Eitelkeit & Trauer: Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 5. November 2010. Sowie Vergil.

9.50 Uhr:
[Arbeitswohnung. Wagner, Tristan & Isolde (Solti).]
Sitze an der Überarbeitung der Kleinen Blogtheorie für Ebook und Buch. Aber ich würde heute auch noch gern die Rezension zum >>>> Cabrera Infante schreiben. Ungewiß, ob ich das schaffen werde. Denn nachmittags hol ich die Zwillingskindlein von Barenboims Musikkita ab; ihre Mama ist bis heute abend unterwegs. Nachts dann einmal wieder, vielleicht, in >>>> die Bar.
Ich ginge gerne >>>> darauf ein , poetisch und poetologisch. Das wäre sogar einen eigenen Beitrag in der Kleinen Blogtheorie wert, die unterdessen, nach Typoskriptlage, weder eigentlich „Theorie” noch gar klein ist: auf, schätze ich, 300 Seiten wird das Buch kommen. Mir ist mittlerweile der Titel unklar; „Kleine Theorie des Literarischen Bloggens” eignet sich allenfalls als Untertitel, bzw. Gattungsbezeichnung. Um aber die alte Idee des >>>> DSCHUNGELBUCHs wieder aufzunehmen, sind in dem ausgewählten Text zu wenig erzählerische Momente; abgesehen davon, will ich ja eine Auswahl der >>>> PARALIPOMENA in Buchform gesondert publizieren. Die Dschungel ist ein riesiger Steinbruch.

Zu spät aufgewacht, erst um halb sieben. Meinen Jungen versorgt und noch eine Kartenrunde mit ihm gespielt, bevor er zur Schule loszog. Nachts erhielt ich übers Kontaktformular die folgende, für, fürchte ich, viele Leben bezeichnende Nachricht:
es ist über 10 jahre her…und ich suche und finde Sie immer wieder…………….das ist nicht gut…….wie geht es Ihnen ??? ……. ich vermisse Sie!
mit Ihnen habe ich das geilste in meinem ganzen leben er- und -gelebt………heute ist alles weg…ich hab nicht mal mehr blümchensex… war ich das wirklich damals? wo ist das alles geblieben?

Es gefällt meiner Eitelkeit, so etwas zu lesen. Aber es macht auch furchtbar traurig. Wie viele Leben versagen! Und schriebe man, vielleicht, ein solches eines Tages a u c h?

14.04 Uhr:
Der Mittagsschlaf muß heute ausfallen. Josefine schrieb abermals. Wenn ich >>>> Vergils nicht unberechtigte Vorhaltung lese, gerate ich in weiteren Zweifel. Da >>>> wir uns neulich wiedersahen, ein zweites Mal sogar, ist er vielleicht zu einem persönlichen Gespräch bereit. Wir schätzen die Dinge verschieden ein, und ich glaube auch nicht, daß er, der auch nicht wesentlich älter ist, wirklich mehr Erfahrung hat als ich; aber seine Vorstellung von Verantwortlichkeit kommt mir nahe. Möglicherweise ist auch er ein Vater, was wiederum ich, damals mit Josefine, noch gar nicht gewesen bin. Das könnte er mir voraushaben: also Zeit. (Wahrscheinlich liest er hier mit; bei Interesse, Vergil, können Sie sich ja über >>>> das fikionäre Kontaktformular melden, da umgekehrt ich keine Adresse von Ihnen habe).

Bis TS 36 oben mit der Bearbeitung der Blogtheorie gekommen; das schleppt sich gerade mal wieder. Ich will noch ein Stückchen weiterkommen, bevor mein Junge hier sein wird, um mit mir Kartofelpuffer zu verspeisen. Danach gleich muß ich zur Kita los.

2 thoughts on “Eitelkeit & Trauer: Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 5. November 2010. Sowie Vergil.

  1. Eitelkeit. Damit ist es so eine Sache, Herr Herbst. Vor allem in BDSM-Zusammenhaengen. Ich lese aus der Mail Ihrer ehemaligen Sub, dasz Sie moeglicherweise der allererster Herr gewesen sind, der sie erzogen hat. Oft ist es so, dasz so einer das fuer immer bleiben wird, lebenslang. Neulinge machen sich davon keine Vorstellung. Deshalb passieren Fehler, die aber nicht passieren duerfen. Denn es geht um Menschen und nicht um Kaninchen im Labor. Ein Herr hat sich dessen bewuszt zu sein.
    Ich lese aus der Mail Abhaengkeit. Wahrscheinlich haben Sie die Frau damals hoerig gemacht. Ich will zu Ihren Gunsten annehmen, dasz das nicht mit Absicht geschehen ist. Viele solche Frauen, wenn sie sexuell stark devot sind, wollen in diesen Zustand auch kommen. Aber man musz als Herr wissen, ob man dem genuegen kann. Sonst wendet man das rechtzeitig ab. Nicht jedes Kaestchen, das sich oeffnen laeszt, sollte man oeffnen. In keinem Fall ist aber Eitelkeit angebracht. Und Ihre Trauer ist billig. Buchen Sie die Situation ehrlicherweise als Kollateralschaden ab und geben Sie der Frau wenigstens ein biszchen von dem, was ihr Verlangen befriedigt, soweit es Ihnen, vor allem aber ihr moeglich ist. Dafuer gibt es kein besseres Instrument als das Internet.

    1. @Vergil. Ich dachte mir schon, daß >>>> Sie von >>>> dem dort wieder angelockt würden. Sie haben lange geschwiegen.

      Aber in der Sache, selbstverständlich, haben Sie diesmal recht. Es war in der Tat die erste Devote, mit der ich gespielt habe, und es ist ein Erziehungsspiel gewesen. Ich hatte genaue Vorstellungen und hatte die Ausstrahlung, sie zu realisieren. Aber ich wußte damals nicht, was in den einzelnen Kästchen verborgen ist. Ich war neugierig und habe nahezu jedes geöffnet. Als ich, viel zu spät, merkte, worauf die Dynamik hinauslaufen würde, war es, eben, zu spät. Und ich habe das Spiel abgebrochen, auch deshalb, weil ich ganz andere Personen schützen wollte und mußte. Für vieles von dem, was ich heute weiß, ja im Instinkt habe, hat diese Erfahrung den Grund gelegt. Insofern dürfte ich nicht nur nicht eitel, sondern müßte der Frau auch dankbar sein. Trotzdem ist meine Eitelkeit erregt, und es läßt sich nicht notwendig von der Hand weisen, daß die Frau genau das auch will, ob nun bewußt oder unbewußt. Es kann sich sehr wohl um eine Spielart des “Toppens from the bottom” handeln. – Das ist das, was ich Ihnen erwidern will.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .