9 thoughts on “Soeben erschienen. Kybernetischer Realismus.

  1. Bisherige Kommentare. [NOTA: Wegen der >>>> Buchfassung der Heidelberger Vorlesungen sind die bislang im Netz zugänglichen Texte auf Verlagswunsch erst einmal offline gestellt. Es gibt aber Recht und Interesse der Kommentatoren, ihre Einwände weiterhin zugänglich zu finden. Ich habe sie deshalb in diesen Beitrag kopiert.]

    >>>> walhalladada meinte am 13. Dez, 20:35:
    In der Verdinglichung leben gegen sie!
    Ist nicht die ganze ‘Bloggerei’ implizit der anonymisierten ‘nick names’ ein solches Unterfangen? Die damit einhergehende, durchaus lustvolle Selbstverdinglichung kann ja auch als putative Abwehr einer fremdbestimmten Verdinglichung (durch ‘mächtigere Subjekte’, oder sagen wir besser ‘Strukturen’) gelesen werden…Ganz eins bin ich mit dem der Poetik zugewiesenen Blick ‘vom Trash aufs Humanitäre’, wobei ich mich fragen muss, ob dieser Blick bei der bislang praktizierten Pathetisierung des Trash hängenbleiben kann, oder es vlt. andere Strategien für das unzweifelhaft verdinglichte Bewusstsein geben kann, eben dieses anerkennend zu unterlaufen….

    albannikolaiherbst antwortete am 14. Dez, 07:35:
    @walhalladada.
    Das ist ein ausgezeichneter Gedanke bezüglich der “Bloggerey”, auf den ich selbst noch überhaupt nicht gekommen bin; manchmal genügt nur ein Perspektivwechsel. Mit der Pathetisierung aber, die ich in der Vorlesung anspreche, meine ich gerade n i c h t den Trash; der pathetisiert nämlich nicht, sondern, wenn, dann zitatig… das aber ist dann eben kein Pathos (das ja “Leid” bedeutet). Ich meine hier, >>>> genau wie Krausser daß wieder heißer Atem in die Dichtung muß, nicht etwa ironische (“uneigentliche”) Distanz. Der Trash nimmt den ironischen Blick und verordinärt ihn, er ist nahezu immer altmännergeiles Schenkelklatschen, gerade bei Tarantino, man kann das kaum aushalten, solch ein Gemeines hat das. Sehr wahrscheinlich ist es eine Reaktionsbildung auf Verdinglichung, so, wie in Splatterfilmen die Leute lachen, wenn die blutigen Körperfetzen durchs Bild fliegen: Das ist A b w e h r. Der ist Annahme entgegenzusetzen, glaube ich. Ernst Jünger, in seiner affirmativen Ästhetisierung des Grauens, war da sehr viel weiter als jeder “Ironiker”. D a s wäre das Pathos.

    walhalladada antwortete am 14. Dez, 15:16:
    Lieber Herr Herbst,
    das Missverständnis ist in diesem Fall wohl ein perspektivisches…Nicht der Trash pathetisiert, sondern er wird pathetisiert – das sehe ich zumindest als vorherrschende Strategie der modernen Kunst, die in der Pop-Art mit Händen zu greifen ist…
    Diese emphatische Hinwendung der Kunst zum Trash wäre ohne Ironie ja gar nicht zu bewerkstelligen. Das färbt ab und unter der Hand gerät auch das Pathos des ‘Kunst-Wollens’ in den Sog der Ironie. Wenn es richtig ist, dass der Ironie, nach Freud, die Funktion zukommt, die ‘verdinglichte’ Seele zu schützen, dann ist jeder ironischen Strategie letzendlich doch eine sich abfindende Anerkennung des ‘Schadens’ inhärent. Nicht von dieser Anerkennung seiner ‘Zugerichtetheit’ muss man wegkommen, wohl aber von diesem der Ironie inhärenten ‘Sich-Abfinden’. Wer sich abfindet, lebt verkehrt. Ich zitiere bewusst nicht ‘Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt’, denn dieses ‘Sich-nicht Abfinden’ betrifft doch zunächst immer auch die
    e i g e n e n Abwehrmuster!

    albannikolaiherbst antwortete am 14. Dez, 16:03:
    @walhalladada.
    Das ist ganz in meinem Sinn argumentiert. Ironisierung des Pathos’ als letztendlichen Pathos-Verlust – und auch noch als die Freude darüber, daß man es – und alles Eigentliche – mitverlor.

    [Im Gedränge, deshalb nur kurz, aus dem ICE.]

    albannikolaiherbst meinte am 17. Dez, 07:58:
    Eine weitere öffentliche Diskussion der Zweiten Vorlesung.
    Finden Sie >>>> d o r t.

    1. @sick. Finden Sie Ihren Kommentar hier richtig aufgehoben, oder wollten Sie ihn nicht vielmehr zur Illustrierung >>>> desdorts einstellen?

      7.01 Uhr:
      Nachdem ich den Text jetzt gelesen habe, finde ich Ihren Link auf >>>> Szepanski hier jetzt d o c h richtig, zumal dieser statt >>>> Vergils Kälte (seinem “praktischen Ästhetizismus”) eine Art houellebecq’scher Laxheit (die intellektuell-profanierende Geste Tarantinos) inszeniert.

  2. warum? … nicht dem Verlag erklären, dass sein Wunsch gegen die Gesetze eines freien Diksurses verstößt und zugleich ziemlich dämlich ist. Wer glaubt, aufgrund veröffentlichter Textpassagen im Internet deswegen weniger Printmasse zu verkaufen und nicht umgekehrt mehr, ist so jenseitig, dass man sich hier – werter Herr Herbst – doch auf eine Grundsatzdiskussion mit dem Brötchengeber einlassen könnte. Oder hört Ihre revolutionäre Befindlichkeit an der Verlagsschwelle abrupt auf?

    1. Immer wieder hübsch. Wenn jemand seine Sparsamkeit mit Ideologie rechtfertigt.

      [Die Texte standen fast ein Jahr lang im Netz, jetzt sind sie halt im Netz – vergriffen. Wie jeder andere an etwas wirklich Interessierte, besorgt man sie sich dann anderswo. Wenn das keine Zeit kostet, kostet es Geld. So ist das.]

    2. nein gar nicht hübsch … möglich wäre es aber auch, dass ich zufällig zu ihnen gespült wurde, interessiert war und inspiriert und gerne mal irgendeine passage gelesen hätte, bevor ich das buch kaufe. ich also nicht zu denen gehöre, die mehr als ein jahr kostenlos die passagen reflektierten und nun enttäuscht sind, dass sie abgezogen wurden, sondern eben zu denen, die gerne mal ein texthäppchen in den mund nehmen würden, bevor sie den ganzen braten kaufen. befremdet also, dass sie, der sie mich nicht kennen, mir sofort unlautere motive unterstellen und eben nicht den kern des arguments ernst nehmen, der die verlagspraktik als eine form der kurzsichtigkeit ausweist, gegen die man ankämpfen / anargumentieren sollte. mehr nicht. nicht weniger!

      ps: ich zieh mich an der eigenen nase und denke, dass ich nichts anderes erwarten konnte, wenn ich am schluss, ihre “revolutionäre befindlichkeit” öffentlich in frage stelle. das war nicht notwendig, klar. war eine kleine spitze, um sie zum antworten zu bewegen. schade, dass sie – ob dieser kränkung – in ihrer replik nur mehr die spitze sehen konnten und nicht das, worum es ging.

    3. @coyote05. Dann: Entschuldigung.
      Tatsächlich gibt es in Der Dschungel nach wie vor auch mit vielen Kommentaren diskutierte Textstellen aus den Entwürfen zu den Vorlesungen, etwa >>>> hier und >>>> hier, freilich noch ungeordnet und zuweilen im Skizzenzustand. Insgesamt können Sie die Richtung meiner Thesen >>>> in dieser Rubrik mitverfolgen. Hinzukommen, als pdf’s, viele Essays und Vorträge, die Sie im >>>> Archiv meiner fiktionären Website finden, frei herunterladbar, nach wie vor.
      Ich halte es prinzipiell so: Solange Texte nicht in Druckform vorliegen, mache ich sie frei zugänglich; liegen sie als Druckform vor, kommt es darauf an, was der Verlag sagt, einfach deshalb, weil man mit einem Verlagsvertrag die Verfügungsrechte überträgt, diese also dann nicht mehr bei mir liegen; es handelt sich um ein Rechtsverhältnis, das Treue erwarten darf. Texte dennoch weiterhin im Netz zugänglich zu machen, bedarf der Genehmigung des Verlages, um die ich jeweils eigens bitten muß. Das ist manchmal unkompliziert, etwa bei höheren Auflagen ab 4000 Exemplaren; da wirkt sich Netzverfügbarkeit de facto als hilfreich aus. In dieser Hinsicht meine ich, daß Sie tatsächlich recht haben. Nicht so bei kleinen Auflagen, die ensprechend teuer sind.
      Ich bin, nebenbei bemerkt, bei Buchpreisen sehr ambivalent; nichts zeigt so sehr den Werteverfall in der Schriftkultur wie ein Spaziergang durch Wohlthat’s u n d: die Masse der Druckerzeugnisse, die inflationär ist. Deshalb bin ich sehr geneigt, den Verlegern kleiner, sehr limitierter Auflagen weitgehend entgegenzukommen. Mit meiner prinzipiellen Haltung zum Netz hat das nichts zu tun. (Es ist mir natürlich auch bekannt, daß zum Beispiel gerade ein Riese wie deGruyter Netz- und Buchpublikation über radikale Zusammenarbeit mit Google entschieden parallelisiert. Aber diese Entscheidung liegt eben beim Inhaber der Verfügungsrechte, nicht beim Autor, der wiederum selbstverständlich, macht ein Verlag Bücher öffentlich zugänglich, dieses entgolten bekommen muß.)

    4. spät aber doch .. auch mein dank an sie zurück. ist energetisch ziemlich daneben, wenn man einen dialog so beginnt. vielleicht fangen wir nochmal von vorne an … werde jedenfalls ihr buch lesen, das ist gewiss — wenn die ALMBLITZ-reise ins all zu ende ist http://almblitz.twoday.net/stories/5311382/ sollte ich zeit haben. bis dahin drücken sie mir die daumen und: zur ausstellungseröffnung am mittwoch in wien sind sie natürlich herzlich eingeladen!

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