:
Nun indes, im Fall der Ersten Mahlers, überwältigte es mich. Ich kann kaum, mit welcher Macht mich die Musik ergriff, beschreiben; zum ersten Mal seit Verstreichen meiner Kindheit hatte jemand den vergötterten Tschaikowski ablösen können, und zwar in einem Nu. Ja, Mahler warf ihn einfach vom Pult, so daß ich Jahre brauchte, um ihn wiederzufinden. Dabei hatte ich ihm gerade noch die erste Kurzgeschichte geschrieben, die ich bis heute ernstnehme: mein opus 1, das seinerzeit noch „Die Sache mit Kark-Jonas“ hieß und nach vielen Über- und Bearbeitungen Jahre später zum ersten Blumenstück im>>>> Wolpertinger wurde, wobei „Blumenstück“ als Bezeichnung von Jean Paul übernommen ist, den ich wiederum eben Mahler verdanke.
Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr ich mich.
Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse:
Flamme bin ich sicherlich!
Wobei ich, übrigens, meinen Zarathustra tatsächlich bei einem Antiquar erwarb, in der Ausgabe eines Berliner Verlagshauses Bong ohne Angabe des Erscheinungsjahrs, gedruckt in der mir vertrauten Typographik der alten Tarzan- und meiner Bände Kapitän Marryats, auf den ich auch noch kommen will. Dennoch hab ich den Zarathustra nie gemocht, weil er Nietzsches schneidend klaren Stil, dem sein Denken analog ist, ja es folgt aus ihm – weil er diesen Stil nach Art einer Bibel-Travestie entzweibricht und fast nur ein zugleich predigendes wie gewaltbereites Pathos übrig bleibt, das ich mit dem Nationalsozialismus schon damals verband. Es findet sich auch in einem anderen Buch, das in diesen Kontext gehört und mich lebenslang beschäftigt: Antoine de Saint Exupérys „Citadelle“, Die Stadt in der Wüste.
Die Stadt in der Wüste, 417.
Auffindungen Mich bewegen Ihre Tauchgänge in die Erinnerung an die Literatur und die Musik der frühen Jahre sehr. Auch freilich, weil ich dabei bemerken muss, dass die eigene Sozialisation in diesen Dingen ganz so eigen nicht ist, denn Ihre Auffindungen ähneln so manchen der meinen doch wie Brüder und Schwestern.
Schön aber, sehr schön, dass sich Ihnen so viele der alten Exemplare noch erhalten haben. Ich habe sie auf dem Weg zum heutigen Tag mit wenigen Ausnahmen alle verloren und musste sie, so es möglich war, später neu erstehen. Was natürlich dazu führte, dass da jetzt so manches ungelesene Buch im Regal wartet, obwohl sein Inhalt sich bis heute eingeprägt hat. Grüße!
@Gogolin. Dank Ihnen! Ja, ich bin auch froh darüber, daß so vieles erhalten blieb – wobei einiges davon jetzt, weil ich’s aus Überschwang vererben möchte, also das Erleben daran, davon und damit, in den Bücherwüsten meines Jungen verschwindet und verschwunden ging, ohne daß es Ähnliches auslösen würde wie seinerzeit in mir. Woran wir auch merken können, wie sich die Zeiten verändern und ihre Bedürfnisse, einerseits; andererseits, wie vieles, das damals noch ungenutzt war, sich unterdessen hat vereinnahmen lassen, und nicht zum besten der Bücher. Darauf werde ich u.a. >>>> heute zu sprechen kommen, sowie, wegen eines neueren Falles, wohl auch morgen. Wozu ich noch nichts sagen möchte, um dieser Serie auch ein Moment der Überraschung zu gönnen – ihr selbst, doch mehr noch denen, die sie lesend begleiten.