San Demà!, dacht’ ich gestern abend, als ich mir ein weiteres Glas Portwein ähnlichen Namens einschenkte: heiliges Morgen, obwohl Portwein mit dem Katalanischen wenig zu tun hat. Weiß auch gar nicht, ob das ‘San’ funktioniert. Ich könnte Ulpia fragen, die ja nun auch aus dem Katalanischen übersetzt. Aber mir liegt noch das buttrige Gebäck im Magen, das sie neulich hier zum Kaffee angeschleppt. Was in dieser Formulierung allerdings nicht den wirklichen Umständen entspricht. Aber in der Schleppe, die er hinter sich her zieht, ein paar Funken schlägt, die der Unwahrheit widersprechen, aber eben auch gleich wieder verschwinden.
Schuld… nein, von Schuld soll man nie reden, also: Gelegen hatte es hauptsächlich daran, daß ich inmitten einer Reim-Arbeit (um auch da wieder reinzukommen) durch ein Türklopfen unterbrochen wurde. Da stand er dann tatsächlich, F., der Römer, der so Fifty-fifty mal hier, mal in Trondheim lebt. Also ein halber Norweger mittlerweile.
Zum zweiten Mal in den letzten zwei Wochen war ich ihm nach langer Zeit auf dem Parkplatz begegnet. Denn gestern war ich gegen drei aller angestandenen und auch schon ranzig gewordenen Arbeit ledig geworden (was dennoch kam, ward getrost dem San Demà anheimgegeben) und endlich in der Lage zu handeln, heißt, mich hinab- und hinauszustürzen aus dem Tor (Es glänzt das Fest den Städten aus den Toren. Hölderlin (wiewohl sich mittlerweile nur noch Konsumfeste denken lassen)). Und er, F., der mich gleich erkannte, obwohl ich im Auto saß und fleißig im engen Raum zwischen den Autos manövrierte, kündigte dann bei heruntergedrehter (stimmt auch wieder nicht, man drückt mittlerweile einen Knopf) Scheibe an, daß er dann mal anklopfen wolle.
Er so zehn Jahre älter als ich. Aufgewachsen in Rom mit Elvis Presley und Paul Anka oder wie sie alle hießen. Wir kamen darauf zu sprechen, weil er vorhat, ein Jazz-Festival zu organisieren in Amelia für einen der Sommermonate. Ein Drei-Vier-Tage-Ding. Aber eben mit dem Jazz, der ihm, der selber Klarinette spielt, am Herzen liegt: Dixieland und solche Sachen. Mit ein paar Freunden aus Rom. Er muß das Projekt wohl schon der Bürgermeisterin vorgestellt haben, denn, so sagte er, es habe ihr gefallen. Ich war indes weniger begeistert.
Er sei zwar in Rente, aber er sei dennoch nicht untätig. Er schreibe an einem Buch. Es handle von den verschiedenen Dimensionen, wobei es bis in die siebte Dimension gehe. Und wie man sich das denken könne. Er habe damals in Rom Mathematik studiert. Und er wolle sich auch darüber auslassen, was es heißen kann, sich eine Minus-Eins-Dimension vorzustellen. Dieses Thema war gleich das erste, was er mir des Langen und des Breiten auftischte. Nein, er wolle es nicht wirklich mathematisch nachweisen. Also so ein ganz eigener Trip. Würd’ ich dann tatsächlich lesen.
Und wenn man sich nichts mehr zu sagen hat, greift man zu ausgefallenen You-Tubes oder sonstigen Tondateien. Was manchmal ein angemessenes Schweigen sein kann.
Als er dann weg war: Suppe, Tractatus-Ende und -Nachwort, Suppe, San Demà. Here I happ.
Und sich auf einen eindimensionalen Menschen zu reduzieren, heißt demnach, sich auf einen Punkt zu reduzieren, dem nichts vorausgeht und dem auch nichts folgt: .