Kurz bevor ich jetzt noch schnell zum Tabaccaio ging (“Seit über einem Jahr versuch’ ich ihn zu bescheißen, aber es gelingt mir nicht!”, er zu einem anderen Kunden, hatte zuvor etwas von acht vierzig gemurmelt und mir dann auf den Zehner sechzig Cents herausgegeben… der Zweck scheint immer darin zu liegen, die richtige Antwort hervorzukitzeln (die ich scheinbar gefunden), um das ‘ciao’ in ein – mutatis mutandis – heiteres ‘tschüß’ zu verwandeln, das zwar so nicht gesagt wird, aber mir im Kopfe dennoch hallt), eine Kontamination im Kopf aus “Je ne peux plus” und “Jennifer Juniper” von >>>>Donovan. War völlig in der Kandare in diesen letzten beiden Tage, und vermochte heute nebenbei bloß noch läppische Sonette von >>>>Trilussa im römischen Dialekt zu lesen. Allgemeine Erschöpfung. Morgen wird’s nur ‘etwas’ besser sein. Aber für den ‘ponte dei morti’ ist arbeitsmäßig (in einer anderen Weise wird samstag im Chiostro Boccarini wegen des Schinkens daran zu denken sein) schon vorgesorgt (heißt, daß Dienstag Feiertag ist: Allerheiligen (dennoch bringe ich jetzt als Laie des katholischen Kirchenjahres etwas durcheinander: der Totentag folgt auf Allerheiligen, ist aber kein Feiertag (also wäre es falsch zu sagen: das verlängerte Wochenende (‘ponte’) der Toten)).
Gestern dann der vorläufig letzte von drei Abenden mit der Freundin.
In der Zeit vor der Verabredung – ich arbeitete noch und die Tür zum Hof stand offen – fernes Gewitterblitzen ohne Donnergetöse. Eine Atmosphäre, die ich schon so als ‘sinistro’ bezeichnen würde. Zu einem bestimmten Zeitpunkt, etwa kurz nach sieben, merkte ich zwar etwas, das sich bewegte (nein, nicht wirklich), aber ziemlich rhythmisch fing der hölzerne Türrahmen, der in mein Arbeitszimmer führt, zu knarzen an. Zusammen mit dem unbestimmten Gefühl, da gehe etwas vor, was im Körpergefühl eher eine Art Vorschwelle zur eigentlichen Wahrnehmung bildete, aber dennoch dachte ich gleich an Erdbeben. Tatsächlich wackelte alles, was irgend freischwebend hing. Das Gefühl war eher eine Art Neugier. Ei schau, wie das pendelt. Und nach wie vor in der Ferne die Blitze, denen kein Donner folgte.
Es gleich zu beschreiben, blieb schon deshalb keine Zeit, weil ich ziemlich sofort die Zeitungsblättchen im Internet anklickte, wobei ich auch bald bestätigt wurde.
Es näherte sich aber die Verabredung für die Pizza bei Valda. Die Freundin hatte nichts bemerkt, anders als die Mutter der Neffen, die erst anrief und dann ziemlich bald vorbeikam (es habe ziemlich gewackelt, aber sie wohnt ja auch im dritten Stock).
Eine Wohnung hätte sie, die Freundin (wie nenne ich sie jetzt? sonst war sie in der Vorstellung und aufgrund gewisser Fotos die Brooksäugige, aber das war sie dann doch nicht mehr… vielleicht Ulpia, denn das U ist ein recht offenes Gefäß, wie ich sie ja auch empfand) gesehen, die all ihren Vorstellungen entsprochen hätte. Allein, der Mietpreis… nur 200 weniger als in Rom, nämlich 700. Fuhr aber fort, davon zu schwärmen.
Dann in der Pizzeria, wir aßen schon, gab es diesen Moment, in dem der ganze Raum anfing, nichts Lot- oder Waagerechtes mehr zu haben. Etwas, das Einen die Augen der Anderen suchen läßt. So hatte ich ein Erdbeben noch nie gespürt. Sonst immer nur unbewußte Wahrnehmungen, die es im Nachhinein erst wahrhatten, wie damals in Rom auf dem Sofa, als dieses einen Tritt von hinten bekam. Man wundert sich. Und auch das Pendeln der Dinge, die herabhängen, macht kaum Eindruck. Man konstatiert. Nicht so gestern abend in der Pizzeria.
Alles in allem drei angenehme Abende mit U (etwa, als sie anfing, eines ihrer Lieblingsgedichte von Guido Gozzano vorzulesen, und ich bloß klicken mußte, um zu meiner einst angefertigten Prosaübersetzung davon zu gelangen, mit dem Zeigefinger fuchtelnd: >>>>hier)!
Dazu >>>> dort auf SPIEGELonline. Die Trümmer also vor mir.
(>>>> Hier nur Meereswind; tagsüber dabei sonnig und warm, des morgens und abends kühl.)
Um überhaupt Trümmer zu sehen, müßte man schon in den Apennin hineinfahren, der ja hier aufhört und in die tuffsteinige Ebene Etruriens übergeht. In Rom war jedenfalls mehr Panik als hier, wie ich las. Mehr noch: hier war keine Panik. http://video.corriere.it/i-terremoti-piu-violenti-italia-1976-ad-oggi/c7542eea-9c23-11e6-aac3-b67f2733f2fe – also hier würd‘ ich sagen; dunkelgrün. Sardinien grau.
“ hier war keine Panik“: Schöner (nicht nur besser) als Sie hätte genau dies niemand beschreiben können. Deshalb alle meine Complimenti an Herrn >>>> Parallalie. Nur daß er den Holzofen vor meiner Ankunft angeheizt hat, ist böse – hingegen, ‚weil wegen‘ einer Frau (und eben für sie), höchst entschuldbar.
Die Umstände, die Umstände… die einen so manches entdecken lassen, etwa Auberginen à la Lampe im Verein mit Schinken… marabillosu!