III,106 – Negierte Linientreue

Wieder in der Küche gesessen irgendwann, was öfter geschah am Nachmittag, denn die Arbeit wollte, obwohl sie voranging, nicht vorangehen, vielleicht weil sie es schaffte, in einer Art Automatismus ohne mich voranzugehen, und mich als Lenker eines Fingerzehngespanns gebrauchte. Der Kopf litt darunter und alle Poren der Wohnung nach außen hin offen. Da dann im Taubengegurr ein sich aufblähendes Windgebraus (mit Vorstellungen von zuschlagenden Fenstern, schlimmer noch herumwirbelnden Papieren). Schienen aber doch nur Autos gewesen zu sein, die auf der anderen Seite des Platzes vorbeifuhren. Und obwohl ich genau versuchte zu unterscheiden, war es letztendlich nicht wirklich unterscheidbar in jenen fünf Minuten. Natürlich ging’s bei solchen Küchenbesuchen auch darum, ein paar Worte zu wechseln, was draußen aber auch drinnen sowieso ständig geschah: “Buona giornata a te! – Grazie, anche a te!” Aber beim Kaffeekochen mit aufgedrehtem Gashahn fing es immer stärker an, nach Gas zu riechen. Ich selbst hatte ja versucht, den Schlauch zu wechseln, es war mir aber nicht gelungen ihn abzuziehen. Auf die Idee ihn abzuschrauben, kam erst der Besuch heute. Bei einer solchen Schlauchstruktur hätte ich lange ziehen können und wahrscheinlich weiterhin gedacht, daß ja alle Poren der Wohnung offen seien und somit nichts passieren könne. Jacques le Fataliste. Zudem fand der Besuch einen Schlauchanschluss unter dem Spülbecken. Auf eine solche Idee wäre ich auch nie gekommen. Flugs wurde der eine im Hof hängende Schlauch angeschlossen und die Pflanzen vor der Tür begossen. Nun war da aber noch ein anderer Schlauch und zumal der umsonst gekaufte Gasschlauch. Und auf ging’s: Coop, Weinkeller, Ferramenta (Eisenwarenhändler), um den richtigen Schlauch und Wasserschlauchverbinder zu kaufen. Am Ende war das Gasproblem gelöst und die drei Schläuche miteinander verbunden, um die schon etwas leidenden Beete zu begießen. Sie habe fast mal Technik studiert. Somit sind von alten Problemen zumindest drei bzw. vier gelöst. Insofern wäre unbewußt im neulichen Hamann-Zitat von der Menge kleiner Inseln, “zu deren Gemeinschaft Brücken und Fähren der Methode fehlten der Begriff “Techne” unbewußt vorweggenommen, und ich tatsächlich einer, der auf Wasser gehend, ersauft, weil ihm die Techne fehlte. Mir wird Ihr partheyisch Lob und Ihr partheyischer Tadel gleich angenehm seyn… (Hamann, Sokratische Denkwürdigkeiten), denn ersteren verdiene nicht ich, mit letzterem wäre eher zu rechnen, was mich betrifft. Sozusagen der Dreiecksumschluss zu gestern: C visiert A an und vergißt, daß zum Verlassen der simplen Linie ein B gehört. Dies die Lehre des Dreiecks.

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