[Unterstreichungen sind die Betonungen, also
je die deutsche Entsprechung zur antiken Langsilbe.
Die direkt aufeinanderfolgenden Betonungen
sind Spondeen.]
je die deutsche Entsprechung zur antiken Langsilbe.
Die direkt aufeinanderfolgenden Betonungen
sind Spondeen.]
Atmosphäre, verloren, gewesenes Tier, das zum Sterben
kauert… die schmerzenden Bindehäute verkrustet… so siecht es?
Floh‘s nur, weil w i r es vertrieben? So hockt es versteckt? (Und es lauert?)
Wenn uns Geist von den Körpern so ablöst, w o bleibt denn W e l t dann?
Wo bleiben w i r? Er kennt nicht, zweiwertig ist er, die l i c h t e n
Schatten und gegen die dunkleren trat er, die Leidenschaft scheuend
wie einen Irrtum von Irren, an. Moderat korrigiert er
Emotion ins politisch Korrekte, damit es, das Tier, nichts
reißt. Doch Vereinen heißt i m m e r auch Nehmen. Fortnehmen heißt es,
Autonomie zu gefährden, das Ich. Niederzureißen,
ab– und es wegzureißen von unsren monadischen Leibern.
Geist ist lauwarm und zeugt nicht. Er dämpft. Harmonie, weil sie ausgleicht,
geht auf Kosten der Schöpfung, sieht nur noch Moral, ein schales,
demokratisches non consensual, das jedes Erregen
regulativ erstickt und das bleibende Tier vegetarisch
aushungert. Geist aber weht, verblasen, durch gittergleiche
Koordinaten von Ordnung, in denen in sich keine Frau mehr
leiblich das Weib erkennt und im Mann nicht länger mehr Männer,
die es sich nehmen. Und er sieht die Frau nicht mehr leiblich,
weil er‘s nicht darf, einander erkennen, noch daß er in seiner
Mutter eine erkennt, die ihn b l u t e n d gebar und empfing ihn
naß, ach so voller Geilheit! Schön werden davon die Kinder.
Von LH,
Komm, ins offene Freund, ab und zu ( formal meine ich… ) das macht die Elegien sprachlich moderner… “
….und dem Lauf der Regnitz verwandter, ergänze ich.
@Montgelas. Die Regnitz ist völlig b e g r a d i g t – jedenfalls in Bamberg.
Ich habe alle drei Ausdrucke der 1. Elegie hier liegen und lese „wieder“. Das nötige Rüstzeug fehlt mir, um die Texte vor dem Hintergrund der reinen Verslehre beurteilen zu können – ich gehe immer nach meinem Gefühl und suche den Augenblick in dem sich Text bei mir einnistet, und ich achte darauf, wie er sich einnistet.
Gut vorstellen kann ich mir, daß Sie die erste Fassung unter einem ganz bestimmten Eindruck, einem Gefühl und aus einem Ihrer Denke entsprechenden Blickwinkel schrieben. Jetzt, nachdem Zeit verging, schrieben Sie die zweite Fassung – eben wieder aus einem anderen Blickwinkel heraus.
Nun kommt es mir so vor, daß Sie mit der strengen Hexameterform die inhaltliche Subjektivität der ersten beiden Fassungen ins Allgemeine fließen lassen, diese auflösen, aber gleichzeitig komprimieren.
Zur Erläuterung: Bei der ersten Fassung lese ich, habe keinen Abstand zum Text, dieser kriecht förmlich in mich hinein; es ist solch eine Dichte in diesen Worten – ein Gefühl entsteht im Vordergrund und dann erst prägt sich der Text bei mir ein. Den strengen Hexameter kann ich (meine eigene Subjektivität ist mir hier bewußt) besser lesen, aber irgendwie mit Abstand, vielleicht, weil ich die ersten beiden Fassungen kenne und automatisch diese Inhalte im strengen Hexameter komprimiert „wiederlese“. Der Text an sich bekommt bei mir im Hexameter Prio 1, ich kann diesen allerdings nicht lesen, ohne um die Inhalte eben der ersten beiden Fassungen zu wissen.
Ich finde auch nicht, daß der Inhalt im Hexameter „fest-geschrieben“ ist, ich empfinde genau das Gegenteil. Ein Text ist mir ganz nah, wenn der beschriebene Inhalt (der aus dem Hintergrund, um den ich ja durch die Kenntnis der ersten beiden Fassungen weiß) sich im Wort an sich, im Vers und letztendlich im ganzen Text ausgedrückt auflöst (vielleicht sollte ich hier an dieser Stelle nicht von “auflösen” sprechen, sondern von “lösen”).
@ Svarupa. Form-Fragen. Bambeger Elegien. Das ist eine für mich äußerst wichtige Rückmeldung. Danke. Ein wenig schwimme ich noch und kann nicht recht einschätzen, wie die Elegien auch auf mich selbst wirken, nun, während ich – nach >>>> meinem Scnnellehrgang durch Kühlmann – alles auf die strenge Form umbaue (was nicht nur rhythmische Probleme aufwirft, sondern in die Bilder hineinstrahlt, auch in die Begrifflichkeiten, die Wörter, was wiederum zu ganz anderen ‘auratischen’ Höfen führt). Meine letzte Entscheidung, w i e ich den Elegien schließlich die Imprimatur erteilen werde, kann erst erfolgen, wenn s ä m t l i c h e Elegien bearbeitet sind. So viel aber weiß ich schon jetzt: Mein Hauptproblem mit den ersten Fassungen besteht darin, daß sehr vieles schlicht noch falsch gewesen ist, auch in den Bildern, und in nicht wenigen Formulierungen. (Interessierte Leser können das in den esten dreißig Dokumentationen der >>>> BAMBERGER ELEGIEN nachlesen; mir ist es für Die Dschungel wichtig, daß g e r a d e Arbeitsprozesse veröffentlicht werden und daß man auch Irrtümer und Fehler mitbekommt; bei allem Klassizismus und trotz meiner zunehmend konservativen Haltungen bin ich kein Klassiker, sondern bleibe einer Romantik verpflichtet, die auf dem Prozeß besteht und nicht so tut, als wäre alles immer schon fertig.)
Das nächste Problem, das ich mit den bisherigen Fassungen habe, besteht darin, daß natürlich jeder mit Verslehre Vertraute m e r k t, was ich will, aber er merkt eben dann auch, daß das Ergebnis noch nicht stimmt. Das birgt die Gefahr, daß die Elegien als gescheiterte abgetan werden, ohne sich um den Inhalt in irgend einer Weise zu kümmern. Gerade in meiner heiklen Stellung im Literaturbetrieb ist d a s absolut zu vemeiden; ich bekomme keinen goodwill, sondern stets nur Vorbehalt; da mag ich nicht auch noch die Argumente liefern, die dann öffentlich gegen mich ins Feld geführt werden. Also bin ich – schon aus Selbstschutz – auf schließliche Perfektion geradezu verpflichtet. Allerdings wird sicher Verleger Dielmann noch einige Wörtchen, im Lektorat, mitreden.
Mei innerer Plan sieht übrigens vor, die strenge Form im Laufe der Elegien, etwa ab der vierten, aufzulockern, als spülte der Fluß die Ufer weg. Und auch kleine Inseln will ich einbauen, kleine lyrische Stücke, die g a r nichts mehr mit dem Hexameter zu tun haben. Dafür, um das ästhetisch zu rechtfertigen, müssen aber zumindest die ersten drei Elegien hexametrisch vollendete sein.