III, 171 – Aller Unfung ist Unfug

Am besten, ich lege andere Seiten auf als die, die mit ‘tasten’, ‘Tastenanordnung’, ‘Tastenanschlag’ anfangen, obwohl sie sinnfällig wären, aber gerade diese Seiten des technischen Wörterbuchs, die mir als Armauflage dienen, fangen an, etwas zu verknittern. Also ein paar Seiten vor, wo’s losgeht mit “Triebachse”, “Triebdrehgestell” und “Triebfahrzeug”, ergo mit Triebunfug, wobei ich dreimal gerade dieses Wort neu schreiben mußte, denn dauernd kam mir ‘unfung’ aus den Fingern. Aller Unfung ist Unfug. Was zu beweisen war.
Das mit dem gestern abend noch mit der Brooksäugigen verabredeten morgendlichen Caffè wurde erst gegen Mittag etwas. Fast dacht’ ich schon, sie seien stikum abgereist. Wollten, als sie schließlich mit ihrem ‘compagno’ auftauchte, zur Bar, noch einen Caffè trinken. Die aber war zu. Montags geschlossen. Stattdessen wurden wir aufmerksam gemacht auf die in den Kübeln am Platz frisch gepflanzten Blumen: Alpenveilchen. Ciclamini. Eine ältere Frau aus der Nachbarschaft: Man habe Geld dafür gesammelt (zu mir ist indes niemand gekommen).
Ninno kam auch noch dazu. Alles in allem zwei redselige Gestalten. Ein halbes Stündchen hätte das gemach so weitergehen können. Und die Römer mußten zu einer Verabredung mit einem Immobilienfritzen, der Caffè durchaus noch getrunken werden.
Also Pianeta Verde. Abermaliges Hindernis. Einer der Oberübersetzer und -dolmetscher Norwegens (dolmetschte auch beim Brejvik-Prozess für die Presse (obwohl er nicht sehr mitteilsam war, als ich ihn vor ein paar Jahren mal danach fragte)) betrat den Laden. Hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen, obwohl er hier eine Wohnung für ein paar Wochen im Sommer hat und eigentlich regelmäßig herkommt. Die römische Freundin und Kollegin machte nur noch Brooksaugen. Übersetzer unter sich. Sonst hockt man ja nur in seiner jeweiligen Höhle. Ich fürchte und hoffe, das wird was mit dem Herzug.
Während des Gangs zum Örtchen vorhin: una vita che non conosce momenti in cui uno si stupisce (diventando all’improvviso stupido) non è vita. Sie haben ein Recht darauf, mit dem Kopf zu schütteln. Vielleicht käme es ja noch besser mit wohlgesetzten Schriftzeichen (eine Art chinesischer Schönmalerei ohne allen Schatten Eichendorff, Erlebtes (sehr interessant dieser Blick aufs beginnende 19. Jahrhundert, also der Text insgesamt, weil es ihm an gut beobachteter Soziologie nicht fehlt (ansonsten eine Reminiszenz der heute im ‘Traum der Roten Kammer’ gelesenen Seiten:

Wie er nun so saß und bei seiner Lektüre gerade an die Stelle kam, wo von dem ‘fallenden Rot, zu Haufen geschichtet’ die Rede ist, fuhr zufällig ein jäher Windstoß in die Zweige und ließ über ihn und sein Buch einen dichten Blütenregen herabrieseln.))).

Dennoch nervös machender Ärger am Nachmittag dann. Eine beanstandete Übersetzung. “Schwerwiegende grammatische Fehler, unangemessene Begriffe” usw. Ziemlich hysterisch, wie der Bozener Endkunde sich da äußerte. Der Text war zurückgeschickt mit Hervorhebungen in Gelb, aber ohne jeglichen Kommentar. Beim Durchschauen entdeckte ich zwar zwei Flüchtigkeitsfehler, aber ansonsten wüßte ich nicht. Also morgen früh alles durchkommentieren. So einfach laß ich mir das nun nicht gefallen. Mein Verdacht: den Text haben sich ItalienerInnen mit Zweisprachigkeitszeugnis (erforderlich in Südtirol, um Karriere zu machen: ethnischer Proporz, wie’s dort heißt) angesehen, die über keine sprachliche Flexibilität verfügen. Also Sprachbeamte. Ist mir schon mal passiert mit einer von der römischen Stadtverwaltung, die mal in Deutschland gelebt hatte: sie finde das Wort ‘Hommage’, das ich benutzt hatte, in keinem ihrer Wörterbücher, womit für sie scheinbar dessen Nichtexistenz bewiesen war.
Und versuchen, ein Fünkchen Ironie in die Kommentare hineinzubringen.
Dennoch nicht leicht, so etwas herunterzufahren.

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