6.39 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Latte macchiato, Morgenpfeife. War gestern abend d o c h ’n büschn v i e l Bier, wenn ich mich heute früh mal so anfühle. UMBRUCH. Eigentlich Leerlauftag (könnte denn ein Lesetag werden), weil Die Fenster von Saint Chapelle jetzt erst morgen lektoriert werden sollen, nicht, wie geplant, war, heute. Geh ich jetzt wieder an den Jungenroman, fall ich da morgen abermals raus. Vierzehn Tage habe ich noch. Gut, es gab wegen der Verlagsvorschau ein paar Fragen und Bitten, die ich heute beantworten und erfüllen kann. Und ich werde den Text heute noch einmal ganz lesen, um alles wieder parat in die Antichambre des Kopf zu kriegen; dabei werd ich dann schon die kleinen Korrekturen vornehmen, um die die Freundin meines Jungen gebeten hat: etwa die Dialoge in mehr wörtliche Rede umzubauen. Immerhin sind die Bamberger Elegien fertig; der nächste Schritt wird sein, mein eigenes Handexemplar des fertigen Buches entgegenzunehmen. Übrigens hab ich tatsächlich noch ein Hotel in Leipzig bekommen, das sogar sehr stadtnah liegt, was wichtig für die Nächte ist, und zwar so u n d so. Wobei eventuell auch die Löwin hinfahren will, aber sie müßte dann, sagte sie mir auf der Terrasse, einen wichtigen Kuratoriumsjob absagen, „außerdem bist du mir da von zu vielen neugierigen Menschen umgeben; so gesehen, denke ich mir, war es sogar von Vorteil, daß ich zu deines und des Profis Fest nicht kommen konnte”. Ich will sie auch nicht drängen.
Jedenfalls… ja… ich muß eh meine Terminliste, rechts in der Spalte, revidieren und um einiges ergänzen. Das werd ich gleich als erstes tun. Seit ich wieder fast nur noch Pfeife rauche, hat das häßliche Husten, übrigens, aufgehört, mit dem ich in der letzten Zeit durch die Tage gegangen bin. Das hatte mich durchaus nervös gemacht.
Was nehm ich für Musik? – Ah., das ist prima:
Rhapsody für Trompete, Schlagzeug und Orchester.]
Und ich brauch den zweiten Latte macchiato. Um 17 Uhr wird mein Junge herkommen und mag heut hier auch schlafen.
10.48 Uhr:
[>>>> Křenek, Orpheus & Eurydike.]
Na, das war ’ne ziemliche Friemelei, die neuen Termine übersichtlich auf Reihe zu kriegen; jetzt stehn sie aber drin rechts in der Spalte. Weitere werden sicher folgen, da wird einiges noch dazugebacken momentan. Vor allem steht die Berliner Premier der Bamberger Elegien noch nicht fest; eine ebensolche hätte ich gerne in Köln und Düsseldorf, aber das Rheinland ist für mich nach wie vor genauso zugesperrt wie Bayern (zu dem ich Franken nicht zähle), wobei immerhin München „in Arbeit” ist.
Schönes Morgentelefonat mit Wien geführt; die Löwin will auch dort mal schauen wegen der Elegien. Ich meinerseits werde in der Alten Schmiede anfragen, wo ich ja schon einige Male war.
Also weiter. (Die vergangenen zweieinhalb Tage in Kenia kommen mir grad wie ein Traum vor, den ein so gütiger wie wohlwollender Ariel angerührt und mir eingeflößt hat.)
16.23 Uhr:
Tief zu mittag geschlafen, bis drei, dann den Espresso zur Bemunterung, und nun habe ich mir doch bereits wieder den Jungenroman vorgenommen; während ich lese, lege ich schon mal Spuren. Auf die sollte man, glaube ich, bei einem Kinderbuch mit derselben Präzision wie bei einem für „Erwachsene” achten.
16.59 Uhr:
Die Giono-Diskussion ist ziemlich spannend. Ich habe eben noch einmal, als ergänzende Replik, >>>> ein längeres Zitat dort dazugesetzt. Manchmal bringt mich so etwas aus dem Fluß meiner anderen, eigentlichen Arbeit heraus, manchmal aber tunkt es mich nur noch tiefer hinein.
Der Löwin Sehnsucht wächst schneller, als Ariel rühren kann
@Löwin. Der hat schon ein ganz rotes Gesicht von der Anstrengung.