Das einzige Bedenken, das im feuchten Frühdunkel aufkam: und wenn nun das Helle noch vorm Tiber, zu dem es abwärts geht, sich selbst als ‘weißer Nebel wunderbar’ antizipiert und Schrittempo erfordert? Und wir dann nicht rechtzeitig zum Bahnhof kommen. Und das andere Helle in unerreichbare Ferne rückt. Aber gleich außerhalb von Amelia gerieten wir unter eine Regenwolke. Wo Regen, da kein Nebel. Nur auf der Rückfahrt vom Bahnhof drei-vier Umwölkungen. Krötenwechsel zudem. Ebensoviele davon auf einem bestimmten Straßenabschnitt, aber noch im Latium, nach dem Überschreiten der Grenze zu Umbrien dann keine mehr. Dafür ziemlicher Gegenverkehr. Wahrscheinlich beruflicher. Es war noch nicht mal halb sieben. Alle Kröten auf dem Weg von links nach rechts, im Schreiten innehaltend mit nach hinten ausgestrecktem rechten Hinterbein. Das Gefühl, es sei mir eine unter die Räder gekommen, ist nicht da. Fehlte auch noch, so ein Krötenfluch.
Das Gefühl jetzt, wo ich innehalte, ich atme. Wahrscheinlich auch, weil in Kraftwerks >>>>’Tour de France’ viel geatmet wird. Liegt aber auch am Zehnstundentag. Dem nichts abzugewinnen als das zweimalige Gefühl des Fertigseins (vergessen Sie jetzt bitte Trappatoni). Abgeworfener Ballast, der den Ballon etwas steigen läßt. Nicht über die Lande indes. Nur soweit, als das tektonisch Unendliche sich in einen Moment endlichen Schwebens verwandelt. Richtig: de veerkracht. Und, wenngleich weniger verkracht als vorher, geht’s weiter. Auch wenn das Holländische etwas ganz anderes meint.
Private Anrufe erreichen mich plötzlich wieder (Anrufungen). Einer kam noch gestern abend. Wir waren über Sizilien und Araber zwar weder in die Wüste noch zu Schakalen gekommen, aber dennoch zu arabischen Poesie in Sizilien. Und hatte da was in einer Anthologie.
[Vorhin am Schreibtisch trudelten am Grunde des Weinglases noch zwei weingrüne Insektchen, jetzt nach dem Nachschenken und schon am Küchentisch fiel mir der Umstand wieder ein: es ist nur noch ein Insektchen da, also habe ich eins verspeist: prompt mußte ich husten.]
Es war der >>>>Schönwetterbauer aus dem Freiburgischen, er wolle in zwei Wochen vorbeikommen, und ich solle ihm ein Hasenkaninchen (ja doch, es lief schon damals, als er noch hier war, in die Richtung einer krassen Verwechslung hinaus), was er so nicht sagte, aber mal hieß es ‘Hase’, mal ‘Kaninchen’. Den er dann zubereiten wolle. Wahrscheinlich wieder einer seiner Amelia-Nostalgie-Attacken.
Heute Ulpia. Sie habe jetzt ein Auto. Und käme bald wieder her. Sie habe sich nach dem Preis der im Hof zum Verkauf stehenden Wohnung erkundigt. Sei erschwinglich. Müsse sie aber erst mal sehen. Mittlerweile wünsche ich mir, daß es klappt, dann wäre der Hof gerettet vor allen Inkognita. Der Rest ein nettes Plaudern.
für deine augen: sie haben keinen wert;
wie viele feinde in einem freund,
und in wieviel ruhe birgt sich ein dieb!
wie viele wohlgestaltete pferde
kommen, schwach geworden, nicht ans ziel!
wie viele kamele auf reisen – des nachts –
hält nicht zurück der schwierige weg!
so schleppt der kummer den liebenden
dorthin, wo askese und furcht sich verbinden:
unglück dem manne, den unwissenheit plagt,
dessen körper sie loben, und nimmer den geist!
fast zum fliegen taugt als flügel das geld:
aber schon hängt er lahm – nein, es bleibt kein gut:
wie viele männer voll würde in niedriger tracht!
ein schwert wird poliert, nicht der juwel.
IBN HAMDIS (geb. 1056 in Siracusa, gest. 1133 in Algerien oder auf Mallorca)
(Deutsch von mir nach der italienischen Übersetzung von F. M. Corrao und E. Sanguineti)
.
Nach wie vor. Tolles Gedicht!
A., aus den Gestaden des Lichtes.