Waschtag mit Sommer. Das Arbeitsjournal des Sonnabends, dem 17. Dezember 2011. Schnee ist nicht in Sicht.

5.45 Uhr:
[Arbeitswohnung. Gluck, Elena & Paride.]
Waschtag (DDR-Deutsch: „Tag der Wäsche“); ich hoff allerdings, daß es beim frühen Vormittag bleibt. Viel diesmal, wenigstens fünf Maschinen. Nach dem Latte macchiato und der Morgenpfeife will ich gleich los, um dort zu den ersten zu gehören oder überhaupt der erste, na sowieso, zu sein. Sonnabends immer etwas heikel, ich will nicht auf freie Maschinen warten
Brossmann, der, wie er erzählte, eigens noch >>>> zur Rusalka kommentiert hat, was mir entgangen ist, kam nachts um elf und ging kurz nach eins; um Viertel nach fünf bin ich hoch, aber ein bißchen verlangsamt: wir haben ganz schön was hinweggeschluckt, also vor allem ich, weil ich auf dem Nachtweg vom Am Terrarium an dem Lädchen vorbeikam, in dem es Frankfurter Äpfelwein gibt; ich brauchte für nachher Kleingeld, um es in die Automatenschlitze zu werfen; es ist sowieso schwer, sich in der Gegend Kleingeld wechseln zu lassen, wie aber erst um sechs oder halb sieben… – Mir war nach heißem Äpfelwein, den man in Frankfurt wie Glühwein zubereitet, mit Nelken, Zimt, Zucker. So machte erst ich allein, dann mit B die Flasche leer, den Inhalt erst in einem Topf erhitzt. Danach kam der „normale“ Wein. In Kombination mit wenig Schlaf ergibt das die Formel für einen sanften Kopfschmerz; bei mir jedenfalls ist die Gleichung aufgegangen.
Also die Jeans an gleich, Mantel über, den gestopften Rucksack auf die Schultern wuchten, gesondert die Bettwäsche dranfixiert und auf dem Fahrrad durch den Regen: leider schüttet es immer noch. Auf weiße Weißnachten keine Aussicht, bestätigt leider auch >>>> wetter.de.
Wenn die Maschinen laufen, komm ich erst mal wieder her. Sowas für eine Stunde. Danach wieder hin, für die Trocknerei, der sehr viel weniger Maschinen zur Verfügung stehen als dem Gewasche; um so wichtiger die Frühe. Das wird der eigentliche Zeitaufwand, zumal ich mich bei diesem Wetter nicht nach draußen auf die Bank setzen und vor mich hinpaffen kann. Aber lesen werde ich:>>>> Tobias Sommer, Dritte Haut, ff.

Gutes Buch, um von seinem Anfang auf den Fortgang zu schließen. Ich werde drüber schreiben. Erwähnt hab ich es schon mal. Wobei mir einfällt, daß ich auch die Rezension >>>> zu Gogolins großem „Calvinos Hotel“ noch immer nicht geschrieben habe; das ist noch mal ein anderes, ein europäisches Kaliber.
So. Einhalt des Schwatzens. Guten Morgen.
Und um 17 Uhr treffe ich >>>> meine Impresaria Stang. Davor, auf jeden Fall, Weiterarbeit am Jungenroman II.

7.08 Uhr:

Erstmal zurück; ganz der erste war ich doch nicht. Aber immerhin sind‘s nun nicht fünf, sondern nur vier Maschinen geworden. Vielleicht hab ich sie zu sehr vollgestopft.

Mal sehen.
Ich will was zum Grazer Literaturverlag Droschl schreiben, aber getrennt, nicht hier drin. Es soll ja auffallen.
Moment, die Pavoni zischt mich für den zweiten Latte macchiato herbei.

Zweiter Latte macchiato, Glucks Helena, zweite Morgenpfeife, für sie schon den Tabak von Motzeks >>>> Morgenmischung zu >>>> Morning 1975 gewechselt, während mein „eigentlicher“ Tabak >>>> Herbst 84 heißt; das mit „Herbst“ ist restlos keine Erfindung. Ich mach hier „unheimlich“ gerne Werbung für Herbert Motzek, erstens wegen der hohen Qualität seiner Tabake und weil ich es zweitens genieße, nix von geschädigten Spermien schreiben zu müssen oder von alternder Haut und den Lebensgefahren, die unser Leben birgt. Selbstverständlich mache ich keine Werbung, bewahre! das wäre ja unrechtmäßig… nein, ich empfehle Ihnen, dort zu bestellen – das aber unbedingt -, also sofern Sie Pfeife oder Zigarre rauchen. Zigaretten bekommen Sie >>>> da nicht. Empfehlungen, so unbedingte, sind etwas anderes als Werbung, für die man zudem bezahlt werden würde. Das werden Sie einsehen, gell? Werd ich nämlich nicht.
Außerdem habe ich mich getäuscht: Es ist wirklich bereits ein bißchen was los an der Ecke Gdansker/Eberswalder Schönhausen. Und weil es tatsächlich nicht mehr schüttet, sondern nur noch tröpfelt, werd ich mich vielleicht gleich beim Trocknen der Wäsche, um feuchtzuwerden, an die Tischchen vor dem Backshop stellen. Darf dann aber für das Buch die Taschenlampe nicht vergessen.

Imgrunde sind Waschsalons ideal für mich; denn selbst, wenn ich hier eine eigene Waschmaschine hätte, wüßte ich doch gar nicht, wo die Wäsche getrocknet werden könnte, zumal… der Ofen… und meine eigne Qualmerei… Nee, ischon (sagt der Bremer) gut so. Also zum Freimaakt, also Droschl. Wie geschrieben: getrennter Text.

9.12 Uhr:
[Arbeitswohnung. Gluck, Alceste.]
Fertig und gestopft:

Ich weiß, Sie wissen es zu schätzen, wenn ich Ihnen solche Bilder einstelle – beweisen sie doch, daß ich realistischer Dichter, nicht etwa Eskapist bin. Wahrscheinlich stelle ich mich der Wirklichkeit nachdrücklicher als irgend ein sozial bewegter, gesellschaftsrelevanter Autor, dem indes das Weibchen die Butterstullen schmiert; das mein ich im übertragenen Sinn realistisch.
Hab mich soeben entschlossen, da sowieso die Wäsche noch eingeordnet werden muß und die Wäscheregale, die an der Flurwand angebracht sind, vorher geordnet werden müßten, die Wohnung insgesamt in Schuß zu bringen: also aufzusaugen, den gröbsten Staub wegzuwischen und vor allem die Wohnung einmal naß aufzufeudeln. Der Kachelofen hat seinen Preis. Winters meint das schwarze Fußsohlen – Sie wissen ja, wie ich zu meinen Füßen stehe. Und wenn ich sowieso schon mal dabeibein… (aber erst mal trink ich den Latte macchiato von vorhin aus, rauche meine Pfeife zuende und tippe dabei den Text zum Droschl-Verlag. Ob ich ihn dann schon einstellen kann, weiß ich aber noch nicht. Schließlich soll er gemein sein, und so etwas muß sitzen).

12.25 Uhr:
[Schubert, Winterreise (Quasthoff, – ja, der, den ich gern als Sprecher der AEOLIA gewönne).
Fast fertig. Der Küchen- und des Toilettenräumchens Boden muß noch trocknen, sonst kann ich nicht weitermachen. Muß ich also was tippen. SehnSe, so denk ich an Sie.
Jedenfalls kann ich gleich & endlich die Wäsche einräumen. Unter die Dusche sodann, darauf der Mittagsschlaf, danach ein wenig Jungenroman II und wiederum danach ab ins Einstein Kurfürstenstraße.
War übrigens noch nicht in der Stimmung für Gemeinheiten.

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